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Mülheimer Dramatikerpreis vergeben

5. Juni 2015

Ewald Palmetshofer hat mit seinem Stück "die unverheiratete" in der Inszenierung des Burgtheaters Wien den renommierten Mülheimer Dramatikerpreis 2015 gewonnen. Was er sprachlich wage, sei sehr eigen, so die Jury.

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Ewald Palmetshofer (Foto: APA)
Bild: picture-alliance/dpa APA-Austria Presse Agentur in Wien/G. Hochmuth

Nach einer intensiven öffentlichen Diskussion in der Stadthalle Mülheim entschied sich die Jury am frühen Freitagmorgen (05.06.2015) für Ewald Palmetshofer. Der mit 15.000 Euro dotierte Preis gilt als eine der renommiertesten Theaterauszeichnungen Deutschlands.

Ausgezeichnete Sprachkraft

Palmetshofer wurde für sein Stück "die unverheiratete" (unter der Regie von Robert Borgmann) ausgezeichnet. Vor allem die Sprachkraft des österreichischen Dramatikers erntete das Lob der fünfköpfigen Jury, der in diesem Jahr Michael Börgerding, Karin Fischer, Robert Koall, Bettina Stucky und Dagmar Walser angehörten. "Ich kann nur sagen kann mich nicht erinnern mehr beim besten Willen nicht ist durchaus möglich dass ich weiß es nicht kann immer wieder sagen nur ich war heut gar noch nicht im bett", so ein Auszug aus dem Stück, als sich die Denunziantin vor Gericht verteidigt.

Das TAR (Foto: Theater an der Ruhr)
Das "Theater an der Ruhr" in MülheimBild: Theater an der Ruhr gGmbH

Der Autor verwebe in seinem beeindruckend konstruierten Drama virtuos mehrere Erinnerungsebenen, so die Jury. Sein intelligenter, radikaler Umgang mit Sprache sei ein "großer Wurf" und "inhaltlich wie stilistisch mutig". Was Palmetshofers in seinem Stück sprachlich wage, sei sehr eigen, nicht modisch. Aus einer vermeintlich kleinen Familiengeschichte entfalte Palmetshofer ein Weltdrama. Neben "die unverheiratete" diskutierte die Jury auch Werke von Elfriede Jelinek, Wolfram Lotz und Yael Ronen & Ensemble. Alle Stück der Endauswahl werden auf den Bühnen des Theaters an der Ruhr (TAR) in Mülheim aufgeführt.

Die Folgen der Vergangenheit in der Gegenwart

In "die unverheiratete" erzählt Palmetshofer die Geschichte dreier Frauen und einer Generationen überdauernden, ungeklärten Schuld. Es geht es um eine alte Frau, die sich an die Zeit kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs erinnert: Als junges Mädchen hatte sie damals ein Telefongespräch eines Soldaten belauscht, der überlegte zu desertieren. Sie denunzierte den Mann - er wurde verurteilt und erschossen. Kurz nach Ende des Kriegs wurde die Frau dafür zur Verantwortung gezogen und musste ins Gefängnis. Palmetshofers Stück geht der Frage nach, welche Folgen diese Vergangenheit für die Tochter und die Enkelin der alten Frau heute hat.

Palmetshofer studierte in Wien unter anderem Theaterwissenschaft, Germanistik und Philosophie und war 2007/08 Hausautor am Wiener Schauspielhaus. Im Sommer 2008 nahm er am renommierten Young Writer's Programme des Royal Court Theatres teil, der wichtigsten Avantgardebühne Großbritanniens. Er war Gastdramaturg am Nationaltheater Mannheim und unterrichtete 2013/14 am Institut für Sprachkunst der Universität für angewandte Kunst in Wien. Er lebt und arbeitet in der österreichischen Hauptstadt und hat bisher mehr als zehn Stücke veröffentlicht.

Ein symbolischer geschlossener Theatervorhang
Bild: Fotolia

Auch Publikumspreis und Kindertheater-Preis vergeben

Der Publikumspreis der "Stücke 2015" ging an Yael Ronen & Ensemble für ihr Antikriegsstück "Common Ground" in der Inszenierung des Maxim Gorki Theaters Berlin. Das Stück "Dreier steht Kopf" von Carsten Brandau gewann den mit 10.000 Euro dotierten Mülheimer KinderStückePreis 2015. Die feierliche Preisverleihung für die Gewinner findet am 28. Juni 2015 statt.

nf/kap (dpa, Mülheimer Dramatikerpreis)