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London Book Fair

11. April 2011

Gibt es eine Konkurrenz für die Frankfurter Buchmesse? Eigentlich nicht. Denn größer als der Champion am Main ist keine Buchmesse. Aber das Frühjahr gehört der London Book Fair.

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London Book Fair 2009 (Foto: picture-alliance)
Bild: Picture alliance/Photoshot

Es war im März 1995, als Mike Alsop, gerade frisch berufen zum Direktor der Londoner Buchmesse, ein langes Gespräch führte mit Peter Weidhaas, seinerzeit Direktor der Frankfurter Buchmesse. Kümmerlich sah sie damals aus, die London Book Fair: Wenige Aussteller, kein Konzept, selbst britische Verlage fanden sie unnütz. Alsop hörte zu, lernte und setzte um. Innerhalb weniger Jahre wurde aus dem Sorgenkind des Messeveranstalters Reed Exhibitions ein Glückskind: Durch die konsequente Konzentration auf den Business-Aspekt der Buchmesse und erfolgreiche Avancen an die internationalen Literaturagenten entstand der unumstrittene Marktführer unter den internationalen Frühjahrsbuchmessen. Was die Frankfurter Buchmesse mächtig stört: 2006 wurde der Versuch gestartet, in London eine Konkurrenzmesse zu etablieren. Der Versuch scheiterte kläglich.

Standortvorteil an der Themse

Wer den Erfolg der London Book Fair verstehen will, der muss sich beschäftigen mit den Strukturen des internationalen Verlagswesens. Dieses wird dominiert von den englischsprachigen Verlagen. Die größten dieser Verlage sind zwar seit Jahren im Besitz von deutschen, niederländischen und französischen Medienkonzernen, aber: Englisch ist die Sprache der Welt. Die USA, Großbritannien und der Commonwealth bilden einen Buchmarkt, der zwar fragmentiert ist – er ist aber trotzdem der mit Abstand größte der Welt.

London Book Fair 2009 (Foto: picture-alliance)
Die London Book Fair ist unumstrittener Marktführer unter den internationalen Frühjahrsbuchmessen.Bild: Picture alliance/Photoshot

Besonders das Übersetzungsgeschäft ist die Domäne des Englischen: Rund 70 Prozent aller Übersetzungen ins Deutsche kommen aus der englischen Sprache. Auch in Skandinavien, Frankreich, Italien oder in der spanischsprachigen Welt ist die Situation ähnlich. Hier setzt die Londoner Buchmesse an: Ohne Störung durch Buchkäufer können die Aussteller, Agenten und Fachbesucher ihren Geschäften nachgehen. Dies danken sie auch in wirtschaftlichen Krisenzeiten durch stabile Teilnahme, obwohl die Gebühren in London zu den höchsten weltweit zählen.

Blick auf neue Märkte

Seit einigen Jahren hat die London Book Fair ihr Fachprogramm um den Blick auf internationale Märkte erweitert: Ein "Market Focus"-Programm wurde eingeführt, das im Gegensatz zum Frankfurter Vorbild nur wenig Notiz nimmt von den kulturellen Aspekten der ausgewählten Länder. Stattdessen geht es um die Möglichkeiten, erfolgreich in diesen Ländern Geschäfte zu machen. Diese Interesselosigkeit an Literatur und Kultur mag man bedauern, sie entspricht allerdings dem Verständnis von Kulturarbeit, wie sie in Großbritannien vorherrscht. Die vielen Fachvorträge zum Thema sowie Netzwerk-Veranstaltungen erfüllen tatsächlich ihren Zweck: Englischsprachigen Verlagen den Weg in neue Märkte zu ebnen.

Für deutsche Verlage ist die London Book Fair ein Pflichttermin; sie gehört zu den wenigen Buchmessen im Ausland, bei denen eine große Zahl von Verlagsmitarbeitern persönlich anreist.


Autor: Holger Ehling
Redaktion: Gabriela Schaaf