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Licht für die Libido

19. September 2016

Männern mit mangelnder Libido kann manchmal schon verblüffend einfach geholfen werden. Italienische Forscher bestrahlten Männer mit intensivem Kunstlicht und siehe da - der Testosteron-Spiegel stieg deutlich an.

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Lichttherapie (Foto: Image/ Mint Images)
Bild: Imago/Mint Images

Männer, die unter mangelnder sexueller Lust leiden, brauchen oft keine Medikamente, um aus ihrem Tief herauszukommen. Intensives helles Licht soll auch schon helfen.

Das haben jetzt Forscher des European College of Neuropsychopharmacology (ECNP) an der Universität Siena gezeigt. Sie hatten 38 Probanden zwei Wochen lang jeden Morgen in einer sogenannten Lichtbox für eine halbe Stunde hellem Kunstlicht ausgesetzt. Eine Kontrollgruppe wurde ebenfalls mit Licht bestrahlt, das aber abgedimmt war.

Wirkung im Hormonhaushalt messbar

Nach den zwei Wochen verzeichneten die Forscher einen Anstieg der "sexuellen Befriedigung". Dazu mussten die Probanden ihre persönlichen Erfahrungen auf einer zehn-Punkte-Skala bewerten. Im Durchschnitt stiegen die Werte von 2 auf 6,3. Auch die Testosteron-Werte im Blutserum stiegen messbar an: Von 2,1 Nanogramm pro Milliliter auf 3,6. In der Kontrollgruppe wurde indes keine signifikante Änderung der Libido festgestellt.

Es ist bereits bekannt, dass die Zeugungsraten in Nordeuropa während der Wintermonate zurückgehen, sagt Studienleiter Andrea Fagiolini, Professor für Neurologie und Psychologie an der Universität Siena. Im Juni hingegen erleben sie einen Höhepunkt. "Die Lichtbox ahmt nur das nach, was die Natur tut", erklärt der Forscher.

Nichts für Augenkranke

Eine gängige Behandlungsmethode für mangelnde Libido ist derzeit die Verabreichung des männlichen Sexualhormons Testosteron per Spritze oder die Verordnung von Antidepressiva oder anderen Medikamenten. Fagiolini betont aber, dass noch breiter angelegte Studien nötig sind, bevor die Lichttherapie als ernstzunehmende Behandlungsmethode eingeführt werden kann.

Die Behandlung in einer Lichtbox kommt allerdings für Patienten, die unter Augenkrankheiten leiden, nicht in Frage. Auch für Patienten, die Medikamente einnehmen, welche die Lichtempfindlichkeit erhöhen, etwa bestimmte Antibiotika oder Antidepressiva, ist eine solche Therapie nicht möglich.

Lichttherapie ist gängige Prophylaxe im hohen Norden

Übrigens ist die Methode nicht ganz neu. "Die Lichttherapie wurde schon in der Vergangenheit erfolgreich eingesetzt, um einige Formen der Depression zu behandeln", sagt Eduard Vieta, der Lehrstuhlinhaber für Psychiatrie und Psychologie an der Universitätsklinik von Barcelona.

Besonders Menschen, die im Winter nördlich des Polarkreises leben und arbeiten, werden häufig prophylaktisch mit Tageslichtlampen bestrahlt, die über 2000 Lux stark sind. Dadurch wird der Hormonhaushalt wieder stabilisiert. Denn zu wenig Tageslicht reduziert das Serotonin, das als eines der wichtigen Glückshormone gilt und kurbelt gleichzeitig die Produktion des Schlafhormons Melatonin an.

fs/jh (dpa/Reuters)