Massaker von Haditha bleibt ungesühnt
25. Januar 2012Für eines der schwersten Kriegsverbrechen der US-Armee im Irak, das Massaker von Haditha, muss auch der letzte Angeklagte nicht mehr ins Gefängnis. Unteroffizier Frank Wuterich wurde am Dienstag (24.01.2012, Ortszeit) zwar von einem Militärgericht in Kalifornien wegen Verletzung der Dienstpflicht zu 90 Tagen Haft verurteilt. Er muss sie aber aus Verfahrensgründen nicht absitzen.
Die Einheit von Wuterich hatte am 19. November 2005 im irakischen Haditha 24 Zivilisten massakriert. Zuvor war einer ihrer Kameraden durch einen Bombenanschlag getötet worden. Die Marineinfanteristen nahmen das zum Anlass zu einem blutigen Rachfeldzug, bei dem sie wahllos Einheimische töteten, darunter zehn Frauen und Kinder. Die Tat war 2006 durch Recherchen des US-Magazins "Time" aufgedeckt worden.
Mildernde Umstände
Der heute 31-Jährige hatte sich vor Gericht schuldig bekannt, seine Dienstpflicht verletzt zu haben. Die Anklage ließ dafür den Vorwurf des Mordes in 13 Fällen fallen. Die Verfahren gegen sieben andere Soldaten waren in den vergangenen Jahren aus den verschiedensten Gründen eingestellt worden.
Das Gericht degradierte Wuterich außerdem zum einfachen Soldaten, verhängte aber keine Gehaltskürzung. Als mildernden Umstand wertete das Gericht, dass Wuterich ein alleinerziehender Vater sei.
Kritik in Haditha
Im Irak zeigten sich Angehörige der Opfer schockiert und angewidert über die US-Militärjustiz. Das Urteil sei ein "Angriff auf die Menschlichkeit", sagte Chalid Salman, Gemeinderat in Haditha und Opferanwalt.
Die USA hatten ihre letzten Truppen im Dezember aus dem Irak abgezogen. Zuvor hatte es Streit zwischen Washington und Bagdad darüber gegeben, inwieweit US-Soldaten im Irak Schutz vor Strafverfolgung genießen.
Autor: Dirk Eckert (afp, dpa)
Redaktion: Rolf Breuch