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Medaillenpremieren für Außenseiter

Thomas Klein (sid, dpa)8. August 2016

Judoka Majlinda Kelmendi gewinnt in Rio die erste Goldmedaille für den Kosovo. Der Triumph sorgt für große Gefühle und Tränen des Glücks bei der 25-Jährigen. Auch auf den Philippinen wird gejubelt.

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Rio Momente 07 08 Judo Kosovo Majlinda Kelmendi
Bild: Reuters/T. Hanai

Mit der Goldmedaille um den Hals kamen Majlinda Kelmendi immer wieder die Tränen. Die 25-Jährige atmete tief durch, dann lauschte sie glücklich lächelnd der Nationalhymne des Kosovo. Es ist das erste Mal, dass das kleine Land bei Olympia antritt, und Kelmendi hat auf der Judo-Matte für ihre Heimat bei den Sommerspielen in Rio die erste Goldmedaille gewonnen. "Ich wollte einfach nur weinen, es war so besonders", sagte Kelmendi über den Moment der Siegerehrung, als IOC-Präsident Thomas Bach ihr die Olympia-Medaille überreichte.

Danach nahm er die 25-Jährige in den Arm und flüsterte ihr etwas ins Ohr. "Du erinnerst dich, wir hatten einen Deal. Du hast es jetzt geschafft und ich freue mich sehr", verriet Kelmendi, was ihr der Präsident zu sagen hatte. "Diese Worte haben mich zum Weinen gebracht. Seine Worte machen mich stolz, ich möchte ihm danken. Er hat uns so sehr unterstützt." Bach war vor einem Jahr in den Kosovo gereist und hatte die Judoka besucht. "Er hat mir gesagt: Ich bin hier, um dich zu unterstützen und ich will, dass du die Goldmedaille gewinnst", berichtete Kelmendi nach ihrem Gold-Triumph.

"Wir haben den Krieg überlebt"

Doch nicht nur bei der Olympiasiegerin brachen alle Dämme. Auch in Kelmendis Heimat war der Jubel grenzenlos. "Majlinda ist golden, Kosovo ist golden! Lasst uns diesen Meilenstein zusammen feiern", freute sich ein euphorisierter Premierminister Isa Mustafa in der Hauptstadt Pristina. "Was manche Länder nicht in Jahrzehnten zustande gebracht haben, hat unser geliebter Kosovo durch unsere glorreiche Heldin bereits bei seinen ersten Spielen geschafft." Kosovo, das sich 2008 von Serbien unabhängig erklärt hatte, ist dank Kelmendi kein weißer Fleck auf der Landkarte des Weltsports mehr. "Diese Goldmedaille bedeutet sehr viel für Kosovo", sagte Kelmendi: "Wir haben einen Krieg überlebt, manche Kinder wissen immer noch nicht, ob ihre Eltern noch leben, haben nichts zu essen, keine Schulbücher. Ich sage der jungen Generation in Kosovo heute: Ihr könnt alles werden, was ihr wollt. Sogar amerikanischer Präsident."

Rio 2016 Judo Majlinda Kelmendi Kosovo
Majlinda Kelmendi (r.) bejubelt ihren Sieg in RioBild: Getty Images/L. Griffiths

Auch auf den Philippinen wird gefeiert

Partystimmung herrscht derzeit auch auf den Philippinen. Das asiatische Land feiert die erste Olympia-Medaille für eine weibliche Athletin überhaupt. Die Gewichtheberin Hidilyn Diaz gewann am Sonntag Silber in der Kategorie Zweikampf bis 53 Kilogramm. Die 25 Jahre alte Tochter eines Rikscha-Fahrers begann mit dem Gewichtheben vor 14 Jahren, nachdem sie ihren Cousins dabei zugesehen hatte. Es ist ihre dritte Olympia-Teilnahme. "Ich habe mich so sehr angestrengt. Ich bin oft gestrauchelt", sagte Diaz. "Ich wollte aufgeben, aber jetzt haben sich all meine Opfer gelohnt." Die letzte Medaille gab es für die Philippinen 1996 durch den Boxer Mansueto Velasco.

tk/og (sid, dpa)