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Zahlreiche Zivilisten im Jemen getötet

21. August 2015

Bei Kämpfen um die Stadt Tais im Südjemen sind offenbar erneut zahlreiche Zivilisten durch Luftangriffe getötet worden. Die Verletzten können kaum noch versorgt werden, da es an allem mangelt.

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Opfer der jüngsten Luftangriffe in Tais werden geborgen (Foto: Reuters)
Opfer der jüngsten Luftangriffe in Tais werden geborgenBild: Reuters

Bei Luftangriffen der von Saudi-Arabien angeführten Koalition auf die südjemenitische Stadt Tais sind nach Angaben der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) mindestens 65 Zivilisten ums Leben gekommen. Unter den Toten seien auch 17 Kinder und 20 Frauen. Nach Angaben der MSF-Projektleiterin in Tais, Salah Dongu'du, suchen Menschen im Schutt mit bloßen Händen nach Überlebenden der Luftangriffe.

Nur sieben von einst 20 Krankenhäusern in der Stadt arbeiteten noch, hieß es weiter. Sie seien mit Verletzten überfüllt, wichtige Medikamente fehlten. Wegen der Kämpfe und Luftangriffe erreichten viele Verwundete sowie medizinisches Personal die Kliniken erst gar nicht. Ärzte ohne Grenzen versucht, Erste-Hilfe-Ausrüstung an Ärzte in Gebieten zu verteilen, die von der Gesundheitsversorgung abgeschnitten sind. "Wir fordern die Konfliktparteien dringend auf, Angriffe auf zivile Einrichtungen, besonders auf Kliniken, Krankenwagen und dicht bewohnte Gebiete zu stoppen. Medizinischem Personal und humanitären Organisationen muss es ermöglicht werden, Hilfe zu leisten", sagte die MSF-Projektleiterin.

Regierungstreue Milizen Mitte August in Tais (Foto: dpa)
Regierungstreue Milizen Mitte August in TaisBild: picture-alliance/dpa/A. Alseddik

Am Vortag waren nach Angaben von Vertretern der Gesundheitsbehörden bereits 58 Zivilisten in Tais getötet worden. 23 Menschen seien durch Artilleriebeschuss seitens der Rebellen gestorben. Die Luftangriffe, die darauf folgten, töteten 35 weitere Menschen, zehn davon Kinder.

Anschlag auf das Büro des Gouverneurs

Tais ist eine der größten Städte des Jemen - von dort führt auch eine wichtige Überlandstraße nach Aden. Dort waren am Donnerstag bei einem Bombenanschlag auf das Büro des Provinzgouverneurs mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Elf weitere seien bei dem Attentat verletzt worden, berichteten Journalisten aus der Hafenstadt. Wer für die Tat verantwortlich ist, war zunächst unklar. Ein Unbekannter habe die Bombe in der Nähe des Büros des Gouverneurs platziert, hieß es. Der Politiker war zum Zeitpunkt der Explosion nicht am Anschlagsort. Er gehört der sunnitischen Islah-Partei an, zu der auch die islamistischen Muslimbrüder zählen. Die Huthi-Rebellen waren im vergangenen Monat aus Aden vertrieben worden.

Ein Kindersoldat der Huthi-Rebellen Anfang August in Tais (Foto: DW)
Ein Kindersoldat der Huthi-Rebellen Anfang August in TaisBild: DW/Mohammed al-Haidari

Die schiitischen Rebellen und Verbündete des nach Saudi-Arabien geflohenen Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi liefern sich seit Monaten blutige Gefechte in dem bitterarmen Land. Eine von Saudi-Arabien geführte Militärkoalition bombardiert seit März Stellungen der Huthi-Rebellen. Seitdem sind laut UN-Angaben mindestens 4000 Menschen ums Leben gekommen. Menschenrechtsorganisationen werfen beiden Seiten schwere Kriegsverbrechen vor. In vielen Regionen des Jemen kommt es täglich zu schweren Kämpfen.

Angesichts der Lage warnte das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) am Mittwoch vor einer schweren Hungersnot. Nach Schätzungen können sich rund 13 Millionen Menschen nicht mehr ausreichend ernähren, da es keinen Zugang zu ihnen gebe und dringend benötigte Hilfsgelder fehlten, hieß es in einer Erklärung des WFP. Unter den Betroffenen seien sechs Millionen Menschen, darunter vor allem Frauen und Kinder, die akut Hunger litten. Das Land befinde sich auf dem Weg in eine Katastrophe.

stu/sp (afp, ap, dpa)