Luther, Schätze, Charaktere
Die dritte Nationale Sonderausstellung zum Reformationsjubiläum 2017 zeigt, dass nicht jeder Schatz aus Gold sein muss. Wittenberg präsentiert Historisches, Kunst und Menschliches aus 500 Jahren.
Frommes vor Luther
Die Wittenberger Ausstellung beginnt mit Exponaten, die die Frömmigkeit im Spätmittelalter ausdrücken. Dazu gehört diese Schutzmantelmadonna aus dem 14. Jahrhundert. Katholisch zu sein bedeutete damals, einen Kosmos aus Heiligen und Maria zu haben, die die Gläubigen schützen und ihnen helfen. Luthers Theologie hingegen sagt: Es gibt nur Christus, an den sich jeder Mensch direkt wenden kann.
Laptop des 16. Jahrhunderts
Dieser reisetaugliche Schreibkasten gehörte historischen Untersuchungen zufolge höchstwahrscheinlich Martin Luther. Darin trug er neben Federn und Tinte auch Spitzmesser, Siegel und Wachs mit sich. Gut zweieinhalbtausend Briefe Luthers sind erhalten geblieben. Wie viele er von unterwegs und mit Hilfe seines frühen "hölzernen Laptops" schrieb, ist nicht bekannt.
Beschützer des katholischen Glaubens
Luther und der englische König Heinrich VIII. pflegten ein intensives Verhältnis, in dem sie sich gegenseitig Streitschriften um die Ohren schlugen. Für eine seiner Schriften bekam Heinrich vom Papst den Titel "Verteidiger des Glaubens" verliehen. Der Papst wird es bereut haben: Später führte Heinrich sein Land in die englische Reformation. Den Titel jedoch tragen die britischen Könige bis heute.
Das Ei des Melanchton
Einer der wertvollen historischen Schätze der Schau ist diese Taschenuhr, ein sogenanntes "Nürnberger Ei". Sie gehörte dem wichtigsten Weggefährten Luthers, dem großen Theologen und Humanisten Philipp Melanchton. Der wurde auch „Praeceptor Germaniae“, Lehrer Deutschlands, genannt. Es handelt sich bei diesem Exponat um die älteste datierte Taschenuhr der Welt aus dem Jahr 1530.
Früher Sinn fürs Sparen
Zu den Ausstellungsstücken gehören immer wieder auch einfache Gebrauchsgegenstände des ausgehenden Mittelalters. Wesentlich angenehmer als das Pritschenbrett zur Züchtigung von Schülern ist dieses Sparschwein anzuschauen, das bei einer archäologischen Ausgrabung im Luther-Land gefunden wurde. Es soll den Familienkontext darstellen, denn Luthers Vater war ein begüterter Bergbauunternehmer.
Ledernes Totenhemd des Schwedenkönigs
Diesen Mantel aus Elchleder trug Schwedens König Gustav II. Adolf 1632 bei der Schlacht in Lützen – und starb darin. Ein Hieb und der Durchschuss einer Kugel sind deutlich zu erkennen. Das Eingreifen der Schwedenkönigs in den Dreißigjährigen Krieg verhinderte einen Sieg des kaiserlichen Lagers der Habsburger und sicherte damit indirekt die Existenz des deutschen Protestantismus.
Schwedische Erzählerin
Astrid Lindgren, die in aller Welt beliebte Kinder- und Jugendbuchautorin, ist die Tochter eines Pfarrhofpächters und lutherisch sozialisiert. Immer dann, wenn ihrer Figur Karlsson vom Dach etwas nicht passte, ließ sie ihn wie Luther sagen: "Das ist ein weltlich Ding". Bei Michel aus Lönneberga ist es die protestantische Kultur des Helfens, die augenscheinlich ist.
Deutsche Widerstandskämpferin
Sophie Scholl war Widerstandskämpferin gegen die Nationalsozialisten. Die protestantisch geprägte Studentin wurde beim Verteilen von Flugblättern erwischt und zum Tode verurteilt. Gezeigt wird eine Handschrift aus ihrer Gefängniszelle. Auf die Rückseite eines der Blätter hat sie das Wort Freiheit geschrieben. Der Freie Christenmensch ist eines der starken Motive aus Luthers Leben.
US-Bruder im Geiste
Der US-Amerikanische Baptistenpastor und Bürgerrechtler Martin Luther King hieß eigentlich Michael King. Aus Verehrung für Martin Luther benannte sein Vater sich und den Sohn nach dem Reformator. Es gibt auch einen Thesenanschlag von King: 1966 heftete er 48 Thesen an die Tür des Rathauses von Chicago und prangerte die Geschäftemacherei mit Unterprivilegierten im Schwarzengetto der Stadt an.
Steve Jobs' Leistungsprinzip
Der US-amerikanische Unternehmer wurde adoptiert und wuchs in einer reformierten Familie auf. Steve Jobs war eine der bekanntesten Persönlichkeiten in der Computerbranche. Der Mitbegründer und langjährige Leiter des Apple-Konzerns sah sich in der Tradition einer protestantischen Leistungsethik: Produktivität, Fleiß, Leistungswille. Also passt auch er in die Schau am Hauptwirkungsort Luthers.
Lucas Cranach der Ältere: "Das goldene Zeitalter"
Kein christliches Motiv, sondern ein Gemälde in humanistischer Tradition. Das Bild zeigt paradiesische Zustände. Tiere und Menschen paarweise, tanzend. Für die Fürsten, die es in Auftrag gegeben haben, verband sich mit der Reformation die Aussicht auf ein neues Blütezeitalter. Es ist das letzte Exponat der Ausstellung "Luther! 95 Schätze – 95 Menschen", die bis zum 13. November 2017 dauert.