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Mafia-Krieg in Neapel

1. Februar 2005
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Der Krieg der Mafiaclans in Neapel nimmt immer grausamere Formen an: Unbekannte Killer haben im Kampf um das lukrative Drogengeschäft drei junge Männer eines verfeindeten Clans in einen Hinterhalt gelockt, mit Handschellen gefesselt und getötet. Wie das staatliche italienische Fernsehen am Dienstag berichtete, handelt es sich bei den Opfern um drei Vorbestrafte im Alter zwischen 23 und 25 Jahren. Sie gehörten zu den Gefolgsleuten des Di-Lauro-Clans, der bislang im Millionengeschäft mit dem Rauschgift in der Stadt am Vesuv die beherrschende Stellung innehatte.

Die Bluttat vom späten Montagabend sei eine Reaktion der Di-Lauro-Rivalen auf einen nur wenige Stunden zuvor begangenen Mord. Dabei war ein 64-Jähriger in einem Lebensmittelgeschäft vor den Augen seiner Ehefrau durch einen Kopfschuss getötet worden. Sein einziges "Verbrechen": Er war der Vater eines jungen Mannes gewesen, der sich gemeinsam mit anderen "Abtrünnigen" vom Di-Lauro-Clan losgesagt hatte.

Die Bürgermeisterin von Neapel, Rosa Russo Iervolino, reagierte mit Entsetzen. "Das Drama geht immer weiter. Jedes Mal hoffen wir, dass es sich um das letzte Verbrechen handelt, aber dann geht die Spirale weiter." Allein seit Beginn des Jahres registrierten die Behörden 18 Opfer im Krieg der Clans, im vergangenen Jahr starben über 100 Menschen. Die Bürgermeisterin forderte eine stärkere Präsenz der Sicherheitskräfte - doch Neapel gilt bereits als die Stadt mit der höchsten Polizeidichte in ganz Italien.

Als besonders schockierend werten es Experten, dass sich die Täter der "Abtrünnigen" bei ihrem bisher letzten Verbrechen erheblich Zeit ließen. Statt - wie bisher häufig geschehen - ihre Opfer vom Motorrad aus mit einem gezieltem Kopfschuss zu töten und zu fliehen, hätten sie den Männern erst demonstrativ Handschellen angelegt. Wie die Mailänder Zeitung "Corriere della Sera" berichtete, kostet ein Auftragsmord in der Camorra, wie die neapolitanische Mafia genannt wird, 10.000 bis 20.000 Euro.