Manager mit Köpfchen
3. April 2003Sportvereine und -verbände leiden, wenn die Manager an der Spitze nicht mehr weiter wissen. Abhilfe leisten sollen spezielle Ausbildungsgänge für Sportmanager und -ökonomen an zahlreichen deutschen Universitäten. Vermittelt werden Professionalität im Umgang mit Wirtschaft, Marketing und natürlich Sport.
Umfassender Stundenplan
Martina Zellner war eine erfolgreiche deutsche Sportlerin. Im Biathlon - einer Kombination aus Skilanglauf und Schießen - wurde sie Weltmeisterin und Olympiasiegerin. Inzwischen hat die 29-Jährige ihre sportliche Karriere beendet. Aber auch im Beruf will sie zukünftig etwas mit Sport zu tun haben. "Ich war 15 Jahre Leistungssportlerin und habe dann gesagt: ich höre auf als aktive Sportlerin. Aber irgendwo hängt man doch noch mit dem Herz im Sport und ich würde gerne darin weiterarbeiten".
Seit Beginn dieses Jahres studiert Martina Zellner in der Nähe von Wiesbaden an der privaten "European Business School" zusammen mit 29 Kommilitonen das Fach "Sportökonomie". Auf dem Stundenplan des einjährigen Intensivstudiums steht alles, was wichtig ist für einen Sportmanager. Er muss sich in den Strukturen des Sports auskennen, über gute Wirtschaftskenntnisse und organisatorisches Geschick verfügen, und Kenntnis haben vom Arbeitsrecht für Sportprofis, von Vermarktungsrechten bis zur Veranstaltung von Großereignissen.
Unterricht mit Uli Hoeneß
Wichtig ist beim Sportökonomiestudium die Verzahnung von Theorie und Praxis. An der "European Business School" treten immer wieder bekannte, erfahrene und erfolgreiche Sportmanager auf, die aus der Praxis berichten. Einer von ihnen ist Uli Hoeneß - 1974 Fußball-Weltmeister und seit vielen Jahren Manager des erfolgreichsten deutschen Profi-Fußballklubs Bayern München. Bereitwillig erklärt er dem Managernachwuchs sein Erfolgsrezept.
Bislang haben sich mehr als 1400 Frauen und Männer über die Ausbildung zum Sportmanager informiert. Aber nur 30 schafften schließlich die Zulassung zum Studiengang "Sportökonomie" an der "European Business School". Und die ist mit 11.500 Euro Studiengebühr auch nicht gerade günstig.
Sprungbrett ins Sportgeschäft
Neben ehemaligen Sportprofis sind unter den 30 auserwählten Studenten auch Betriebswirtschaftler mit einem Hang zum Sport. Peter Sippel zum Beispiel arbeitet für eine internationale Großbank in München. Zugleich ist er einer der besten deutschen Fußballschiedsrichter. Der 33-Jährige hofft, dass der Studiengang für ihn langfristig zu einem Sprungbrett ins Sportgeschäft werden könnte.
Die ehemalige Skiweltmeisterin Miriam Vogt hat die praxisnahe Ausbildung bereits abgeschlossen. Die Betriebswirtschaftlerin arbeitet als Geschäftsführerin einer Firma, die Großunternehmen in Personalfragen berät. An dem Studiengang gefällt ihr, dass sie ihre Erfahrungen als Spitzensportlerin nutzen kann. "Wenn Sie 15 Jahre Hochleistungssport machen, dann erleben Sie Dinge, die Sie manchmal in Ihrem gesamten Berufsleben nicht erleben." Dadurch habe sie gelernt, sich auf klare Ziele zu konzentrieren. Auch weiß sie, dass Niederlagen wichtig sind und dazugehören, um Erfolg wieder genießen zu können.
Ökonomische Zukunft
An 13 deutschen Universitäten werden mittlerweile Sportökonomen ausgebildet. Zudem finden an der Deutschen Sporthochschule in Köln regelmäßig große internationale Sportökonomie-Kongresse statt. Absolventen eines Sportökonomie-Studiums werden zukünftig mehr denn je gesucht sein.