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"Mauern lösen keine Probleme"

9. November 2009

Berlin feiert mit der Welt den Fall der Mauer vor 20 Jahren. Die aus Ostdeutschland stammende Bundeskanzlerin Angela Merkel empfängt in der Hauptstadt die Gäste und eilt von einer Veranstaltung zur nächsten.

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Merkel und Clinton (Foto: AP)
Bundeskanzlerin Angela Merkel begrüßt die Gäste, hier die US-amerikanische Außenministerin Hillary ClintonBild: AP

Mit einem ökumenischen Gedenkgottesdienst in der Gethsemane-Kirche haben am Montagmorgen (09.11.2009) in Berlin die Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag des Mauerfalls begonnen. Auch Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzlerin Angela Merkel kamen in die Kirche im Stadtteil Prenzlauer Berg. Zuvor war Merkel mit der US-Außenministerin Hillary Clinton zusammengetroffen. An dem Gottesdienst nahmen auch Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sowie der Präsident des Bundesverfassungsgerichts Hans-Jürgen Papier wie auch zahlreiche Kabinettsmitglieder, Oppositionspolitiker und Bürgerrechtler teil.

Die Gethsemane-Kirche gilt als ein Zentrum der friedlichen Revolution von 1989 in der DDR und war ein Zufluchtsort für Oppositionelle. Tausende Menschen suchten die Kirche auf, um Alternativen zum Leben in der DDR zu finden. Am 7. und 8. Oktober wurde die Kirche zum Schutzraum, als bewaffnete Polizei- und Militäreinheiten den friedlichen Protesten auf den Straßen mit brutaler Gewalt begegneten.

Zugleich an die Reichspogromnacht erinnern

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, erinnerten neben dem Mauerfall auch an die Reichspogromnacht am 9. November 1938.

Bischof Wolfgang Huber (Foto: DW)
Bischof Huber erinnert an die "Macht der Kerzen und Gebete"Bild: DW

Zollitsch sagte in seiner Predigt: "Die Erinnerung an den 9. November 1989 und nicht weniger die Erinnerung an die schrecklichen Geschehnisse der Reichspogromnacht am 9. November 1938 lehren uns unmissverständlich: Mauern, ob real oder in den Köpfen und Herzen der Menschen, Mauern lösen keine Probleme." Vor 71 Jahren zündeten die Nazis Synagogen und andere jüdische Einrichtungen an. Zollitsch würdigte die Leistung der Bürger in der DDR, die sich die Freiheit erkämpft hätten.

Huber sagte, vor 20 Jahren habe man ein Wunder erlebt. "Wir erinnern uns an die Freudentränen, die Jubelgesichter, die Befreiung." Er erinnerte auch an die "Macht der Kerzen und Gebete". Zugleich mahnte der Bischof angesichts rechtsextremistischer Gewalttaten, wachsam zu sein.

Erzbischof Robert Zollitsch (Foto: dpa)
Robert Zollitsch erinnert ebenfalls an die ReichspogromnachtBild: picture-alliance/ dpa

Symbolische Schritte über die Bornholmer Brücke

Zahlreiche Veranstaltungen sollen in Berlin und anderen deutschen Städten an den Mauerfall erinnern. Am Nachmittag will die Bundeskanzlerin gemeinsam mit ehemaligen DDR-Bürgerrechtlern und Zeitzeugen zusammentreffen und über die ehemalige Grenze an der Bornholmer Straße gehen. Der Kontrollpunkt an der Bornholmer Brücke war am 9. November 1989 der erste Grenzübergang, über den die Menschen in den Westen stürmten. An diesem symbolträchtigen Gang beteiligen sich auch der ehemalige sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow sowie der frühere polnische Bürgerrechtler und Staatspräsident Lech Walesa.

Hans-Dietrich Genscher (Foto: dpa)
Hans-Dietrich Genscher dankt Gorbatschow für seinen Beitrag zum Fall der MauerBild: picture alliance / dpa

Anlässlich des Mauerfalls hat der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) Gorbatschow für seinen Beitrag zu diesem Ereignis gedankt. Er empfinde "Dankbarkeit für die Menschen, die vom Osten her die Mauer eingedrückt habe, aber auch für den Mann, der die Welt in jenen Jahren verändert hat, nämlich Michail Gorbatschow", so Genscher im Saarländischen Rundfunk. Er freue sich darauf, dass heute alle Europäer die Chance hätten, diesen Tag in Freiheit zu begehen.

Internationale Gäste und Dominosteine

Höhepunkt des Gedenktages ist am Abend das "Fest der Freiheit" am Brandenburger Tor; das einstige Symbol der deutschen Teilung ist heute zum Sinnbild der Wiedervereinigung geworden. Mehrere hunderttausend Besucher werden erwartet. Eingeladen sind zudem zahlreiche Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedsstaaten, darunter Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy, der britische Premierminister Gordon Brown und der russische Präsident Dmitri Medwedew.

Am Brandenburger Tor sollen auch die 1000 bemalten großen Dominosteine umstürzen, die den Verlauf der Mauer zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz nachbilden. Sie sollen an den Fall der Mauer erinnern.

Autor: Naima El Moussaoui (ap/dpa/epd/afp)

Redaktion: Martin Muno