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Lesotho bietet allen Bürgern kostenlose Aids-Tests

30. November 2005

Etwa 30 Prozent aller Erwachsenen im afrikanischen Lesotho sind HIV-positiv. Jetzt will der Kleinstaat allen Bürgern kostenlose Aids-Tests anbieten. Damit soll die weitere Ausbreitung der Krankheit verhindert werden.

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Flächendeckende HIV-Tests sollen die Epidemie eindämmen helfenBild: dpa

Das 1,8 Millionen Einwohner zählende Land leidet unter einer der höchsten Infektionsraten der Welt. Nur wenige aber wissen von ihrer Erkrankung. Ein Großteil der Bevölkerung kennt weder das Virus noch die damit verbundenen Gefahren. Zudem werden HIV-infizierte Menschen regelmäßig stigmatisiert.

Lebenserwartung fast halbiert

Das Virus hat die Lebenserwartung innerhalb von 15 Jahren von 60 auf 35 Jahre sinken lassen. Mehr als 100.000 Kinder haben dadurch ihre Eltern verloren. Nur rund 6.000 der 56.000 HIV-Infizierten erhalten kostenlose Medikamente gegen ihre Krankheit.

Kinder und Aids, Solidaritätsdemonstration in Bombay
In Lesotho gibt es 100.000 Aids-WaisenBild: AP

Das Königreich ist das weltweit erste Land, das flächendeckende kostenlose Aids-Tests anbieten möchte. Die Tests sollen von Gesundheitspersonal vorgenommen werden, das jedes Haus aufsucht und die Untersuchung anbietet.

Alle Erwachsenen sollen HIV-Status kennen

Letztlich sollen bis zum Jahr 2007 alle Menschen im Alter von mehr als 12 Jahren ihren HIV-Status kennen. Dies wiederum könne zu einer gezielten Behandlung, aber auch zur Vorbeugung dienen, erklärte die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Der für die Aids-Bekämpfung verantwortliche Direktor der WHO, Jim Yong Kim, will sich anlässlich des Weltaidstages (1.12.2005) vor Ort ein Bild vom Beginn der Kampagne machen.

Bereits im vergangenen Jahr hatte Botswana seinen Bürgern die Gelegenheit gegeben, sich in medizinischen Einrichtungen testen zu lassen. Dies habe den Kampf gegen die Immunschwächekrankheit enorm erleichtert, ließ die WHO verlauten.

Verheerende wirtschaftliche Folgen

Die Zentralbank in Lesotho hatte bereits vor den verheerenden wirtschaftlichen Folgen der Aids-Epidemie für das Land gewarnt. Wenn die Ausbreitung nicht eingedämmt werde, gehe die Lebenserwartung weiter zurück und die Armut nehme zu. Außerdem gingen immer mehr Arbeitskräfte in der Landwirtschaft verloren.

Aids- Patientin in Südafrika
Aids-Patientin in SüdafrikaBild: AP

Lesotho ist einer der wichtigsten Adressaten einer UNICEF-Kampagne gegen Aids. Hier vermischen sich Armutsprobleme mit der dritthöchsten Aids-Infektionsrate der Welt. Das Virus hat sich insbesondere in den 90er Jahren in dem Land ausgebreitet. Hauptursache war die große Anzahl junger Männer, die in den Minen im Nachbarland Südafrika arbeiten mussten. Sie infizierten sich bei Prostituierten und brachten das Virus anschließend zurück in ihre Heimat.

Vielzahl der Sexualpartner erleichtert Verbreitung

Der Vertreter der UNICEF in Lesotho, Bertrand Desmoulins, berichtet von sexuellen Beziehungen älterer Männer mit jungen Mädchen sowie von zahlreichen Fällen sexuellen Missbrauchs, die heute die Verbreitung des Virus begünstigen. "Vor allem aber ist es die Praxis der Männer, eine Vielzahl von Partnern zugleich zu haben", betont Desmoulins.

Eines der größten Probleme bei der Bekämpfung von Aids in Lesotho ist die schlechte Infrastruktur. In weiten Teilen des Landes gibt es keine ausreichenden Straße, zudem hat das Gesundheitssystem große Lücken. Ebenso fehlt ein flächendeckender Zugang zu Elektrizität, so dass die nötige Kühlung der Medikamente häufig nicht möglich ist. (daw)