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Marokkos musikalische Antwort auf Islamisten

29. Mai 2010

Musikfans aus aller Welt kommen in Marokko derzeit voll auf ihre Kosten: Im Königreich vergeht keine Woche ohne Kulturfestival von internationalem Rang. Ein erster Höhepunkt ist das Festival Mawazine in Rabat.

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Bühne des Festivals Mawazine. Foto: Alexander Göbel
Festival-BühneBild: Alexander Göbel

Marokkos König Mohammed VI. bittet die ganze Welt zur Sound-Audienz nach Rabat. Das Mawazine, ein King-Size-Festival der Superlative: 9 Tage, 9 Bühnen, rund einhundert Konzerte, fünf Kontinente, vierzig Nationen, zwei Millionen begeisterte Besucher. Marokko könne auf diese Weise zeigen, so ein Besucher, dass es ein offenes, gastfreundliches, tolerantes und friedliches Land sei, das sich für andere Kulturen interessiere.

Erfolgsgeschichte Mawazine

Lichtanimation der marokkanischen Flagge. Foto: Alexander Göbel
Lichtanimation der marokkanischen FlaggeBild: Alexander Göbel

König Mohammed dem VI. liegt viel an diesem Image. Wieder hat er sein ganzes politisches Gewicht in die Waagschale geworfen, wieder eine lange Liste von Sponsoren gewonnen, um alles nach Marokko zu holen, was zwischen Orient und Okzident Rang und Namen hat. Das Mawazine Festival ist eine Erfolgsgeschichte und hat dem großen Musikfestival von Casablanca längst den Rang abgelaufen – von Finanzkrise keine Spur. Das Gesamtbudget von Mawazine ist geheim, geschätzt wird es allerdings auf stolze 10 Millionen Euro. Anders wären die riesigen Bühnen oder die teuren Weltstars auch gar nicht zu bezahlen. Aber bei diesem königlichen Großereignis spielt Geld eben keine Rolle.

Mehr als nur Musik

Schließlich gehe es um viel mehr als nur Musik, sagt Aziz Daki, der künstlerische Leiter des Mawazine: "Unser König, Mohammed VI., will mit diesem Festival eben auch die Werte unserer Gesellschaft verteidigen: kulturelle Vielfalt, Toleranz und Respekt gegenüber anderen Menschen, anderen Religionen. All diese Werte sind fester Bestandteil von Mawazine!"

Elton John (Foto: ap)
Elton JohnBild: AP

Eine deutliche Botschaft an Marokkos Islamisten – denen es gar nicht gefällt, dass sich ihr Land so weltlich präsentiert. Marokko ist gegen religiöse Extremisten nicht immun. Vor allem den Auftritt von Sir Elton John wollte die islamistische Partei PJD unbedingt verhindern, weil der Musiker sich offen zu seiner Homosexualität bekennt. Die Anspannung ist groß – eine wahre Armada von Polizei, Nationalgarde und Geheimdienst bewacht das Festival. Für alle Fälle. Doch die Macher von Mawazine lassen sich nicht beirren.

Keine Kultur ohne Politik

"Wir veranstalten hier ein Musikfestival", sagt Aziz Daki, "und haben Elton John eingeladen, weil er ein großartiger Musiker ist und in Marokko enorm viele Fans hat. In der Werte-Philosophie des Mawazine-Festivals wäre es ein absurder Widerspruch, wenn wir einen Künstler nicht einladen würden, nur weil er homosexuell ist. Natürlich ist das ein politisches Statement, gerade in einem muslimischen Land – aber es gibt eben keine Kultur ohne Politik...."

Autor: Alexander Göbel

Redaktion: Klaudia Pape