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Münchner Rück profitiert von Prämienerhöhungen

28. Mai 2002

Der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück hat bereits im ersten Quartal von den Prämienerhöhungen profitiert.

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Der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück hat bereits im ersten Quartal von den zum Jahresanfang durchgesetzten Prämienerhöhungen profitiert, sieht aber noch Bedarf für weitere Beitragsanpassungen vor allem in der Rückversicherung.

Wegen der größer gewordenen Risiken seien weitere Prämienerhöhungen nötig, 'um aus der wohl tiefsten Talsohle in der Geschichte der Rückversicherung wieder hinauf auf ein Risiko adäquates Niveau zu kommen', sagte Vorstandschef Hans-Jürgen Schinzler am Montag auf der Bilanzpressekonferenz in München mit Blick auf die erheblichen Belastungen durch die Anschläge vom 11. September. In den ersten drei Monaten 2002 stiegen die Beitragseinnahmen den Angaben zufolge um 20,5 Prozent auf 10,7 Milliarden Euro, die Einnahmen aus der Rückversicherung legten sogar um 37,8 Prozent zu. Ohne Sondererträge aus dem Verkauf von Anteilen an der Allianz-Gruppe verdreifachte der Konzern seinen Überschuss fast auf 700 Millionen Euro von 255 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Beide Kennzahlen für das erste Vierteljahr lagen am oberen Rand der Analystenschätzungen, die mit Bruttobeitragseinnahmen von 8,9 bis 11,1 Milliarden Euro und einem bereinigten Überschuss zwischen 319 und 859 Millionen Euro gerechnet hatten. Die Aktien reagierten mit Kurszuwächsen auf die Zahlen und stiegen am Montag um gut 2,7 Prozent auf 267,40 Euro.

SONDERERTRÄGE BLÄHEN QUARTALSÜBERSCHUSS AUF

Aus Verkäufen von Anteilen an der Allianz, deren Tochter Allianz Leben und der Dresdner Bank verbuchte die Münchener Rück in den ersten drei Monaten einen Sonderertrag von 3,8 Milliarden Euro, was zu einem Quartalsüberschuss von 4,5 Milliarden Euro führte. Im weiteren Jahresverlauf rechne die Münchener Rück noch mit rund 900 Millionen Euro an weiteren Erlösen aus der Neuordnung der Beteiligungsstruktur, sagte Schinzler. 'Wir wissen den Betrag noch nicht ganz genau.' Die im Gesamtjahr 2002 verbuchten Erträge würden jedenfalls mehr als 4,5 Milliarden Euro ausmachen. Die Münchener Rück halte nun 19,3 Prozent am Kapital und 21,2 Prozent der Stimmrechte der Allianz.

Schinzler bestätigte die Prognose, im laufenden Jahr die gesamten Beitragseinnahmen um neun Prozent auf 39 Milliarden Euro steigern zu wollen. Beim Ergebnis will der Konzern wieder an das Jahr 2000 anknüpfen. 'Wir streben an, das bereinigte Ergebnis von 1,43 Milliarden Euro aus dem Jahr 2000 zu übertreffen', benannte Schinzler das Ziel für das laufende Jahr. 2001 hatte die Münchener Rück wegen des Aufwands für die Anschläge vom 11. September operativ Verluste geschrieben. Von den Prämienerhöhungen zu Jahresbeginn hatte schon die Hannover Rück, weltweit fünftgrößter Rückversicherer, profitiert und ihren Quartalsgewinn mehr als verdoppelt.

SCHADEN/KOSTEN-QUOTE BEI RÜCKVERSICHERUNG VERBESSERT

Für die Sparte Rückversicherung erwartet die Münchener Rück 2002 eine Steigerung der Beitragseinnahmen um elf Prozent. Dabei will der Marktführer weiter an der Verbesserung der in der Branche wichtigen Schaden/Kosten-Quote arbeiten, die das Verhältnis des Aufwands für Schäden und die Verwaltung zu den Einnahmen angibt. Im ersten Quartal verbesserte die Münchener Rück diese Quote auf 101,7 (Vorjahreszeitraum: 112,1) Prozent

und kam damit ihrem Ziel, das Verhältnis mittelfristig auf 'nahe 100 Prozent' zu drücken, schon nahe. 'Die Schaden/Kosten-Quote ist sehr gut', sagte auch Karlos van Endert, Analyst bei BNP Paribas. Von Reuters befragte Experten hatten eine mäßige Verbesserung der Quote auf nur 108 Prozent gerechnet.

Schinzler sagte, es sei durchaus realistisch, die Schaden/Kosten-Quote im Gesamtjahr auf dem Niveau des ersten Quartals zu halten, was Analysten als ehrgeiziges Ziel bezeichneten. Werte unter 100 Prozent bedeuten, dass die Prämieneinnahmen die Ausgaben übersteigen.

Sorgenkind der Rückversicherungssparte bleibt weiter die defizitäre American Re. Schinzler schloss nicht aus, dass Finanzspritzen für die US-Tochter das Münchener-Rück-Ergebnis 2002 erneut belasten könnten. 'Wir prüfen sehr genau, ob die Dinge bei unserer US-Tochter jetzt abschließend geordnet sind.' 2001 hatte die Münchener Rück das Kapital der American Re um eine Milliarde Dollar verstärkt. In einem Reuters-Interview zeigte sich Münchener-Rück-Vorstand Clement Booth zuversichtlich, zumindest im Neugeschäft mit der American Re 2002 schwarze Zahlen zu schreiben. 'Wir rechnen mit der Trendwende in diesem Jahr und guten Erträgen in 2003', rläuterte Booth die Perspektive für das US-Geschäft. Bei der Sparte Erstversicherung, die vor allem von der Düsseldorfer Tochter Ergo getragen wird, rechnet die Münchener Rück im laufenden Jahr mit einem Wachstum der Beitragseinnahmen um knapp fünf Prozent. In den ersten drei Monaten 2002 stiegen die Beitragseinnahmen bei Ergo um 5,6 Prozent auf 3,9 (3,7) Milliarden Euro. Die zur Ergo-Gruppe zählende Victoria Rückversicherung AG werde ihre Tätigkeit zum Jahresende einstellen, teilte die Münchener Rück weiter mit.