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Lufthansa und Cockpit sind startklar

7. März 2010

Nach nur einem Streiktag waren sich Fluglinie und Pilotenverband einig: Es soll wieder verhandelt werden - ohne Vorbedingungen. Eine gute Ausgangslage, sagen beide. Doch von Frieden kann noch lange nicht die Rede sein.

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Ein Pilot der Lufthansa (Foto: AP)
Die Wartezeit auf eine Kapitänsstelle beträgt aktuell 14 JahreBild: AP

Seit neun Jahren sitzt Alexander Gerhard-Madjidi als Co-Pilot im Cockpit von Lufthansa. Bis der 32-Jährige zu einem Flugkapitän aufsteigen kann, wird es noch etwa fünf Jahre dauern, denn die Wartezeit auf die lukrative Kapitänsstelle beträgt beim Kranichkonzern aktuell 14 Jahre.

"Es waren schon mal acht", sagt Gerhard-Madjidi, der Vorstandsmitglied der Vereinigung Cockpit vor den am Montag (08.03.2010) beginnenden Verhandlungen. Die Erklärung für eine solche drastische Verlängerung der Wartezeit sei der Stellenabbau beim Mutterkonzern. Denn der hat direkte Auswirkungen auf das Einkommen der Piloten: ein Kapitän kann locker das Doppelte eines Co-Piloten-Gehaltes verdienen.

"Diese Zahl macht überhaupt keinen Sinn"

Flugzeuge der Lufthansa, die stehen (Foto: AP)
Trotz Expansion nur zwei neue Flugzeuge, klagt CockpitBild: AP

Für die Lufthansa kein Problem, seit 2001 sei die Zahl der Stellen im Kerngeschäft um etwa 20 Prozent angestiegen, argumentiert der Konzern. Für Gerhard-Madjidi macht diese Zahl "überhaupt keinen Sinn", denn obwohl der Konzern sich in den letzten acht Jahren mehr als verdoppelt hat, seien im Kerngeschäft der Lufthansa gerade mal zwei Flugzeuge hinzugekommen.

Die Expansionspolitik der größten europäischen Fluggesellschaft stößt bei Gerhard-Madjidi ebenfalls auf wenig Gegenliebe: "Der Konzern kaufte marode Sanierungsfälle und presste dem Personal massive Zugeständnisse ab." Im Sommer beispielsweise plane Lufthansa bei ihrer Tochtergesellschaft Lufthansa Italia einen Umstieg auf ausschließlich italienische Piloten, so Gerhard-Madjidi. Im Schnitt verdiene das Personal bei Tochtergesellschaften um etwa 20 Prozent weniger als bei Lufthansa-Classic.

Es begann 1992

Wir streiken - ein Anstecker der Lufthansa (Foto: AP)
Der Streik der Lufthansa-Piloten währte nur kurzBild: AP

Laut Cockpit widerspricht das dem immer noch gültigen Vertrag aus dem Jahr 1992. Damals hat sich die Konzernleitung mit den Piloten auf drastische Sparmaßnahmen geeinigt. Die Piloten haben auf bis zu 30 Prozent ihres Gehalts verzichtet. Als Gegenleistung hat ihnen die Lufthansa-Führung versichert, alle Piloten der Gesellschaften nach dem Standarttarif des Konzerns zu entlohnen. Ausgenommen waren nur kleinere Maschinen mit weniger als 70 Sitzen.

Doch der Wunsch nach einer gleichberechtigten Entlohnung unabhängig vom Standort hatte von Anfang an keine realistische Chance auf eine Verwirklichung - das bestätigte auch das Arbeitsgericht in Frankfurt nach einem Eilverfahren.

Demonstrative Zuversicht

Als Reaktion auf den Verzicht von Cockpit auf seine wohl umstrittenste Forderung zeigt sich Lufthansa kooperativ. Außerdem signalisiert der Konzern seine Kompromissbereitschaft bei den Forderungen Cockpits nach Lohn-Erhöhung um 6,4 Prozent und verbesserten Arbeitsbedingungen. "Wir sind zuversichtlich, dass wir gemeinsam zu einer schnellen Lösung kommen werden", so Lufthansa-Pressesprecherin Claudia Lange.

Die guten Vorzeichen für die Verhandlungen sind also geschaffen. Nun liegt es an den Streitparteien, ob die Passagiere nach planmäßig abheben können oder sich auf weitere Turbulenzen einstellen müssen.

Autor: Artjom Maksimenko

Redakteur: Michael Borgers