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Wer wird Weltbankchef?

Insa Wrede24. März 2012

Die USA haben ihren Kandidaten für den Chefposten der Weltbank nominiert. Danach soll der Mediziner Jim Yong Kim die Nachfolge von Robert Zoellick antreten, der Ende Juni abtritt.

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Jim Yong Kim und Barack Obama (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

US-Präsident Barack Obama will einen gelernten Mediziner als Nachfolger des scheidenden Weltbank-Präsidenten Robert Zoellick nominieren. Jim Yong Kim, ein gebürtiger Koreaner und Präsident des Dartmouth College, leitete früher die Abteilung zur Bekämpfung von HIV/AIDS bei der Weltgesundheitsorganisation WHO. "Es ist an der Zeit, dass ein Entwicklungsexperte die weltgrößte Entwicklungsorganisation leitet", sagte Obama in Washington. Beobachter werteten die Entscheidung als Zugeständnis der USA an die Entwicklungsländer, die die Dominanz der USA in der Weltbank kritisieren. Kim soll demnach auf dem Posten vor allem mit seiner großen internationalen Erfahrung punkten.

Für die Entwicklungs- und Schwellenländer hat die Entscheidung, wer neuer Weltbankchef wird, bedeutsame Folgen. Denn die Sonderorganisation der Vereinten Nationen hat die zentrale Aufgabe, die weltweite Armut zu bekämpfen. Dafür vergibt sie bei Bedarf Kredite an ihre 187 Mitgliedsstaaten und finanziert Projekte der Entwicklungshilfe.

USA haben das Sagen

Außerdem ist die Weltbank weltweit an Projekten zur Armuts- und Korruptionsbekämpfung beteiligt. Die erstarkenden Entwicklungs- und Schwellenländer sind schon seit einigen Jahren nicht mehr mit der Dominanz der Amerikaner einverstanden. Da aber die westlichen Partner die Mehrheit der Stimmenanteile halten, haben sie immer noch das Sagen.

Obwohl den Schwellenländern so gut wie keine Chance zugerechnet wird, den Chefposten der Weltbank mit eigenen Kandidaten zu besetzen, haben sie trotzdem Bewerber ins Rennen geschickt. Nominiert wurde der Kolumbianer José Antonio Ocampo, ein angesehener Wirtschaftswissenschaftler, Soziologe und Diplomat, der als sehr qualifiziert für den Posten gilt. Ocampo hat Professuren an Hochschulen in Kolumbien, Brasilien, Peru, Chile und den USA. Außerdem war Ocampo Generalsekretär der Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik. Und er wirkte als Berater für die Weltbank, die Interamerikanische Entwicklungsbank und das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen.

Entscheidung Ende April

Am Freitag meldete der südafrikanische Finanzminister Pravin Gordhan die Kandidatur von Nigerias Finanzministerin Ngozi Okonjo-Iweala an. Sie war mehr als 20 Jahre bei der Weltbank tätig und brachte es bis zur geschäftsführenden Direktorin. Den Posten gab sie auf, um in ihrer Heimat Nigeria 2011 zum zweiten Mal als Finanzministerin anzutreten. Die energische Frau kämpfte gegen Korruption und für mehr Transparenz in den Ministerien. Sie baute Schulen auf, verbesserte die Versorgung mit sauberem Wasser und den Zugang zum Gesundheitssystem für die arme Bevölkerung. Sie sorgte durch Abkommen mit internationalen Kreditgebern für die Verringerung von Nigerias Staatsschulden und erzeugte durch ihre Reformen eine Wende in der nigerianischen Wirtschaft.

Ende April wird der 25-köpfige Weltbank-Exekutivrat entscheiden, wer die Nachfolge des im Juni ausscheidenden Robert Zoellick einnimmt. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es der Kandidat der US-Regierung sein wird. Denn seit der Gründung der beiden Institutionen Weltbank und Internationaler Währungsfonds (IWF) vor fast 70 Jahren gilt als ungeschriebenes Gesetz: An der Spitze des IWF steht ein Europäer, und die Weltbank wird von einem US-amerikanischen Chef geführt.