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Lebensmittelpreise im Südsudan steigen

26. Januar 2011

Die Menschen im Südsudan haben über die Unabhängigkeit vom Norden abgestimmt. Nun spürt die Region die ersten Folgen: die Lebensmittelpreise steigen an.

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Die meisten Wähler sind für die Unabhängigkeit des SüdsudanBild: AP

Die Bevölkerung des Südsudan hat abgestimmt, eine Loslösung vom Norden gilt als sicher, auch wenn das offizielle Ergebnis erst für Februar erwartet wird. Die ersten Folgen einer möglichen Abspaltung vom Nordsudan treffen die Menschen im Süden aber schon jetzt. Dort sind die Preise für Alltagsprodukte extrem angestiegen, wie die Nachrichtenagentur AP berichtet. So sollen zum Beispiel Zucker, Öl und Seife über 50 Prozent mehr kosten als noch vor dem Referendum.

Als eine Ursache für die Preisexplosion gilt der deutliche Rückgang von Importen aus dem Nordsudan. Seit der Abstimmung seien weniger Waren aus dem Norden eingeführt worden, so AP. "Die Getreidelieferungen aus dem Nordsudan sowie Uganda und Kenia sind deutlich zurückgegangen", zitiert AP einen Experten vom Welternährungsprogramm der UN. Diese führe dazu, dass in einigen Grenzgebieten die Getreidevorräte zurückgingen und dies verursache einen Preisanstieg. Hinzu kommt, dass die Regierung in Khartum die Subventionen für Zucker und Benzin zurückgefahren hat, was zu einem weiteren Preisanstieg geführt hat.

Infografik Karte Sudan: Fakten und Zahlen Deu
Vom 9. - 15. Januar 2011 konnten die Südsudanesen über die Unabhängigkeit ihrer Region abstimmen

Zurück in die Heimat

Ein weiterer Aspekt der Preiserhöhung ist die gesteigerte Nachfrage nach Alltagsprodukten im Südsudan. Denn seit dem Unabhängigkeitsreferendum haben Hunderttausende Südsudanesen den Norden verlassen und sind in ihre Heimat zurückgekehrt. Umgekehrt hätten auch viele Menschen aus dem Nordsudan, die im Süden gelebt und ihre Geschäfte betrieben haben, diese geschlossen und seien nun in den Norden zurückgekehrt, so eine südsudanesische Statistikerin. Auch Händler aus Uganda und Kenia hätten die Region während des Referendums verlassen.

Zu viele Stimmen

Inzwischen wurde außerdem bekannt, dass es in einigen Regionen Unregelmäßigkeiten bei der Stimmauszählung gab. In etwa einem Zehntel der knapp 80 Bezirke wurde eine Wahlbeteiligung von über 100 Prozent festgestellt. Dort wurden also mehr Stimmzettel abgegeben, als Wähler registriert waren. Die Ergebnisse aus diesen Regionen bleiben deshalb bei der Stimmauswertung vorerst unberücksichtigt.

Lange Menschenschlange vor einem Wahllokal im Südsudan (Foto: AP)
Bei den Wahlen gab es lange SchlangenBild: picture alliance/dpa

Dass die Abweichungen einen Einfluss auf das Ergebnis der Abstimmung haben könnten, ist aber äußerst unwahrscheinlich. Dafür ist die Tendenz des Referendums zu deutlich: Bisher sprechen sich 98,8 Prozent der ausgezählten Stimmen für eine Unabhängigkeit des Südens vom Rest des Landes aus. Dennoch sollten die Unregelmäßigkeiten geklärt werden, um keine Zweifel an der Seriosität des Wahlvorgangs aufkommen zu lassen, so Reuters. Unabhängige Wahlbeobachter hatten den Prozess als glaubwürdig eingestuft.

Auflösung der Regierung

Im Fall einer Abspaltung des Südens vom Norden plant der sudanesische Präsident Omar Al-Baschir eine Auflösung der Regierung. Wie die regierungsnahe Zeitung "Al-Rayaam" schreibt, würden dann alle südsudanesischen Kabinettsmitglieder, aber auch Richter und Abgeordnete aus ihrem Amt entlassen. Dieses Vorhaben war allerdings schon abzusehen, da es in der provisorischen Verfassung des Sudan für den Fall einer Wahl für die Unabhängigkeit des Südsudan festgelegt ist. Noch wird jedoch die Ratifizierung des Wahlergebnisses des Referendums vom 9. Januar dieses Jahres abgewartet.

Autorin: Carolin Hebig (apn, dpa, rtr)
Redaktion: Christine Harjes