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Kulturgüter zerstört: Malier vor Strafgericht

30. September 2015

In Den Haag hat der Prozess gegen einen mutmaßlichen Islamisten aus Mali begonnen. Er soll Kulturstätten und Heiligtümer zerstört haben. Es ist das erste Mal, dass der Strafgerichtshof solche Taten verfolgt.

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Ahmad Al Faqi Al Mahdi vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/R. van Lonkhuisen

Zu den Vorwürfen äußerte sich der Angeklagte Ahmad Al Faqi al Mahdi (Artikelbild links) beim Prozessauftakt nicht. Vor dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag machte er lediglich Angaben zu seiner Person. Ihm wird zur Last gelegt als führendes Mitglied von Ansar Dine, einer Al-Kaida nahe stehenden Islamistengruppe, neun Grabstätten und eine Moschee in Timbuktu im westafrikanischen Mali zerstört zu haben. Es ist das erste Mal, dass der Strafgerichtshof die Zerstörung von religiösen Bauwerken und historischen Monumenten verfolgt.

Laut Anklage spielte Al Mahdi 2012 eine aktive Rolle bei der Besetzung der Wüstenstadt durch islamistische Milizen. Al Mahdi, der auch unter dem Namen Abou Tourab bekannt ist und der Volksgruppe der Tuareg angehört, wurde im Niger festgenommen und von dort nach Den Haag überstellt. Die Zerstörung der Stätten 2012 wertet die Anklage als Kriegsverbrechen.

Weitere Verbrechen in Timbuktu

Die Internationale Föderation für Menschenrechte (FIDH) forderte unterdessen weitere Anklagepunkte. Es gebe Beweise, dass Al Mahdi für weitere Verbrechen verantwortlich sei. Al Mahdi soll zu Beginn der Besetzung Timbuktus eine islamische Sittenpolizei angeführt haben und für Sexsklaverei, Vergewaltigung und Angriffe auf die Zivilbevölkerung verantwortlich sein. Eine entsprechende Anzeige liege den malischen Behörden seit Anfang des Jahres vor, sagte Carrie Anne Comer von FIDH dem Evangelischen Pressedienst in Den Haag.

Im Januar 2016 wird das Gericht entscheiden, ob die Beweislast gegen den malischen Islamisten für eine Hauptverhandlung ausreicht. Der Fall in Den Haag könnte weitere nach sich ziehen: Auch die zerstörten Kulturstätten im syrischen Palmyra, die der Terrormiliz Islamischer Staat zur Last gelegt werden, hat der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag im Blick.

Im Krieg zerstörte Kulturstätten in Timbuktu (Foto: afp)
Islamisten zerstörten im Sommer 2012 zahlreiche Kulturstätten in Timbuktu, so auch dieses MausoleumBild: Getty Images/AFP

Die Heiligtümer in Timbuktu gehörten zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die malische Wüstenstadt war jahrhundertelang ein wichtiges Kulturzentrum des Islams. Der Angriff auf die Bauwerke im Sommer 2012 hatte international Entsetzen ausgelöst.


vk/se (rtr, afp, epd)