Lokführer legen nach Zugunglück Arbeit nieder
16. Februar 2010Nach dem verheerendem Zugunglück in Buizingen nahe der belgischen Stadt Brüssel mit 18 Todesopfern und 80 Verletzten suchen nun Ermittler nach der genauen Unglücksursache. Vor Ort konnten die Fahnder am Dienstag (16.02.2010) bereits Spuren an den entgleisten Waggons sichern. Bei dem Zusammenstoß zweier Züge am Montag hatte nach ersten Erkenntnissen der Führer einer der beiden Regionalbahnen ein rotes Haltesignal übersehen und war mit dem anderen Zug zusammengeprallt.
Am Dienstagmorgen traten Bahnmitarbeiter in mehreren belgischen Städten in einen spontanen Streik. Vor allem im südlichen Landesteil Wallonie wurden Eisenbahndepots blockiert. Die Streikenden protestieren gegen die ihrer Meinung nach schlechten Arbeitsbedingungen bei der Staatsbahn SNCB, die den Unfall mit verursacht hätten.
Europa nun der Buhmann?
Bereits im Jahr 2001 hatte es einen schweren Zugunfall in Pecrot südöstlich von Brüssel gegeben, bei dem der Zugführer ebenfalls ein Stoppsignal übersehen hatte und auf einem falschen Gleis einem anderen Zug entgegen gerast war. Die Bilanz lautete damals neun Tote und zwölf Verletzte.
Danach war eine heftige Sicherheitsdebatte entbrannt. Die Forderung nach mehr Sicherheit wurde laut. Insbesondere sollte ein Bremssystem eingeführt werden, das Züge automatisch bremst, wenn sie ein Haltesignal missachten. Am Unfallort gab es ein solches Sicherheitssystem, jedoch war nach Angaben der SNCB nur einer der beiden Züge damit ausgestattet.
Aufklärung wird Monate dauern
Die Aufklärung der Katastrophe könnte nach Angaben der EU-Kommission mehrere Monate dauern. Eine Kommissionssprecherin sagte am Dienstag in Brüssel, dass für die Analyse EU-Experten gemeinsam mit den belgischen Behörden zusammen arbeiten werden, "es ist jetzt viel zu früh, über die Ursachen zu spekulieren". Zugleich wies sie Vorwürfe der belgischen Staatsbahn SNCB zurück, die langsame Einführung automatischer Bremssysteme liege an Fehlern auf europäischer Ebene. Insbesondere die Europäische Eisenbahnagentur (ERA) steht in der Kritik.
Für die Spurensuche und die Bergungsarbeiten bleibt die Strecke nach Angaben der Staatsanwaltschaft Brüssel noch mindestens zwei Tage lang gesperrt.
Autorin: Susanna Hayne (dpa, apn, afp)
Redaktion: Martin Schrader