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Masterplan für die Adria

Andrea Jung-Grimm/jf24. April 2002

Die deutsche Regierung unterstützt die Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus in Kroatien und Montenegro - Bürokratie und Misstrauen unter den Volksgruppen stehen im Weg.

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Hafen in Rovinj, Istrien, KroatienBild: Illuscope

Kroatien, mit seiner Küste von mehr als tausend Kilometern Länge und seinen Hunderten von Inseln einmal als "Perle der Adria" bekannt, zog bis zum Jahre 1990 Millionen von Touristen an, vor allem aus Deutschland. Diese einst lukrative Branche hat jedoch durch den Krieg in Kroatien und Bosnien-Herzegowina einen verheerenden Niedergang erlebt. Zwar belebte sich seit 1996 der Tourismus wieder, aber noch immer kommen weitaus weniger Touristen als in den Jahren vor dem Krieg. Nicht anders sieht die Lage in Montenegro aus. Auch hier bleiben die Deviseneinnahmen hinter den Erwartungen zurück.

Abkehr vom Massentourismus

Zur Stützung des Tourismus ist auf Betreiben der deutschen Bundesregierung ein so genannter "Masterplan" erstellt worden. Dafür hat Deutschland im Rahmen des Stabilitätspaktes für Südosteuropa dreieinhalb Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Der Plan zielt unter anderem darauf ab, einen Strukturwandel hin zu einem qualitativen Tourismus herbeizuführen, in Abkehr vom Massentourismus.

Konkrete Maßnahmen sind insbesondere die Modernisierung und der Neubau von Hotels und Feriensiedlungen, der Ausbau der Infrastruktur und eine verbesserte Ausbildung der Angestellten in der Freizeitindustrie. Die deutsche Regierung finanziert ein breites Spektrum von Entwicklungsmaßnahmen, die auf die Unterstützung privater Investitionen abzielen. Die Durchführung des Masterplanes ist auf mindestens zehn Jahre angelegt.

Einstieg über Modellprojekte

Zur Koordination des Masterplanes in Kroatien und Montenegro hat die Entwicklungsorganisation DEG im vergangenen Jahr in Dubrovnik ein Büro eröffnet. Ihr Geschäftsführer Volker Hermann erläutert das Vorhaben: "Dieser Masterplan sieht Modellprojekte vor. Für Kroatien sind dies die Region Dubrovnik-Neretva und zur Entwicklung eines Binnenlandtourismus die Sava-Auen mit dem Nationalpark Lonjsko polje."

Die Wahl ist auf diese zwei Gebiete gefallen, weil sie die Bedingungen für die Entwicklung eines ganzjährigen qualitativen Tourismus erfüllen. Darüber hinaus sind diese zwei Regionen wirtschaftlich wenig entwickelt. Beide Projekte messen dem Naturschutz eine besondere Bedeutung zu und streben den Wandel von einem massenhaften zu einem exklusiven und damit nachhaltigen Tourismus an.

Fehlender Blick für das Ganze

Die deutsche Entwicklungsagentur stößt bei der Durchführung des Projektes immer wieder auf Probleme. "Es ist sicherlich nicht so einfach, wenn man die politischen Rahmenbedingungen und die Frage der völkerrechtlichen Stellung Montenegros sieht", sagt Volker Hermann. "In Kroatien ist die politische Frage nicht das Problem. Dort gibt es naturgemäß andere Hemmnisse, etwa die Bürokratie, der fehlende Blick für das Ganze und die Entwicklungsstrategie des Landes."

Ein wichtiger Aspekt des Projektes ist die Unterstützung der kroatisch-montenegrinischen Zusammenarbeit. Volker Hermann ist sehr zufrieden mit dem, was bislang erreicht wurde: "Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung. Durch die Erarbeitung des Masterplans ist es nach zehnjähriger Sprachlosigkeit endlich gelungen, dass beide Länder miteinander wieder ins Gespräch gekommen sind."