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Massenprotest in Moskau

13. Mai 2012

Das Ziel ist dasselbe, die Strategie eine andere: Nach vielen Kundgebungen mit hunderten Festnahmen setzen die Kreml-Gegner auf eine neue Form des Protestes.

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Dmitry Bykov in MenschenmasseREUTERS/Maxim Shemetov (RUSSIA - Tags: POLITICS CIVIL UNREST)
Der russische Autor Dmitry Bykov beim "Spaziergang für Versammlungsfreiheit"Bild: Reuters

Rund 10.000 Menschen sind durch Moskau gelaufen, um nach eigenen Angaben ein Zeichen für Versammlungsfreiheit zu setzen. Das Besondere hierbei: Es sollte ein “Spaziergang“ sein. Keiner der Teilnehmer skandierte Slogans oder trug Plakate wie bei anderen Kundgebungen. “Es wird viel gelacht, niemand ruft Parolen“, teilte ein Beobachter der deutschen Presse-Agentur mit.

Kontrollspaziergang“

Bekannte Schriftsteller hatten zu dem “Marsch zur Verteidigung der Versammlungsfreiheit“ aufgerufen. Sie wollten einen “Kontrollspaziergang“ durch die Stadt machen, um zu erfahren, “ob man als Moskauer ohne Repressionen durch die Stadt gehen kann“, so ein Initiator. Nach Angaben der Agentur Interfax schlossen sich unerwartet Tausende dem nicht genehmigten Zug der Autoren an. Unter den Protestierenden waren viele Familien mit Kindern und älteren Menschen. Von einem Polizeiaufgebot begleitet, zog die Menschenmasse durch das Zentrum der Hauptstadt.

Der unangekündigte Riesenmarsch war Teil der Proteste gegen Präsident Wladimir Putin und eine Reaktion auf die jüngsten Massenverhaftungen. Im Dezember war Putin zum Präsident gewählt worden, Kritiker werfen ihm jedoch Wahlmanipulation vor. Die Wahl hatte eine beispiellose Protestwelle in Russland ausgelöst.

Putin war von 2000 bis 2008 bereits Präsident des Landes gewesen. Zwischen 2008 und 2012 übernahm Dmitri Medwedew das Präsidentenamt. Ihn sahen Kreml-Gegner aber lediglich als Platzhalter an, der Putin die Rückkehr ermöglichen sollte. Medwedew wird nun Premierminister. Dieser Ämtertausch, der bereits im Herbst angekündigt worden war, führte zu heftiger Kritik. Putin habe sich damit ein Machtmonopol geschaffen, so Kreml-Gegner.

Seit der Vereidigung Putins für seine dritte Amtszeit als Staatsoberhaupt am Sonntag gibt es täglich Demonstrationen in der Hauptstadt. Bei einer nicht genehmigten Demonstration nahm die Polizei 400 Menschen fest. Deshalb organisieren die Demonstranten nun sogenannte Flashmobs: Sie tauchen unangekündigt und plötzlich an einem markanten Platz im Stadtzentrum auf und bleiben dort über Nacht.

Ein solches Zeltlager, das als Protest entstanden war, war Ziel des Zuges. Bei dem “Spaziergang für Versammlungsfreiheit“ wurden keine Festnahmen gemeldet.

rk/wl (dpa, dapd)