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Luminosity Gaming überholt Fnatic

Nik Peters17. Mai 2016

Die besten Counter Strike-Spieler der Welt sind angetreten - aber Gewinner ist nicht der Favorit. Beim ESL Pro League Finale stürmt ein Außenseiter an die Spitze - und freut sich über 200.000 US-Dollar Preisgeld.

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ESL Pro League
Bild: DW/N. Peters

Nach über fünf Stunden konnte der Brasilianer Gabriel "Fallen" Toledo den Pokal als Gewinner der ESL Pro League endlich in die Höhe strecken. Der Spieler von Luminosity Gaming war einer der entscheidenden Figuren im Finale gegen das französische Team G2 Esports. Knapp 200.000 US-Dollar dürfen Gabriel Toledo und sein Team jetzt mit nach Hause nehmen. Für die Brasilianer ist es nach der MLG Columbus (ein Major-Event, Anm. d. Red.) schon der zweite große Erfolg in diesem Jahr. Die eigentlichen Favoriten Fnatic schieden bereits am Samstag gegen G2 Esports überraschend aus und haben damit ihren unumstrittenen Status als bestes Team der Welt verloren.

Fnatic wird Favoritenrolle nicht mehr gerecht

Ohne ihren verletzten Star-Spieler Olof "Olofmeister“ Kjabjer spielte das schwedische Line Up von Fnatic im Halbfinale gegen ein hoch motiviertes G2 Esports aus Frankreich. Seit Wochen probierten die Schweden mehrere Spieler aus, um ihr fünf Mann starkes Team wieder aufzufüllen und an die Leistungen von vor einigen Monaten anknüpfen zu können. Doch auch der 23-jährige John "Wenton" Eriksson brachte an diesem Wochenende Fnatic nicht zu ihrer alten Form zurück. Ein Grund für die Niederlage war auch die bestechende Form der Franzosen. Festzuhalten bleibt: Ohne Olof ist Fnatic nicht mehr meisterlich.

Ähnlich wie beim Fußball reißen Schlüsselspieler auch bei Counter Strike Strukturen auf, die schwer zu schließen sind. Das Spiel selbst bewegte sich am Ende auf einem sehr hohen Niveau. Bereits das erste von drei Durchgängen auf der Map "de_Inferno" bescherte eine der spannendsten Aufholjagden des Events. Die Franzosen konnten sich auf der Seite der Counter Terroristen zur Halbzeit eine 13:2 Führung erkämpfen. Doch eine eindeutige Angelegenheit war es nicht.

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Hunderte Zuschauer verfolgen am Wochenende die Spiele vor Ort in LondonBild: DW/N. Peters

Die Schweden schienen nun besonders motiviert und spielten für eine kurze Phase auf absolutem Topniveau. Aus den 15 Runden der zweiten Hälfte gaben sie nur noch eine Runde ab und gewannen die erste Map am Ende mit 14:16. In diesen Momenten fand Fnatic zu alter Stärke zurück, die das Team über Jahre hinweg zur unangefochtenen Nummer eins der Counter-Strike-Szene machte. Auf der zweiten und dritten Map des Halbfinales ließen die Franzosen jedoch nichts mehr anbrennen und schickten die Titelverteidiger mit 16:8 auf "de_Cache" und 16:12 auf "de_Train" nach Hause.

Luminosity Gaming ist die neue Nummer eins

Was sich in den letzten Monaten abzeichnete, unterstrich G2 Esports Topstar Adil "ScreaM" Benrlitom nach dem Spiel gegen Fnatic noch einmal: "Ich denke wir spielen mit Luminosity Gaming gegen das aktuell stärkste Team der Welt". Die Brasilianer sind zuvor im zweiten Halbfinale gegen die Ninjas in Pyjamas ohne große Probleme in das Finale eingezogen und hatten nun die Möglichkeit als erste Mannschaft außerhalb Europas den ESL-Pro-League-Titel zu gewinnen. Die Anspannung bei Gabriel "Fallen" Toledo und seinem Team war enorm groß. Der Druck, als bestes Team der Welt gelten zu können, war den fünf jungen Brasilianern auf der Bühne anzumerken. Für Luminositys Trainer Wilton "Zews" Prado war es eines der härtesten Matches seiner Karriere: "Dass es so hart wird, damit hatten wir nicht gerechnet. Ich denke, wir haben G2 Esports unterschätzt", sagte der Trainer.

Tatsächlich gingen die Brasilianer als Favorit in das Rennen, jedoch waren die Franzosen über Strecken sogar das bessere Team. Nach den ersten vier gespielten Maps stand es 2:2 unentschieden. Und auch die fünfte und entscheidende Map "de_Inferno" ging in die Overtime. Genug Zeit für die Brasilianer, nochmal ihr ganzes Können vor einem Millionenpublikum im Stream zu beweisen und ihren Platz als neue Nummer eins der Welt zu untermauern. Luminosity Gaming konnte dank ihrem Aufbauspiel immer wieder G2 Esports unter Druck setzen, obwohl das französische Team an diesem Wochenende so gut drauf war wie noch nie. Doch auch die individuelle Qualität machte sich im Spielverlauf bemerkbar: Der 24-jährige Gabriel "Fallen" Toledo spielte stark auf und holte auch in Unterzahlsituation mehrere Runden für sein Team.

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Die Events der ESL werden mittlerweile auf großen Bühnen produziertBild: DW/N. Peters

In der Overtime zeigten die Brasilianer Geduld und Konzentration, etwas was in der Vergangenheit so nur Fnatic auf der großen Bühne beweisen konnte. So behielt Lumonisity Gaming nach bereits fünf gespielten Stunden die Nerven und holte sich mit 19:16 den Titel gegen die Franzosen. Für ihren Trainer Wilton "Zews" Prado ist der Gewinn der ESL Pro League erst der Anfang. "Wir können noch besser werden, wir arbeiten viel und schauen jeden Tag, was wir verbessern müssen. Auch heute haben wir wieder dazu gelernt." Gabriel "Fallen" Toledo und sein Team müssen sich in den nächsten Wochen beweisen, denn bei dem nächsten großem Event, der ESL One Cologne, könnten die Karten wieder neu gemischt werden.

ESL gründet World Esport Association

Neben den Spielen der ESL Pro League gab es noch ein weiteres heiß diskutiertes Thema an diesem Wochenende. So wurde im Vorfeld des Events die Gründung der World Esport Association (WESA), angekündigt. Sie ist ein Zusammenschluss aus den professionellen und führenden Teams der Branche und dem eSport-Unternehmen ESL. Ziel soll es sein, durch die Einführung von Spieler-Repräsentanten, allgemeingültigen Reglements und Umsatzbeteiligung der Teams den eSport weiter zu professionalisieren.

In der Szene wird diese Meldung mit viel Vorsicht aufgenommen. So fürchtet man in Zukunft Exklusivverträge für die Teams sowie Lizenzvergaben für Übertragungen. Seitens der WESA streitet man dies zurzeit noch ab. Weiterhin fehlen viele bekannte Organisationen wie Astralis oder Cloud9 als Mitglieder. Auch die ESL-Pro-League-Gewinner Luminosity Gaming sind bislang kein Teil des Verbandes. Will man jedoch in Zukunft seine Ziele durchsetzen, kann es nicht schaden, wenn man das aktuell beste Team der Welt mit ins Boot holt.