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Libyen auf Westkurs

11. Februar 2004

Die USA schicken nach Jahrzehnten wieder einen Diplomaten nach Tripolis. In London traf der britische Premier Tony Blair den libyschen Außenminister Abderrahman Mohammed Schalgam: Libyen wird wieder gesellschaftsfähig.

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Annäherung: Tony Blair und Libyens Außenminister SchalgamBild: AP

"Wir haben gegenwärtig einen Diplomaten in Tripolis, der die US-Waffenexperten unterstützt," sagte ein Vertreter des Außenministeriums am Dienstag (10.2.2004) in Washington. Und: "Es ist das erste Mal, dass wir jemanden dort haben." Vorläufig werde der Beamte von der belgischen Botschaft aus arbeiten. Noch in diesem Monat würden weitere US-Vertreter nach Libyen entsandt. Sollte das nordafrikanische Land seine Verpflichtung von einhalten und das Programm zum Bau von Massenvernichtungswaffen einstellen, wollten die USA wieder dauerhaft Diplomaten nach Libyen schicken.

Der libysche Außenminister Schalgam kündigte seinerseits an, Diplomaten in die USA entsenden zu wollen. Ziel Libyens ist es, die Amerikaner zu einer Aufhebung der Sanktionen zu bewegen, die US-Präsident Georg W. Bush erst im Januar um sechs Monate verlängert hatte. Allerdings steht das Land immer noch auf auf der amerikanischen Liste jener Staaten, die Terrorismus unterstützen.

Hilfe aus Großbritannien

Bei der Verbesserung der Beziehungen zu den USA kann die libysche Regierung jetzt auf die Unterstützung der Briten setzten. Am Dienstag (10.2.2004) traf Schalgam mit dem Premierminister Blair und dem britischen Außenminister Jack Straw in London zusammen. "Wahrhaft historisch" nannte Straw das Treffen im Nachhinein. Libyen mache gute Fortschritte bei der Umsetzung seiner Ankündigung vom 19. Dezember 2003, seine Massenvernichtungswaffen-Programme aufzugeben.

Auch Schalgam sagte, sein Land kooperiere vollständig mit den internationalen Inspektoren. Laut Straw wollen die beiden Länder zukünftig bei der Bekämpfung des Terrorismus zusammenarbeiten.

Vergangenheit überwunden

Denkmal Großbritanien Polizist Libyen
Denkmal für die aus der libyschen Botschaft heraus erschossenen Polizistin Yvonne FletcherBild: AP

Der Besuch des Libyers in Großbritannien war der ranghöchste seit mehr als 20 Jahren. Bereits in den 70er Jahren hatte Libyen IRA-Terroristen in Nordirland mit Waffen und Sprengstoff beliefert. Die Beziehungen zwischen den Briten und Libyen waren seit 1984 entgültig zerrüttet, als die britische Polizistin Yvonne Fletcher aus dem libyschen Botschaftsgebäude in London heraus erschossen worden war. Vier Jahre später starben bei einer Explosion einer US-Passagiermaschine über dem schottischen Lockerbie 270 Menschen.

Libyen hat seine Schuld nach jahrelangen Sanktionen eingestanden und den Hinterbliebenden finanzielle Entschädigungen zugesagt. Dass die alten Wunden verheilen, zeigt auch die Ankündigung Blairs, "so bald, wie es passt" nach Libyen zu reisen.

Annäherung aus Italien

Als erster westlicher Regierungschef traf ebenfalls am Dienstag der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi in Libyen ein. Dort traf er sich zu Gesprächen mit dem lange Zeit geächteten Revolutionsführer Moammar el Gaddafi. Auch Berlusconi will sich für eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Libyen und den USA einsetzen. Er sagte der ehemaligen italienischen Kolonie Libyen außerdem weitere bilaterale Hilfe zu, unter anderem beim Bau von Krankenhäusern und der Förderung von Studenten. (md)