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Schubumkehr für die Atmosphäre

7. Oktober 2016

Immer mehr Flugzeuge am Himmel bedeuten: immer mehr Schadstoffe. Die Luftfahrtgesellschaften wollen jetzt den Hebel umlegen und zum Klimaschutz beitragen. Einige Staaten aber sind noch zurückhaltend.

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Bild: picture-alliance/dpa

Nach jahrelangen Verhandlungen haben sich die Mitgliedstaaten der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) auf eine Deckelung des klimaschädlichen Treibhausgas-Ausstoßes ab dem Jahr 2021 geeinigt. Der Luftverkehr ist damit die erste Wirtschaftssparte, die sich selbst weltweite Klimaschutzmaßnahmen auferlegt.

Zunächst auf freiwilliger Basis

Trotz der erwarteten Zunahme der Zahl der Flüge in den kommenden Jahren solle der Treibhausgas-Ausstoß ab 2021 auf dem Stand des Vorjahres eingefroren werden, erklärte die ICAO bei ihrer Konferenz im kanadischen Montreal. Die Vereinbarung der UN-Organisation gilt bis 2035 und soll zunächst auf freiwilliger Basis umgesetzt werden. Ab 2027 sollen die Vorgaben verpflichtend sein.

Symbolbild - Flughafen Heathrow
Zum Beispiel Heathrow: Flugzeuge von British Airways in langer Reihe Bild: Getty Images/A. Dennis

Die Vereinbarung sieht unter anderem vor, dass Fluggesellschaften im Rahmen eines weltweiten Emissionshandels für Verschmutzungsrechte bezahlen müssen. Ausgenommen von den Vorgaben werden lediglich die ärmsten Länder der Welt, kleine Inselstaaten und Staaten mit einem geringen Aufkommen an internationalem Flugverkehr. 

Was steckt hinter "Corsia"? 

Das Programm, das in Montreal verabschiedet wurde, trägt den Namen "Corsia". Der Begriff steht für "Carbon Offset and Reduction Scheme" (übersetzt etwa Kohlenstoffausgleichs- und Reduzierungsschema). Um klimaschädlichen Treibstoffverbrauch zu verringern, will die Icao effizientere Flugzeugmotoren fördern, die mit Bio-Treibstoff funktionieren. Auch die Verwendung leichterer Materialien beim Flugzeugbau und die Optimierung von Flugrouten sollen zum Klimaschutz beitragen.

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Die Beratungen der Icao in Montreal Bild: picture-alliance/the Canadian Press via AP/P. Chiasson

Der Vorsitzende der ICAO-Generalversammlung, Azharuddin Abdul Rahman aus Malaysia, lobte die Einigung als "historischen Moment". Der Beschluss kam trotz der Vorbehalte Russlands und der großen Schwellenländer China und Indien zustande. Russland hatte bei den Verhandlungen von einem "unrealistischen Ziel" gesprochen. Am Donnerstag bekräftigte die Delegation aus Moskau, Russland sei "noch nicht in der Lage", eine Teilnahme zuzusagen.

Aus deutscher Sicht ein Kompromiss

Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft erklärte, die Vereinbarung sei ein Kompromiss. "Wir hätten uns von Anfang an eine verbindliche Teilnahme vorstellen können", erklärte Verbandschef Stefan Schulte in Berlin. "Umso erfreulicher ist, dass schon jetzt 65 Staaten, die zusammen mehr als 80 Prozent der weltweiten Verkehrsleistung ausmachen, ihre Teilnahme von Beginn an zugesagt haben."

Die Selbstverpflichtung der Luftfahrt zum Klimaschutz ist ein wichtiges Signal für die bevorstehende UN-Klimakonferenz. Sie beginnt am 7. November im marokkanischen Marrakesch und beschäftigt sich mit der Umsetzung des globalen Klimaschutzabkommens, das im vergangenen Jahr in Paris vereinbart worden war. Das Abkommen sieht vor, die Erderwärmung auf ein beherrschbares Maß von höchstens zwei Grad, möglichst aber 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.

ml/qu (afp, dpa)