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Linux wird "staatlich"

7. Juni 2002

Geringere Kosten, höhere Sicherheit - Qualität setzt sich durch. Die Open-Source-Bewegung Linux findet immer mehr Fans bei höchst offiziellen Stellen.

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Bisher viel Glück gebracht: Linux-Maskottchen TuxBild: images.linux.com

Behörden und Ministerien zeigen weltweit immer mehr Interesse für das freie Betriebssystem Linux und sehen darin eine Alternative zum dominierenden Windows. Dazu trägt das gewachsene Ansehen von Linux bei. Zudem gibt es bei Problemen inzwischen professionelle Unterstützung von Konzernen wie IBM.

Auf einer Computermesse in Tokio gab IBM jetzt die Lieferung von 75 Linux-Systemen an US-Behörden wie das Verteidigungs- und das Energieministerium, die Luftwaffe und die Luftfahrtbehörde bekannt. Linux ist auch bei der chinesischen Post im Einsatz, in den Ministerien für Kultur, Erziehung und Verteidigung in Frankreich, bei der EU-Kommission und in vielen weiteren Behörden in Europa und
Asien. "Es ist ein interessanter Trend, dass viele Organisationen Interesse an Open-Source-Software und Linux im Besonderen zeigen", sagt Dan Kusnetzky vom Marktforschungsunternehmen IDC.

Imagewechsel

Das Betriebssystem habe sein früheres Image als Spielzeug für Computerfreaks verloren, erklärt James Lewis vom Zentrum für Strategische und Internationale Studien. Bislang wurde Linux in US-Behörden vor allem von Systemverwaltern eingesetzt, die Geld sparen wollten. Inzwischen sind die Behörden aber auch bereit, für speziell auf Linux abgestimmte Hardware zu zahlen.

Auch Rückenwind aus Berlin

Die Bundesregierung geht davon aus, dass Linux-Systeme schon bald zum führenden Betriebssystem in der öffentlichen Verwaltung werden. "Die Ablösung von Windows NT steht bevor", sagte Brigitte Zypries vom Bundesinnenministerium zur Eröffnung des LinuxTages am Donnerstag (6. Juni 2002) in Karlsruhe. Dort tauschen bis zum Sonntag Europas Linux-Anwender ihre Erfahrungen aus.

Sicherheit geht vor

Auf den Rechnern von Privatanwendern herrscht weiter nahezu unangefochten Windows. Anders sieht es bei den Servern aus, den meist im Hintergrund laufenden Firmenrechnern, die Internet, E-Mail, Programme oder Dokumente für den Abruf der angeschlossenen Nutzer bereit halten. Hier liegt Linux inzwischen hinter den verschiedenen Windows-Versionen auf Platz zwei mit einem Marktanteil von 27 Prozent. Microsoft kommt laut IDC auf insgesamt 40 Prozent.

Auch Geheimdienste und die Streitkräfte finden immer mehr
Gefallen an Linux. Eine jetzt für das Pentagon fertig gestellte
Studie kam zu dem Ergebnis, dass die US-Regierung
Open-Source-Rechner und Software auf 249 verschiedene Arten nutzt. Linux läuft zum Beispiel bei der Luftwaffe und der Marineinfanterie. Der Bericht empfiehlt, die Nutzung auszudehnen: Open-Source-Systeme seien weniger anfällig für Angriffe und billiger.

Weniger ist mehr

Microsoft versucht, dem Trend mit Lobby-Arbeit entgegen zu wirken. So sprach sich der Konzern im Pentagon gegen den Einsatz verschiedener Open-Source-Programme aus. "Wir haben unsere Bedenken deutlich gemacht", sagt Microsoft-Sprecher Jon Murchinson. Aber Microsoft ist nicht das einzige Unternehmen, das von dem Interesse an Linux betroffen ist. So kaufte die US-Luftwaffe bei IBM einen Linux-Cluster mit drei Jahren Support für 130.000 Dollar. Das war deutlich weniger als die 750.000 Dollar, die Wettbewerber Silicon Graphics haben wollte.

Nach IBM-Angaben haben Geheimdienste und Streitkräfte in den USA, Kanada, Deutschland, Frankreich, England, Spanien, Singapur und China Linux-Systeme gekauft. Die Nationale Sicherheitsbehörde der USA bietet Linux-Software sogar zum kostenlosen Download an.