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Massaker im Kongo aufgedeckt

28. März 2010

Im Nordosten des Kongo haben ugandische Rebellen ein schweres Massaker verübt. Wie erst jetzt bekannt wurde, sind nach Angaben von Human Rights Watch bereits im Dezember 2009 mindestens 321 Menschen getötet worden.

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Mitglieder der ugandischen LRA - Lord's Resistance Army - laufen durch hohes Gras (Foto: AP)
Keine Gnade für ihre Opfer: LRA-RebellenBild: AP

"Das Massaker von Makombo ist eines der schlimmsten in der 23-jährigen blutigen Geschichte der LRA", sagte die Afrikaexpertin von Human Rights Watch (HRW), Anneke Van Woudenberg, am Samstag (27.03.2010). In einer ersten Dokumentation über die bisher nicht bekannten Vorgänge heißt es, die berüchtigte "Widerstandsarmee des Herrn" (Lord's Resistance Army - LRA) habe damals vier Tage, vom 14. bis 17. Dezember 2009, in der nordöstlichen Makombo-Region der Demokratischen Republik Kongo (DRK) gewütet. Mindestens 321 Dorfbewohner wurden getötet und weitere 250 entführt. Unter den Entführten seien auch 80 Kinder gewesen. Sie wurden zu einem fast 100 Kilometer langen Gewaltmarsch in die Ortschaft Tapili im Norden des Landes gezwungen.

Karte Afrika deutsch Kongo Kinshasa (Grafik: DW)

Brutale Gewalt gegen Männer, Frauen und Kinder

Das Massaker zeige, dass die LRA im Gegensatz zu Behauptungen der Regierungen in Uganda und im Kongo nach wie vor eine schwere Bedrohung für die Menschen in der Region darstelle. Die Attacken in der entlegenen Region des Distrikts Haute Uele seien gut vorbereitet gewesen. Wenigstens zehn Dörfer hätten die LRA-Rebellen überfallen. Sie hätten ihre Opfer zunächst gefesselt und danach mit Macheten und Äxten getötet oder mit schweren Holzknüppeln erschlagen. Teilweise hätten sie die Dorfbewohner aber auch an Bäumen aufgehängt und ihnen den Schädel eingehauen. Bei den meisten Opfern habe es sich um erwachsene Männer gehandelt. Aber auch mindestens 13 Frauen und 23 Kinder sollen die Milizen umgebracht haben. Das jüngste Opfer sei ein dreijähriges Mädchen gewesen, das die Täter verbrannten, heißt es in dem Bericht von Human Rights Watch.

Ein kleines Mädchen sitzt vor einer Frau auf einem Bett im Krankenhaus von Dorouma im Kongo (Foto: AP)
Die LRA macht auch vor kleinen Kindern keinen HaltBild: AP

Die Menschenrechtsorganisation stützt ihren Bericht eigenen Angaben zufolge auf die Aussagen von Überlebenden. Zu den Augenzeugen gehörten auch Kinder, die gezwungen worden waren, andere Kinder zu töten, weil diese sich den Anordnungen der LRA widersetzten. Sie schilderten, dass sie von den LRA-Milizen angewiesen wurden, ihr Opfer zu umzingeln und so lange mit einem Stock auf den Kopf zu schlagen, bis es starb.

Kein Ende des Kampfes in Sicht

Rund ein Jahr vor dem Massaker von Makombo, im Dezember 2008 und Januar 2009, hatte die LRA im Norden des Kongo und Süden des Sudan mehr als 865 Zivilisten umgebracht. Die christlich-fundamentalistische LRA kämpft seit mehr als 20 Jahren im Norden Ugandas gegen die ugandische Regierung und ist auch im Grenzgebiet der Demokratischen Republik Kongo aktiv.

Die Vereinten Nationen haben im Nordosten des Kongo die UN-Friedensmission (MONUC) stationiert. Die Blauhelmtruppen sollen jedoch von Juni 2010 an abgebaut und bis Juli 2011 ganz abgezogen werden.

Autor: Nicole Scherschun (ap, dpa, afp)
Redaktion: Reinhard Kleber