Das Recht der Kinder auf Wissen
21. September 2009Die Zeitschriften für Kinder füllen heute im Kiosk ganze Regale. Sie drehen sich um Zeichentrick-Figuren, Tiere im Allgemeinen, Pferde im Speziellen und Prinzessinnen. Rund 3,7 Millionen Kinder in Deutschland lesen die Magazine. Meistens, weil sie die Figuren aus dem Fernsehen kennen oder das Spielzeug des Magazins – Plastikpistolen, Jojos oder bunte Zauberstäbe – haben wollen.
Diese Zeitschriften nähmen Kinder nicht ernst, kritisiert Matthias Gaede. Deshalb hat der Chefredakteur von GEOlino vor 16 Jahren das erste Wissensmagazin für Kinder herausgegeben. "Wir sehen sie als kleine Staatsbürger", betont Gaede. Das scheint den Kindern zu gefallen. Mit rund 370.000 verkauften Exemplaren gehört die Zeitschrift zu den meist gelesenen Magazinen in der Altersgruppe zwischen 8 und 12 Jahren. Statt auf knallbunte Comics, Witze und technische Spielereien zu setzen, bereite GEOlino anspruchsvolle Stoffe in einer einfachen Sprache so auf, dass sie für Kinder verständlich seien, erklärt Gaede.
Die Welt verstehen lernen
Dabei wagt das Magazin sich durchaus an komplizierte Sachverhalte, die aus dem GEO-Magazin für Erwachsene auf Kinderniveau "heruntergebrochen" werden. Es gehe nicht nur um Tiere und Planeten, sondern auch um den Klimawandel, die Entstehung der Bundesrepublik oder um Kunst, betont der Journalist.
Ein scheinbar einfaches Konzept, das GEOlino zum Marktführer unter den Kindermagazinen gemacht hat. Bislang weitgehend konkurrenzlos. Doch seit September wirbt auch der Spiegel-Verlag um die wissbegierige Leserschaft unter den 8- bis 12-Jährigen. "Dein Spiegel – Die Welt verstehen" sei zunächst als einmalige Ausgabe geplant gewesen, war vom Verlag zu hören.
Geolino-Chefredakteur Matthias Gaede ist skeptisch, ob dieses Konzept aufgehen wird und sieht der neuen Konkurrenz gelassen entgegen. "Ob man Kinder für das Thema Staatsverschuldung tatsächlich schon interessieren kann, weiß ich nicht", zweifelt Gaede. Dennoch sei es ein bemerkenswerter Versuch, "mehr Wissen für Kinder" auf dem Zeitschriftenmarkt zu etablieren. GEO dagegen hat eine neue Zielgruppe im Blick: die fünf- bis siebenjährigen Kinder. GEOmini soll sie dazu bringen, die Welt des Lesens zu entdecken.
Zum Unterschied zu GEOlino bietet das neue Heft Rätsel, Basteleien und Suchbilder. Es seien auch Geschichten zum Vorlesen-Bekommen dabei, berichtet Chefredakteur Matthias Gaede. Das Konzept ähnelt sehr dem des Schwestermagazins. Aber auch hier wolle man nicht mit beigepackten Plastik-Figuren um die Gunst der Kinder buhlen, wie es die vielen reinen Unterhaltungsmagazine für Kinder machen.
Autor: Conny Paul
Redaktion: Sabine Damaschke