Möglicherweise 250 Tote bei Flugzeugunglück in Kongo
11. Mai 2003Dem tragischen Flugzeugunglück in Kongo könnten rund 250 Menschen zum Opfer gefallen sein. Ein Überlebender berichtete von etwa 350 Passagieren beim Start der Maschine, nur rund 100 von ihnen hätten sich an Bord halten können, als sich die Heckklappe in rund 10.000 Metern Höhe geöffnet habe. Das ukrainische Verteidigungsministerium, das das Flugzeug zur Verfügung gestellt hatte, dementierte jedoch alle Berichte über Todesopfer. Unterdessen gab es Hinweise darauf, dass grobe Fahrlässigkeit für das Unglück vom Donnerstag (8. Mai 2003) verantwortlich sein könnte.
An einer Leiter festgeklammert
Die Heckklappe der russischen Transportmaschine sei schon beim Start nicht richtig geschlossen gewesen, berichtete der Polizist Kabmba Kashala, der den Flug überlebte, am Wochenende (11. Mai 2003). Versuche, sie im Flug zu schließen, seien gescheitert. Als sich die Klappe geöffnet habe, habe er sich noch an einer Leiter festklammern können.
Offizielle Todeszahlen gab es zunächst nicht, weil die Passagierliste nach Angaben eines Regierungsbeamten unvollständig war. Zwei Flughafensprecher sprachen von 129 Toten. Nach Angaben von Regierungssprecher Kikaya Bin Karubi fanden Suchtrupps zunächst sieben Leichen. Militärhubschrauber würden die schwer zugängliche Absturzregion überfliegen und nach weiteren Opfern suchen. Die Iljuschin-76 auf dem Weg von Kinshasa in die südkongolesische Stadt Lubumbashi war nach dem Unglück umgekehrt und wieder in der kongolesischen Hauptstadt gelandet.
Widersprüchliche Angaben
Das ukrainische Verteidigungsministerium wies alle Angaben zu den Opfern und Berichte über den Unglückshergang zurück. "Weder die Menschen noch die Ladung oder das Flugzeug wurden verletzt oder beschädigt", erklärte Sprecher Konstantin Chywrenko. Schon 40 Sekunden nach dem Start habe der Pilot den Druckabfall bemerkt und sei umgekehrt. Laut den bisherigen Angaben hatte die Maschine jedoch erst nach dem Unglück rund 45 Minuten nach dem Abheben umgedreht.
Das Flugzeug der staatlichen Ukrainian Cargo Airlines war offenbar gechartert worden, um kongolesische Sicherheitskräfte mit ihren Familien nach Lubumbashi zu bringen. Die Iljuschin-76 ist ein viermotoriges, 1974 ursprünglich als schwerer Militärtransporter konzipiertes Flugzeug. Sie ist nun weltweit auch zivil im Einsatz, vor allem in Afrika, dem Nahen Osten und Asien. In ihrer Sicherheitsbilanz stehen 47 Unfälle mit 668 Toten, wie die Flugsicherheits-Datenbank Aviation Safety Network berichtet. Im Januar dieses Jahres stürzte eine Iljuschin-76 in Iran ab, alle 275 Menschen an Bord kamen um. (kap)