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Luftfahrt-Branche im Sinkflug

12. November 2001

Der Terror hat die Branche getroffen: Mehr als 70.000 Stellen werden gestrichen. Allein die US-Fluglinien United Airlines und American Airlines wollen jeweils 20.000 Stellen abbauen.

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Airlines am BodenBild: AP

United Airlines-Firmenchef Goodwin nannte die Entscheidung mittwoch Abend "extrem schmerzhaft", aber überlebensnotwendig. Auch American Airlines-Chef Carty betonte in einem Schreiben an die Angestellten, von diesem Stellenabbau hänge das Überleben der Firma ab: "Ich habe bei American Airlines den Notstand ausgerufen". Damit reagierten beide Firmen auf die Reduzierung des Flugplans um jeweils 20 Prozent nach den Terroranschlägen von New York und Washington. USAirways hatte am Montag den Abbau von 11.000 Stellen angekündigt, der Flugzeugbauer Boeing wollte 30.000 Stellen streichen.

Airbus: Kein Stellenabbau geplant

Beim europäischen Flugzeugbauer Airbus sollen keine Stellen gestrichen werden, aber zusätzliche Investitionen und die geplante Einstellung von 4600 neuen Mitarbeitern ist vorläufig gestoppt. Die Gesellschaft rechnet mit Abbestellungen. In diesem Jahr würden voraussichtlich nur 320 Maschinen ausgeliefert, teilte das Mutterunternehmen EADS am Donnerstag in Amsterdam mit. Voraussagen für 2002 und darüber hinaus seien wegen der Anschläge äußerst schwierig. Auf jeden Fall würden geplante zusätzliche Investitionen erst einmal auf Eis gelegt. Bisher wollte Airbus in diesem Jahr 330 Flugzeuge bauen und ausliefern.

Die Krise der Luftfahrt-Branche zieht auch bei der Deutschen Lufthansa deutliche Konsequenzen nach sich. Wie das Unternehmen am Mittwochabend nach einer Aufsichtratssitzung mitteilte, kann es aufgrund der "deutlich schwächeren Nachfrage" das bislang erwartete Ergebnis nicht mehr erreichen. Als erste Konsequenz stellte die Lufthansa unter anderem die geplante Bestellung mehrerer Großflugzeuge zurück und strich weitere Flugstrecken aus ihrem Programm. Auch ein Personalabbau wurde nicht mehr ausgeschlossen. Die erwarteten Kostensteigerungen durch Versicherungsprämien und Sicherheitsmaßnahmen werden den Angaben zufolge zudem "eine deutliche Erhöhung" der Ticketpreise "unumgänglich" machen.

Bestellungen verschoben

Vorstand und Aufsichtsrat verschoben wegen der derzeitigen Lage der Branche die Bestellung von bis zu 15 Airbus A380 und vier Boeing 747-400. Nach der Streichung von drei Verbindungen in die USA am Anfang der Woche sollen zudem fünf weitere europäische Strecken aus dem Flugplan genommen werden. Durch die Reduzierung des Angebots im Winterflugplan seien insgesamt 20 der 236 Flugzeuge Lufthansa Passage Airline freigestellt.

Die Fluggesellschaft British Airways (BA) will als Folge der Terroranschläge 7000 Stellen streichen und ihr Angebot um zehn Prozent reduzieren. Dies teilte BA am Donnerstag in London mit. Vor wenigen Tagen hatte die Fluggesellschaft Virgin Atlantic des Unternehmers Richard Branson ähnliche Konsequenzen angekündigt.

Über die Krise der Fluggesellschaften wollen am Freitag die EU-Finanzminister bei ihrem Treffen in Lüttich beraten. Die US-Regierung bekräftigte, dass sie den durch die Terroranschläge in die Krise geratenen Fluglinien ihres Landes unter die Arme greifen will. Ein umfangreiches Hilfspaket solle bis zum Beginn der nächsten Woche geschnürt werden, kündigte Verkehrsminister Norman Mineta nach einem Treffen mit führenden Vertretern der Fluggesellschaften in Washington an. Nach Angaben der Airlines könnte es einen Wert von 24 Milliarden Dollar (rund 50 Milliarden Mark/26 Milliarden Euro) haben.