1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Mega-Börsengang von General Motors

18. November 2010

Die Insolvenz von General Motors ist noch frisch in Erinnerung, da geht der amerikanische Autobauer schon wieder an die Börse. Es ist der weltweit größte Börsengang. Und das zum großen Teil dank chinesischer Autokäufer.

https://p.dw.com/p/QCIV
Der Ticker von Morgan Stanley am New Yorker Times Square (Foto: AP)
Dank Milliardenhilfen ist GM wieder auf den BeinenBild: AP

Es ist noch nicht einmal 16 Monate her, da musste der amerikanische Staat den einst weltgrößten Autobauer General Motors mit knapp 50 Milliarden Dollar aus der Insolvenz retten. Es folgte eine schmerzhafte Umstrukturierung der amerikanischen Industrie-Ikone: 14 von 47 Werken wurden geschlossen, vier Automarken geschlossen oder verkauft und mehr als 100.000 Jobs abgebaut.

Nun ist er wieder da. Der einstige Pleitekonzern kehrte am Donnerstag auf das Börsenparkett zurück. Mit einem Volumen von 23 Milliarden Dollar ist es der weltweit größte Börsengang der Geschichte. Für die amerikanische Regierung bedeutet das: Ihr Anteil an GM schrumpft von 61 Prozent auf rund die Hälfte und es können weitere Schulden abgetragen werden. Fast zehn Milliarden Dollar hat GM im Zuge des Insolvenzverfahrens bereits zurückgezahlt.

Schwarze Zahlen dank Wachstumsmärkten

Firmensitz von General Motors in Detroit (Foto: AP)
Detroit: Der Konzern-Sitz von GMBild: AP

Der Motor von GM brummt wieder - das belegen auch die Unternehmenszahlen. Im dritten Quartal dieses Jahres machte der Autobauer einen Gewinn von zwei Milliarden US-Dollar. Den größten Anteil davon in Wachstumsmärkten wie China. Nachdem in den USA seit der Krise die Verkaufszahlen von Autos um 40 Prozent eingebrochen sind, ist China zum größten Fahrzeugmarkt der Welt aufgestiegen.

Allein im vergangenen Jahr verkaufte GM dort ein Viertel seiner Autos. "Für uns ist China eine Erfolgsgeschichte. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre konnten wir den Marktanteil von drei auf 13 Prozent ausbauen", wirbt GM-Direktionsmitglied Chris Liddell in einem Internet-Video für den Börsengang. Man wolle in China noch aggressiver auftreten, um weitere Marktanteile zu gewinnen.

GM hat Volkswagen überholt

Dass der Konzern seine Stärke in China und anderen Schwellenländern weiter ausbauen will, überrascht nicht, denn dort werde sich das Rennen um künftiges Wachstum entscheiden, sagt Bob Schulz, Auto-Kreditanalyst bei der Ratingagentur Standard & Poor’s in New York. "Wenn wir uns Brasilien und China anschauen, dann stellen wir fest, dass sich diese Märkte während der Krise viel besser behauptet haben." Für das Wachstumsland China wird bis 2020 eine Fahrzeugdichte von 115 Wagen auf 1000 Einwohner prognostiziert. Heute sind es etwa 20 pro Tausend.

GM ist im Reich der Mitte nach eigenen Angaben Marktführer. Auf Platz zwei liegt der deutsche Konkurrent Volkswagen. "Was unsere Bewertung aus finanzieller Sicht betrifft, so steht Volkswagen besser da als GM", sagt Autoanalyst Schulz. Toyota, der weltweit größte Autoproduzent, habe in China hingegen nur einen kleinen Marktanteil.

Heiß umkämpfter Markt

Der Börsengang spült nicht nur Geld in die Kassen, durch ihn werden auch die Verbindungen von GM nach China enger. Der chinesische Autobauer SAIC, der eine gemeinsame Tochtergesellschaft mit GM betreibt, hat Anteile in Höhe von knapp 500 Millionen Dollar an GM erworben.

Ein Elektro-Auto von General Motors wird in China auf einer Messe vorgeführt (Foto: AP)
Auch mit Elektroautos will GM den chinesischen Markt erobernBild: AP

Allerdings dürfte das weitere Wachstum in China für ausländische Autobauer insgesamt schwieriger werden, sagt Schulz von Standard & Poor’s. "Viele Autobauer wollen in den Wachstumsländern expandieren, was ein Risiko darstellt, weil es dann möglicherweise ein Überangebot an Autos gibt." Schulz ist der Ansicht, dass die ausländischen Autobauer, die schon lange in China sind, jedoch nicht einfach von anderen Wettbewerbern verdrängt werden können. Angesichts des größeren Wettbewerbes werde es in Zukunft aber schwieriger, einen höheren Marktanteil zu gewinnen.

Ein interessanter Automarkt verspricht auch Indien zu werden. Von der einen Milliarde Menschen haben bislang nur wenige einen eigenen Pkw, das dürfte sich aber künftig ändern. Eine aufstrebende Mittelschicht sorgt dafür, dass die Autoverkäufe steigen und Indien nach China den am schnellsten wachsenden Pkw-Markt hat. Bislang konnte GM in Indien noch nicht so recht Fuß fassen. Nun plant der Konzern zusammen mit dem chinesischen Partner SAIC, den indischen Markt zu erobern und den heimischen Platzhirschen Tata Motors und Maruti Suzuki den Rang abzulaufen.

Autor: Insa Wrede

Redaktion: Klaus Ulrich