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Lieberman kämpft

Daniel Scheschkewitz, Washington8. August 2006

In den USA hat der Wahlkampf für die Kongresswahlen im November begonnen. In einer national beachteten Vorwahl kämpft in Connecticut das demokratische Urgestein Joseph Lieberman um sein politisches Überleben.

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Joe Lieberman mit seiner Frau im WahlkampfBild: AP

Joe Lieberman ist ein Urgestein der Demokratischen Partei. Weltweit machte er bei der historischen Präsidentschaftswahl im Jahr 2000 als "Runningmate" von Al Gore Schlagzeilen. Wären da nicht seine Unterstützung für den Irakkrieg und die Richtungskämpfe in der Demokratischen Partei, seine Wiederwahl zum Senator wäre wohl ungefährdet Doch nun hat ihm ein Neuling in der Politarena, der Unternehmer Ned Lamont, den Sieg streitig gemacht. Lamont führte seinen Wahlkampf mit Hilfe der Linken in der Partei und mit dem Argument, Joe Lieberman stehe für den Krieg Er dagegen: Als Senator würde ich den Irakern mitteilen, wir haben keine langfristigen Ambitionen in eurem Land. Unsere Frontsoldaten werden den

Irak innerhalb eines Jahres verlassen.“

Referendum über den Krieg

Die Vorwahlentscheidung der demokratischen Wähler in Connecticut ist damit auch zu einem Referendum über den Krieg geworden und Liebermann hatte Mühe, seine Unterstützung für das inzwischen unpopuläre Irak-Engagement der USA im Wahlkampf zu verteidigen. "Wenn wir einfach aufgeben und den Irak jetzt verlassen, so wie dies mein Gegner möchte, wäre das ein Desaster für die Iraker, wie für uns."

Joe Lieberman im Wahlkampf
Joe Lieberman im WahlkampfBild: AP

Aber Lieberman wird von den Anhängern der Demokraten nicht nur mit dem Krieg in Verbindung gebracht, sondern auch mit Präsident Bush und dessen politischen Entscheidungen, die der konservative Lieberman nicht selten im US-Senat mitgetragen hat. Lieberman dazu: "Ich weiß, dass es im US-Senat manchmal besser für meine Wähler ist, wenn ich mit den Kollegen von der anderen Partei zusammen arbeite. Aber das macht aus mir keiner schlechteren Demokraten, es macht aus mir einen besseren Senator."

Lamont bestreitet dies. Er wirft Liebermann vor, für die angeblich verheerenden innenpolitischen Entwicklungen der Bush-Jahre mitverantwortlich zu sein. "Wir verlieren Arbeitplätze in der verarbeitenden Industrie, bei den Zulieferern für die Rüstungsindustrie. Die Leute haben das Gefühl, der Mittelschicht geht es schlecht. Und sie projizieren das auf den Irakkrieg. Wie kann es sein, dass wir für den Irak 250 Milliarden ausgeben, aber nicht in unsere Städte und in unsere Arbeitsplätze zuhause investieren."

Rückschlüsse für die Demokraten

Die potenziellen Kandidaten in der demokratischen Partei für die nächste Präsidentschaftswahl im Jahr 2008 haben die Vorwahl in Connecticut genau beobachtet. Sie werden ihre Rückschlüsse aus dem Ergebnis ziehen. Vor allem Hillary Clinton, die ebenfalls im US-Senat für den Irak-Krieg votierte. Auch für Al Gore, Liebermans Partner bei der umstrittenen Wahl im Jahr 2000 könnte der Ausgang die Weichen neu Stellen. Seit seinem auch kommerziell erfolgreichen Kinofilm über die katastrophalen Auswirkungen der globalen Klimaerwärmung sehen in ihm viele in der linken Basis der Demokratischen Partei den geeigneten Kandidaten für 2008.