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Leben wie Gott in Marrakesch

29. November 2010

Marrakesch hört nicht auf zu wachsen. In den Außenbezirken wurden in den letzten zehn Jahren Apartmentkomplexe, Luxusvillen, Hotels und Golfplätze aus dem Boden gestampft. Und vor allem Franzosen kommen, um zu bleiben.

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Riad El Ouarda in Marrakesch (Foto: dpa)
Riad El OuardaBild: PA/dpa

Der Immobilienmakler Alban Pamart gerät ins Schwärmen, wenn er über den Häusermarkt von Marrakesch spricht. In der Medina, der Altstadt, hat seine Zunft besonders viel Geld mit dem Traum der Ausländer verdient: "Die ersten Riads, also die typischen Stadtpaläste, waren spottbillig. Dann stiegen die Preise und zuletzt sind sie explodiert", sagt Pamart.

Die Finanzkrise hat dem Immobilien-Boom zwar einen Dämpfer versetzt - aber nur einen leichten. Pamart sieht sehr gelassen in die Zukunft. Denn von den 20 000 Riads dürften bisher nur gut 1300 von Europäern bewohnt sein, sagt er. Es gibt noch Platz in der Medina. Und außerdem ist da noch die demographische Entwicklung.

Er wisse ja, dass es immer mehr Senioren gebe, die im Ausland leben wollten, sagt der Immobilienmakler zuversichtlich. In Europa könnten sich die Menschen künftig nicht mehr viel leisten. Viele würden sich bestimmt dafür entscheiden, ihren Ruhestand im Ausland zu verbringen.

Zielgruppe für Immobilenmakler

Häuser und menschen in Marrakesch (ARD Rabat)
MarrakeschBild: DW

Christian Pegeot und seine Frau Christiane gehören ganz klar zur Zielgruppe: Vor sechs Jahren verkauften die rüstigen Rentner ihr Haus im Elsass und zogen kurzerhand nach Marrakesch. Wohnen im eigenen Riad. Nur zwei Minuten entfernt vom magischen Platz Jamaa el Fna. Die Medina, schwärmt Christian, "d a s ist für mich Marrakesch". Deshalb wollte er nur in der Medina leben.

Das Haus der Pegeots – ein Traum vom Orient, 300 qm groß, mehr als 400 Jahre alt: Der typische Innenhof mit vier Bäumen und dem Brunnen in der Mitte. Drumherum die Kolonnaden mit den gemütlichen Sitzecken. Die großen Zimmer mit Zedernholzdecke, die Bäder mit Tadelakt-Verputz – und natürlich die Sonnenterrasse über den Dächern der Medina, mit Blick auf die mächtige Koutoubia-Moschee. Leben wie Gott in Frankreich – für das Rentnerpaar viel zu teuer. In der Medina von Marrakesch locker bezahlbar.

Kommen, um zu bleiben

Marrakesch vor den Ausläufern des Atlas-Gebirges (Foto: Bildagentur Huber)
Traumhaftes MarrakeschBild: PA/Bildagentur Huber

Die Lebensqualität sei in Marrakesch einfach unvergleichlich, erzählen die Rentner. Das Wetter sei meistens gut - genauso wie das Essen: "Hier gibt es Obst und Gemüse, das - anders als in der EU - so schmeckt, wie es schmecken soll". Und selbst der Wein, merkt Christin noch an, sei gar nicht mal so schlecht.

Christians Frau Christiane lächelt. Sie weiß, dass sie und ihr Mann nie echte Marrakchi sein werden – aber hier sind sie zu Hause, sie sind beliebt, als gute Nachbarn. Hier wollen sie bleiben.

Christians Frau Christiane lächelt. Sie weiß, dass sie und ihr Mann nie echte Marrakchi sein werden – aber hier sind sie zu Hause, sie sind beliebt, als gute Nachbarn. Hier wollen sie bleiben. Sie hätten ihr Haus in Frankreich verkauft. Jetzt würden sie gerne noch lange in Marrakesch leben und irgendwann auf dem europäischen Friedhof der Stad beerdigt weden.

Und dann murmelt Christian noch: "On n’est pas pressé... wir haben es nicht eilig" und schenkt sich noch ein Glas Rotwein ein.

Autor: Alexander Göbel

Redaktion: Klaudia Pape