1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Liberia wird zur Chefsache

31. Juli 2003

Der Weltsicherheitsrat hat erstmals über eine internationale Friedenstruppe für Liberia beraten. Dem Rat lag ein Resolutionsentwurf der USA vor, die damit der Aufforderung von UN-Generalsekretär Kofi Annan gefolgt sind.

https://p.dw.com/p/3vs9
Flüchtlinge in der US-Botschaft in MonroviaBild: AP

Der Resolutionsentwurf gibt grünes Licht für die Entsendung einer schnellen Einsatztruppe mit etwa 1500 nigerianischen Soldaten und für die Verstärkung durch Truppen aus anderen Ländern Westafrikas. Die Resolution könnte nach Einschätzung des amerikanischen UN-Botschafters John Negroponte schon Anfang kommender Woche verabschiedet werden.

Aufgabe der Multinationalen Truppe ist, so weit für Ordnung zu sorgen, dass Hilfsorganisationen das Bürgerkriegsland wieder betreten können. Auf Anraten von Annan soll das Mandat auf Kapitel VII der UN-Charta Bezug nehmen und notfalls mit Gewalt gegen die Rebellen in Liberia vorgegangen werden.

Keine US-Führung

Nigeria hat zwei Bataillone von insgesamt 1400 Soldaten für den Einsatz zugesagt, deren Ausstattung und Transport nach Liberia von der UN-Mission im Nachbarland Sierra Leone unterstützt und finanziert werden soll. Die UN hoffen, dass das erste Bataillon spätestens bis Mitte August in Monrovia eintrifft. Zu diesem Zeitpunkt will dann der liberianische Präsident Charles Taylor sein Land verlassen. Bald darauf sollen das zweite Bataillon aus Nigeria und die versprochenen Truppen anderer westafrikanischer (ECOWAS) Länder nachrücken.

Negroponte wiederholte auf Fragen von Journalisten, dass die USA nicht bereit seien, die Führung der Multinationalen Truppe zu übernehmen, sondern ihr nur logistisch und technisch zur Seite stehen wollten. In welcher Form das geschehen soll, konnte der amerikanische Botschafter nicht erläutern.

Ein robustes Mandat für Liberia

UN-Generalsekretär Kofi Annan hatte am Dienstag (29.7.2003) auf die schnelle Entsendung einer internationalen Eingreiftruppe in das westafrikanische Land gedrungen. In einem Brief an den Weltsicherheitsrat der Vereinten Nationen (UN) äußerte sich Annan tief besorgt über die "dramatische Verschlechterung der Situation vor Ort" und die Verzögerungen bei der Stationierung einer westafrikanischen Truppe. Er forderte den Sicherheitsrat auf, dringend über ein entsprechendes Mandat zu beraten. Ein so genanntes robustes Mandat würde bedeuten, dass die Friedenssoldaten Gewalt nicht nur zu ihrer Verteidigung, sondern auch gegen die Kriegskontrahenten einsetzen könnten.

Vorausteam abgeflogen

Laut Agenturberichten soll am Mittwoch ein Vorausteam der angekündigten Eingreiftruppe in die umkämpfte Hauptstadt Monrovia aufgebrochen sein. Das zehn- bis zwölfköpfige Team, darunter führende nigerianische Militärvertreter, soll von Ghana aus nach Liberia geflogen sein. Sie sollen Vorbereitungen für die Entsendung der Eingreiftruppe treffen, wie der westafrikanische Vermittler Sony Ugoh mitteilte. Das Vorausteam wird sich nach seinen Angaben bis mindestens Freitag (1. August 2003) in Liberia aufhalten. Erst anschließend sollen die beiden angekündigten nigerianischen Bataillone als Vorhut dorthin entsandt werden.

US-Präsident George W. Bush bekräftigte derweil die Bedingungen für die Entsendung von US-Soldaten. Liberias Präsident Charles Taylor "muss gehen, ein Waffenstillstand muss in Kraft sein, und wir werden der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft helfen", sagte Bush am Mittwoch im Weißen Haus.

Menschen ohne Versorgung

In Buchanan, der zweitgrößten Stadt Liberias, starteten Regierungstruppen am Dienstag einen Gegenangriff. Da die Häfen von Monrovia und Buchanan an die Rebellen gefallen sind, sind Einwohner und Flüchtlinge von wichtigen Lebensmittellagern abgeschnitten. Alleine in Monrovia sollen es 1,3 Millionen Menschen sein.

"Die Situation in Liberia ist dramatischer denn je", berichtet Eleanor Monbiot von der Hilfsorganisation "World Vision". Die Trinkwasserversorgung sei fast zusammengebrochen, nachdem durch ständigen Granatenbeschuss die zentrale Wasserversorgungsanlage stark beschädigt worden sei. Schlechte Hygieneverhältnisse und die Ausbreitung von Krankheiten machten die Situation noch schlimmer. (kap/kas)