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Mazedonien fühlt sich von EU verraten

11. März 2016

Mazedonien sieht sich von der Europäischen Union in der Flüchtlingskrise im Stich gelassen. "Ich habe verstanden, dass wir Europa egal sind", zeigt sich Präsident Ivanov zerknirscht.

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Mazedonien Präsident Ivanov
Bild: picture-alliance/AA/M. Sulooca

In einem ausführlichen Interview mit der "Bild"-Zeitung machte der mazedonische Staatschef seinem Unmut richtig Luft. Sein Land bezahle in der Flüchtlingskrise jetzt "die Fehler der EU" sagte Gjorge Ivanov. Als Nicht-EU-Land schütze Mazedonien Europa vor dem EU-Land Griechenland, das Flüchtlinge "einfach weitergeschickt" habe. Doch während die Regierung in Athen "jetzt schon wieder 700 Millionen Euro von der EU" bekomme, gebe es für sein Land "keinen Cent".

Man hat uns angelogen, 25 Jahre lang

Die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien sei aus Sicht der Europäischen Union "nichts, kein EU-Land, kein Schengen, keine NATO. Niemand will uns". Während die Türkei am Verhandlungstisch mit der EU sitze, sei Mazedonien lediglich "Teil der Speisekarte". "Wir waren schon immer Opfer der EU-Institutionen. 25 Jahre lang sind wir angelogen und manipuliert worden" - zog Ivanov geradezu verbittert Bilanz.

Auch die Rolle Deutschlands nahm der mazedonische Präsident kritisch in den Blick. Deutschland habe in der Flüchtlingskrise zwar in der Frage der Humanität sehr gut gehandelt, aber beim Thema Sicherheit völlig versagt, sagte Ivanov. So besitze sein Land Informationen über mutmaßliche Dschihadisten und habe diese Informationen mit Deutschland und Europa auch austauschen wollen.

Deutschland hat alles abgelehnt

"Aber keiner wollte unsere Daten. Man hat uns gesagt, ihr seid ein Drittland, wir dürfen die Daten nicht austauschen." Auch bei technischer Hilfe habe sich die Bundesregierung verweigert, "Wir brauchten Ausrüstung für den biometrischen Datenabgleich. Deutschland hat immer alles abgelehnt."

Das Westbalkanland ist seit 2005 EU-Beitrittskandidat. Am Mittwoch hatte es seine Grenzen für Flüchtlinge vollständig geschlossen. Am Donnerstag hatte Verteidigungsminister Zoran Jolevski gesagt, nach den Maßnahmen der mazedonischen Regierung zur Eindämmung der Flüchtlingsströme nach Nordeuropa hoffe man auf eine rasche Mitgliedschaft in der NATO.

haz/sc ( bild.de, dpa)