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Makgato-Malesu: "Raus aus der Abhängigkeit"

Thomas Mösch26. April 2013

Afrika will die Erträge seiner Bauern steigern. Mit den richtigen Investments könnten die Landwirte bald sogar exportieren, sagt Botswanas Handelsministerin Dorcas Makgato-Malesu im DW-Interview.

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Dorcas Makgato-Malesu, Ministerin für Handel und Industrie in Botswana Schlagworte: Dorcas Makgato-Malesu, Afrika Handel, Botswana Wer hat das Bild gemacht?: Thomas Mösch Wann wurde das Bild gemacht?: 24.4.2013 Wo wurde das Bild aufgenommen?: Frankfurt/Main Bildbeschreibung: Bei welcher Gelegenheit / in welcher Situation wurde das Bild aufgenommen? Wer oder was ist auf dem Bild zu sehen? (Mrs) Dorcas Makgato-Malesu, Ministerin für Handel und Industrie, Botswana (Foto: Thomas Mösch/DW)
Bild: DW

Deutsche Welle: Frau Ministerin, auf der Africa Business Week wurde viel darüber diskutiert, wie die Produktionsabläufe in der afrikanischen Landwirtschaft verbessert und die Erträge gesteigert werden können - und wie damit auch Invesoren angelockt werden können. Wie wollen Sie das in Botswana schaffen?

Dorcas Makgato-Malesu: In Botswana hatte die Landwirtschaft in der Vergangenheit nicht unbedingt Priorität. Das hängt mit unserer Wirtschaftsstruktur zusammen, denn wir setzen vor allem auf mineralische Rohstoffe, besonders Diamanten. Aber wir haben das geändert und messen der Landwirtschaft jetzt mehr Bedeutung zu. Wenn wir darüber sprechen, welche Arten von Investments wir dringend brauchen: Es müssen Investitionen sein, die uns helfen mehr zu produzieren als wir es bislang tun. Da kommt auch die Technologie ins Spiel, die Infrastruktur. Wir wollen uns wegbewegen von der Subsistenz-Landwirtschaft hin zu einer Landwirtschaft, die produktiver ist. Wir hängen noch sehr stark von Importen ab und das soll sich ändern.

An welche Wirtschaftszweige in der Landwirtschaft denken Sie da?

Wir sind sehr erfolgreich in der Rindfleischproduktion. Wir exportieren das Fleisch auch auf den europäischen Markt - ohne Zölle, ohne Quoten. Aber dieses Exportgeschäft wird gerade gefährdet, dadurch dass die Verhandlungen über das wirtschaftliche Partnerschaftsabkommen (EPA: Economic Partnership Agreement) zwischen der südafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft SADC und der EU nicht vorankommen. Und wir denken wirklich, dass wir diese Verhandlungen abschließen sollten. Wir werden sonst nicht in der Lage sein, mit Ländern wie Brasilien oder Australien auf dem europäischen Markt zu konkurrieren. Aber der europäische Markt bleibt eine Herausforderung, besonders für unsere Rindfleischproduktion. Immer dann, wenn wir alle Voraussetzungen und Anforderungen der Europäer erfüllen, dann kommen neue dazu. Ein anderer wichtiger Bereich ist für uns die Lebensmittelproduktion - denn wir wollen unsere Importabhängigkeit von Ländern wie Brasilien, China oder Neuseeland überwinden. Und seit Kurzem konzentrieren wir uns auch sehr auf den Gartenbau.

Sie haben die Verhandlungen über eine Wirtschaftspartnerschaft zwischen der EU und den 14 SADC-Ländern, die sogenannten EPA-Verhandlungen, bereits angesprochen. Vor welchen Herausforderungen und Problemen stehen Sie bei diesen Gesprächen?

Lassen Sie mich den Verhandlungsprozess einmal genauer erklären: Ich koordiniere die 14 SADC-Mitgliedsländer und stehe ihnen vor. In dieser Gruppe sind einige der am wenigsten entwickelten Nationen bis hin zu hoch entwickelten Industrienstaaten vertreten, Binnenländer und Länder mit Zugang zu den Meeren. Das heißt: Wir haben sehr unterschiedliche Bedürfnisse. In dieser Gruppe sind Südafrika, Mosambik, Angola - wir verhandeln zwar als Gruppe, aber wir haben nicht unbedingt die gleichen Bedürfnisse und Ansprüche. Da auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen, ist schwierig. Und wenn wir dann eine gemeinsame Position erreicht haben, dann treffen wir damit möglicherweise auf Widerstand bei der EU. Deshalb kommen wir nur langsam voran. 

Dorcas Makgato-Malesu ist Ministerin für Handel und Industrie in Botswana, das vor allem für seine Diamanten-Produktion bekannt ist. Das Land, in dem auf einer Fläche größer als Frankreich nur etwa zwei Millionen Menschen leben, gilt als Vorbild für den Umgang mit seinen Rohstoffeinnahmen und als stabile Demokratie.

Das Interview führte Thomas Mösch.