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Logistische Höchstleistung

Helle Jeppesen7. Dezember 2006

Ob in Kriegsgebieten oder nach Katastrophen - die UNICEF gehört stets zu den ersten Helfern. Dass die Organisation Hilfsgüter in 48 Stunden ausliefern kann, ist auch dem Logistik-Zentrum in Kopenhagen zu verdanken.

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Ehrenamtliche Helfer packen in Kopenhagen Hilfspakete für UNICEF
Ehrenamtliche Helfer packen in Kopenhagen Hilfspakete für UNICEFBild: AP
UNICEF-Pakete werden entladen
Die Supply Division packt Medikamente und Spezialnahrung ebenso ein...Bild: AP

250 Menschen aus 60 verschiedenen Nationen arbeiten auf dem UNICEF-Gelände im Freihafen von Kopenhagen, auf einer Art Halbinsel, die sich über das ganze Areal zwischen zwei Hafenbassins erstreckt. Der Bau, der von der dänischen Regierung der UNICEF kostenlos zur Verfügung gestellt wird, ist mittlerweile fast 25 Jahre alt. Er erinnert mit seiner funktionalistisch-skandinavischen Architektur und den niedrigen Vordächern fast an die Bautradition der Wikinger. Mit dem Büro- und Verwaltungsgebäude verbunden ist die riesige Lagerhalle - so groß wie drei Fußballfelder hintereinander. Hier werden UNICEF-Hilfspakete für die ganze Welt zusammengestellt.

Wenn irgendwo auf der Welt Katastrophenalarm ausgelöst wird, fahren die Mitarbeiter in Kopenhagen Extra-Schicht. Innerhalb von 48 Stunden können die zusammengestellten Pakete dann vor Ort verteilt werden.

Pakete nach Bedarf

UNICEF-Pakete werden entladen
Die Pakete werden je nach Bedarf zusammengestellt.Bild: AP

Die Pakete werden individuell zusammengestellt, je nach Bedarf vor Ort. Es können Medikamente sein, Moskito-Netze für Malaria-Gebiete oder spezielle Kindernahrung für unterernährte Säuglinge und Kleinkinder. Die Leute vor Ort entscheiden, was benötigt wird, und bestellen dann in Kopenhagen. Oder sie rufen an und fragen, welche Produkte die Supply Division für ein bestimmtes Problem empfehlen kann. Doch ob Basisausrüstung für Hebammen, Verbandzeug und Medikamente für ein Erste-Hilfe-Zentrum oder das Wasserset für Flüchtlingsfamilien - die Hilfsmittel sind oft erstaunlich einfach, aber sehr effektiv:

"Wir versuchen, einen maximalen Nutzen mit möglichst einfachen Produkten zu erzielen", betont Pressesprecherin Sandie Blanchet. Die Produkte sind nicht teuer, sie sind einfach zu handhaben, und man braucht keine dreiseitige Gebrauchsanleitung um sie zu nutzen. "Einfach, kostengünstig und effizient - das sind unsere Bedingungen für die Hilfslieferungen für Kinder", sagt Sandie Blanchet.

Ein Stück Alltag geben

Auch die Basis-Pakete, die Geräte für die Wasserversorgung, Koch-Utensilien oder Schulmaterial beinhalten, sind mit einfachen, robusten Produkten ausgestattet, die leicht zu handhaben sind und maximalen Nutzen vor Ort bringt. Es geht nicht nur darum, ein physisches Überleben nach einer Katastrophe zu ermöglichen, sondern auch darum, so schnell wie möglich eine Art Alltag wieder herzustellen, der allen Familienmitglieder wieder ein bisschen Halt im Chaos geben kann, wie Sandie Blanchet erklärt:

"Bei einer Katastrophe haben die Familien meist alles verloren. Was sie brauchen, ist die Möglichkeit, eine Art Alltag so schnell wie möglich etablieren zu können". Ein Alltagsritual ist zum Beispiel das Familienessen, das ein bisschen Halt geben kann. Deshalb werden in Kopenhagen auch Kisten mit zum Beispiel Kochgeschirr für eine ganze Familie gepackt.

Logistisches Puzzle

UNICEF-Pakete werden entladen
...wie Moskitonetze oder WassersetsBild: AP

Hier in der riesigen Halle stehen vom Boden bis zur Decke Lagerregale in langen Reihen, in der Mitte so hoch wie ein zweieinhalb geschossiges Haus. Die Trucks fahren hin und her, holen die Produkte, die in der Packhalle benötigt werden, und fahren die fertigen Pakete zum Ausgang, von wo aus sie dann direkt auf Schiffe geladen werden können. So viel Fracht wie möglich wird per Schiff transportiert und in Zwischenlagern auf der ganzen Welt für ihren späteren Einsatz aufbewahrt. Oft ist UNICEF jahrelang nach einer Katastrophe vor Ort, und die Produkte für die längerfristige Hilfsarbeit werden meist per Schiff transportiert. Denn Luftfracht ist teuer, und bei guter logistischer Planung kann man dagegen viel Geld sparen, sagt Pressesprecherin Sandie Blanchet.

Mehr als nur ein Job

Doch nach einer Katastrophe muss es schnell gehen. In der ersten akuten Phase geht es darum, innerhalb von Stunden oder ein paar Tagen Nothilfe-Pakete hinzubringen. Nach dem Tsunami in Südostasien oder nach dem Erdbeben in Pakistan wurde hier rund um die Uhr gearbeitet. Für die Angestellten ist es selbstverständlich, auch am Wochenende und notfalls in drei Schichten zu arbeiten.

"Man arbeitet hier nicht nur für Geld, man hat auch ein Ideal, wenn man für UNICEF arbeitet", erzählt Mark, der schon fünf Jahre dabei ist. Es ist eben nicht ein Job wie jeder andere. Auch Bagus, der gerade Hilfspakete für Burundi zusammenstellt, möchte mit keinem tauschen. "Wenn ich einen Job erledigt habe, bin ich stolz darauf. Es ist nicht wie anderswo, wo man seinen Job macht, nach Hause geht, und nicht darüber nachdenkt, und dann am nächsten Tag wieder dasselbe", sagt er.

Im Fernsehen die Pakete verfolgen

Ein paar Tage später können die Pakete, die Mark und Bagus an diesem Tag gepackt haben, schon angekommen sein. Manchmal erfahren die Mitarbeiter davon aus den Medien. "Nach dem Tsunami oder nach dem Erdbeben in Pakistan, konnten wir hier sehen, wie die Lieferungen verschickt wurden. Und ein paar Tage später haben wir im Fernsehen gesehen, wie sie vor Ort an Kinder und Frauen verteilt wurden", erzählt Pressesprecherin Sandie Blanchet. Das ist für die Mitarbeiter des UNICEF Supply Zentrums in Kopenhaben der beste Beweis dafür, dass ihre Arbeit direkt und konkret vor Ort hilft.