Medien und Bildungsauftrag: Erfolg ist nicht unmoralisch
25. Juni 2012„Was ist die richtige, was die falsche Botschaft?“, so fragte Professor Franz Josef Radermacher in seiner Keynote zum Auftakt des diesjährigen Deutsche Welle Global Media Forum in Bonn. Die Frage müsse gestellt werden, wenn es um den Bildungsauftrag der Medien gehe, so Radermacher, Mitglied des Club of Rome. Denn niemand habe die alleinige Wahrheit gepachtet – auch nicht im Namen der Pressefreiheit.
Radermacher diskutierte am Montag, 25. Juni, im World Conference Center mit weiteren Experten über das Thema „Quote oder Qualität? Medien zwischen Erfolgsdruck und Bildungsauftrag“.
Es liege auf der Hand, dass Medien ein Interesse daran hätten, Ideen zu transportieren, sagte der Professor für Informatik an der Universität Ulm. Doch durch unterschiedliche Sichtweisen auf Themen sei der „manipulative Charakter der Berichterstattung“ nicht zu unterschätzen. Und: „Je nach Besitzverhältnissen und Wirtschaftskraft sind sie in der Lage, Ideen zu verbreiten. Doch sie alle haben ein gemeinsames Ziel: erfolgreich zu sein. Wer die Bildung als seine Mission betrachtet, muss versuchen, erfolgreich zu sein. Verlierer haben langfristig keinen Einfluss.“ Es komme auf die richtige Balance an, betonte Radermacher: „Es ist nichts Unmoralisches dabei, wirtschaftlich erfolgreich zu sein.“
„Mix aus Bildung und Entertainment“
Charlotte Cole, Vizepraesidentin von „Global Education, Sesame Workshop“, vertrat für ihre spezielle Zielgruppe der Kinder den Bildungsauftrag ihres Projekts: „Kinder brauchen den Wandel und seine Vermittlung über Beispiele, die ihre Welt widerspiegeln“. Cole plädierte für die Kombination aus Bildung und Entertainment.
Auch Lynne Weil, Sprecherin des BBG (Broadcasting Board of Governors), USA, vertrat die Auffassung, das Ziel der Medien sei, „einen gesunden Mix aus Bildung und Entertainment zu generieren“.
Michael Shvidkoy, Berater des russischen Praesidenten, erklärte: „Wir leben in einem Ozean von Informationen. Wir verstehen sie nur nicht.“ Die Frage sei, ob das Fernsehen hier eine „Mission“ sehe oder sich als „kommerzielles Produkt“ begreife. „In jedem Fall ist Fernsehen ein Spiegel des realen Lebens“. (Mirror of real life).
„Eine riesige Verantwortung“
Medienunternehmer Traver Ncube, Suedafrika, berichtete eindringlich aus der Perspektive Afrikas. Nach wie vor werde der Kontinent von den westlichen Medien aus negativer Sicht wahrgenommen: Armut, Hunger und Sklaverei: „Doch unsere Rolle als Journalisten muss die sein, sich für unser Volk zu engagieren, für unser Publikum relevant zu sein und mit den Menschen zusammenzuarbeiten. Das ist eine riesige Verantwortung.“