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Gesellschaft

Lehrer wollen nichts mitbekommen haben

26. September 2016

In Euskirchen wird ein Schüler auf dem Schulhof schwer verprügelt und lebensgefährlich verletzt. Niemand will etwas bemerkt haben. Jetzt ist eine Debatte um die Aufsichtspflicht entbrannt.

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Blick auf die Gesamtschule in Euskirchen
Bild: Imago/H.J. Knippertz

Nach der brutalen Attacke auf einen zwölfjährigen Schüler auf einem Schulgelände im westdeutschen Euskirchen geht die Bezirksregierung Köln nicht von einer Verletzung der Aufsichtspflicht aus. Derzeit gebe es keine Erkenntnisse, dass die Schulleitung in Euskirchen gegen ihre Aufsichtspflicht verstoßen habe, sagte eine Sprecherin der Schulaufsicht.

Die Vorsitzende des Elternvereins Nordrhein-Westfalen, Regine Schwarzhoff, forderte dagegen: "Es muss eine gründliche Untersuchung geben, ob hier nicht in erheblicher Weise die Aufsichtspflicht verletzt worden ist."

 

Schwere Verletzungen nach Prügelattacke

Der Zwölfjährige war am Donnerstag mutmaßlich von einem gleichaltrigen Mitschüler lebensgefährlich verletzt worden. Die Prügelattacke ereignete sich während der Schulzeit und auf dem Schulgelände, sagte der Sprecher der Bonner Staatsanwaltschaft, Robin Faßbender. Aber: "Wir haben keine Hinweise darauf, dass das Geschehen von einem Lehrer beobachtet wurde." Das Opfer liege nach "massiver Gewalteinwirkung auf den Körper mit schwersten Verletzungen" im künstlichen Koma in einer Kölner Klinik.

Der Verdacht richtet sich gegen einen unter 14-jährigen Mitschüler. "Wir haben mit ihm gesprochen, aber da er strafunmündig ist, dürfen wir zum Inhalt nichts herausgeben", sagte Faßbender. Auch wenn sich der Verdacht erhärten sollte, müsste sich der mutmaßliche Täter wegen seines Alters nicht strafrechtlich verantworten.

Im Vorfeld der Attacke hatte es Streit bei einem Kartenspiel gegeben. Ob das unmittelbarer Anlass für den Gewaltausbruch war, ist Faßbender zufolge noch unklar: "Zwischen dem Kartenspiel und der Attacke gab es eine räumliche Verlagerung." Alle Lehrer und mehrere Kinder - diese im Beisein ihrer Eltern - wurden inzwischen befragt. Es sei davon auszugehen, dass weitere Schüler Zeugen des Vorfalls geworden sein könnten. "Bis jetzt hat sich aber noch keiner gemeldet."

Polizei erst im Krankenhaus verständigt

Das Opfer selbst habe sich am Donnerstag bei einer Lehrerin wegen starken Unwohlseins gemeldet, schilderte Faßbender. Die habe einen Notarzt gerufen. Dem Jungen seien seine schweren Verletzungen äußerlich nicht anzusehen gewesen. Die Polizei war nach eigenen Angaben erst von Ärzten in Euskirchen eingeschaltet worden, nicht aus dem Lehrerkollegium heraus.

Die Bezirksregierung schickte einen Krisenbeauftragten in die Gesamtschule. Zudem waren mehrere Schulpsychologen vor Ort. Die Schulleitung schrieb auf der Homepage: "Wir sind zutiefst erschrocken und betroffen von dem schlimmen Vorfall an unserer Schule und hoffen, dass es unserem Schüler bald wieder besser geht." 

Euskirchen kommt nicht zur Ruhe

Am Montag wurde noch ein weiterer Zwischenfall aus Euskirchen gemeldet. Vor der derselben Gesamtschule soll nach Angaben der Polizei ein Schüler von einem unbekannten Jungen mit einem Messer bedroht worden sein. Der Zwölfjährige habe angegeben, der Unbekannte habe aus einigen Metern Entfernung mit dem Messer auf ihn gezeigt, teilte die Polizei mit. Der Vorfall steht nach Polizeiangaben nicht in Zusammenhang mit dem Vorfall von Donnerstag.

chr/SC (dpa)