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München hofft, muss aber aufholen

19. Mai 2011

Der Endspurt zur Vergabe der Winterspiele 2018 verspricht spannend zu werden: Beim wichtigen "Technischen Briefing" beim IOC zeigte München zwar eine "perfekte" Präsentation, aber Pyeongchang liegt immer noch knapp vorn.

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Es wird eng, das steht fest. Denn trotz eines starken Auftritts der Münchener Delegation beim so genannten "Technischen Briefing" der Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Lausanne am Mittwoch (18.05.2011) geht die deutsche Bewerbung nicht als Favorit auf die Zielgerade zur Vergabe der Winterspiele 2018. Bei der letzten großen Präsentation vor der Entscheidung am 6. Juli zeigten die Münchner Olympia-Macher eine "deutsch-perfekte" Vorstellung, wie der einflussreiche Ski-Weltverbandspräsident Gian-Franco Kasper kommentierte. Der ebenfalls stimmberechtigte ehemalige Vorsitzende der Welt-Antidoping-Agentur (WADA) Richard Pound ergänzte, es sei schließlich bekannt, dass "Deutschland sehr gut organisiert ist und großartigen Sport bieten kann".

Katarina Witt und Thomas Bach (Foto: AP)
Mit Argumenten und Charme wollen Witt und Bach punktenBild: AP

Pound ließ aber auch fast beiläufig den vielleicht entscheidenden Satz des Tages fallen: "Korea ist derzeit noch einen Fingerbreit vorn." Wenn die Einschätzung des erfahrenen Sportfunktionärs Pound zur Stimmungs- und Stimmlage im IOC richtig ist, dann ist Pyeongchang weiter knapp vor München. Das französische Annecy gilt als abgeschlagen und dürfte daran auch mit seiner Präsentation nichts geändert haben, zumal während der IOC-Tagung französische Olympiagegner in Lausanne demonstrierten.

Handfeste Argumente plus Charme-Offensive

Welche Bedeutung das "Technische Briefing" für die Bewerber hatte, verdeutlichte allein die Länge der Präsentation: 45 Minuten hatte jeder Bewerber Zeit, noch einmal für sich zu werben - mehr als bei allen vorangegangenen Präsentationen seit Beginn des Bewerbungsmarathons. Das deutsche Team konzentrierte sich dabei auf die eigenen Stärken: das Umweltkonzept rund um die Austragungsorte, die vielzitierte Begeisterungsfähigkeit der Deutschen für Wintersport und das bereits 1972 bei den Sommerspielen von München unter Beweis gestellte Organisationstalent. Außerdem seien knapp 50 Prozent der Sponsoren im internationalen Wintersport deutsche Firmen.

Magdalena Neuner in Vancouver 2010 (Foto: AP)
Olympiasiegerin Magdalena Neuner wirbt für MünchenBild: AP

Neben solch handfesten Argumenten setzte die deutsche Bewerbung aber auch auf den Charme-Faktor: Neben Chefrepräsentantin Katharina Witt warb diesmal auch Biathlon-Doppelolympiasiegerin Magdalena Neuner für die Spiele in ihrer Heimat: "Die Präsentation ist uns sehr gelungen. Ich denke, dass das IOC sehr begeistert von uns war." Im deutschen Lager ist man überzeugt, dass nun, da ohnehin alle Sachargumente ausgetauscht seien, die Emotionen und Bilder entscheiden werden. Die Doppel-Spitze Witt und Neuner erscheint da geradezu als logische Konsequenz.

Die Grundstücksfrage ist gelöst

Gerade noch rechtzeitig lösten die Münchner Olympia-Macher zudem ein zentrales Problem der Bewerbung: den Grundstücksstreit in Garmisch-Partenkirchen. "Nun sind die Grundstücke für die Sportflächen der Winterspiele 2018 zu 100 Prozent gesichert", sagte Bewerbungschef Bernhard Schwank in Lausanne. Die Erleichterung, dass die monatelangen Auseinandersetzungen mit Grundstückseignern in der Marktgemeinde nun beigelegt sind, war ihm anzumerken: "Wir freuen uns darüber und bedanken uns bei den Verhandlungspartnern für die einvernehmliche Lösung."

Das Skiresort von Pyeongchang (Foto: AP)
Der härteste Konkurrent Münchens: Pyeongchang verfügt über erstklassige Anlagen und viel Geld.Bild: AP

Die 89 anwesenden IOC-Mitglieder im olympischen Museum von Lausanne sahen aber auch einen erfolgversprechenden Auftritt von Pyeongchang, das bei seinem dritten Anlauf für die olympischen Spiele erneut mit dem "kompaktesten Sportstätten-Plan der Geschichte" warb, dem ungesättigten Wintersportmarkt im bevölkerungsreichsten Kontinent Asien, den "finanziellen Vorzügen" der südkoreanischen Kandidatur - und erstmals auch mit Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Kim Yu-Na. Das 20 Jahre alte "Golden Girl" von Vancouver spielte eine ähnliche Rolle wie Magdalena Neuner auf deutscher Seite.

Wer den besten Mix aus wirtschaftlichen Tatsachen und charmant-emotionalen Bildern abgeliefert hat, entscheidet sich aber erst am 6. Juli im südafrikanischen Durban. Dorthin will auch Bundespräsident Christian Wulff reisen, um die deutsche Bewerbung zu unterstützen. Der deutsche IOC-Vizepräsident Thomas Bach deutete das als "ein gutes Zeichen" für München.

Autor: Joscha Weber

Redaktion: Olivia Fritz