Mark Dions "Widerspenstige Wildnis"
Mark Dion erkundet das Verhältnis zwischen Mensch und Natur, Wissenschaft und Kunst. Für die Ausstellung "Widerspenstige Wildnis" im Museum Marta Herford hat der Künstler 7.000 Stücke zusammengetragen.
Wo die Büffel frei laufen
Seit den Neunziger Jahren erkundet Mark Dion in weltweit beachteten Ausstellungen das Verhältnis zwischen Mensch und Natur, Wissenschaft und Kunst. Für die Ausstellung "Widerspenstige Wildnis" im Museum Marta in Herford hat der Künstler 7.000 Stücke zusammengetragen. Sie geben einen guten Überblick über sein Schaffen.
Jäger und Sammler
Wenn Naturkunde-Museen ausmisten, ist er sofort da. "Ich jage", sagt der sammelwütige US-amerikanische Künstler und Forschungsreisende. Nicht nur das: Mark Dion ordnet seine Funde neu und hinterfragt dabei die überlieferten wissenschaftlichen Ordnungsprinzipien.
Neue Kuriositäten für den grünen Tresor
Blutrotes Korallenstück, geschmückt mit Flohmarkt-Schätzen: Eine tiefe Melancholie und gleichzeitig viel Witz durchziehen die Exponate des 54-jährigen Künstlers, der die Zerstörung der Natur durch den Menschen feststellt, um sie dann jenseits aller Larmoyanz darzustellen.
Mobile Wildnis-Einheit
Dion stattet auch mal Tiergehege mit Treibgut oder versteinerten Hotdogs aus. Auch in seinen Zeichnungen zeigt sich die Natur keinesfalls unberührt. In der Herforder Ausstellung ist eine Voliere mit lebenden Vögeln bestückt, außerdem mit Büchern, Fotos und alten Vogelfallen - was die zwitschernden Bewohner allerdings weniger interessieren dürfte.
Akademie der Dinge
Im Jahr 1764 legte der Zeichenlehrer Giovanni Casanova den Grundstein für die anatomische Sammlung der Dresdner Kunstakademie. 250 Jahre später las Mark Dion Menschen- und Tierpräparate, Wachsmodelle und Gipsabgüsse daraus auf und stellte sie aus. "The Academy of Things" hieß die Ausstellung.
Geschmücktes Horn
Dieses Horn eines Nashorns ist mit allerlei Spiel- und Schmuckstücken garniert, die ihre Nützlichkeit überlebt haben. In jedem Stück Zivilisationsmüll steckt jedoch "ein Material gewordenes Gedicht", so Dion. Zu seinen Kunstmedien gehören auch Installationen, Filme, Videos und Performances.
Eine Hierarchie der Lebewesen?
"Die Objektivität der Wissenschaft ist ein Mythos", sagt Mark Dion. "Jede historische Betrachtung von Wissenschaft muss zugeben, dass sie mit Ideologie durchtränkt ist und dass wissenschaftliche Wahrheit auf historischen Zufälligkeiten beruht." Atypisch muten daher seine Anordnungen von Objekten an.
Aktuell und uralt
Die Poesie in diesem alten Kabinett von Sammelstücken aus dem Jahr 1900 dürfte Mark Dion auch nicht entgangen sein. Das Verhältnis von Mensch und Natur ist ein brandaktuelles und gleichzeitig uraltes Thema. Dabei sieht Dion die Aufgabe des Künstlers darin, "gegen den Strich der vorherrschenden Kultur zu agieren und Wahrnehmung und Konvention kritisch zu hinterfragen.”
Geteerter Vogel
"Die Welt der Natur ist voller Wunder und doch verlieren wir sie", sagte der Künstler anlässlich der Eröffnung seiner neuesten Ausstellung. Unterschiedliche Welten in sechs Museumsräumen: Bei der "Widerspenstigen Wildnis" im Herforder Museum Marta kann der Besucher vom 24. Oktober 2015 bis 7. Februar 2016 selbst auf Forschungsreise gehen.