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Überleben in Moskau

27. Oktober 2009

Moskau ist ein gefährliches Pflaster, da sind sich die Reiseführer einig und haben jede Menge Warnhinweise und Ratschläge parat. Aber helfen die wirklich im Großstadtdschungel?

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Fernschreiber Moskau (Grafik: DW)
Bild: DW

Vor meinem ersten Aufenthalt in Moskau bekam ich drei Ratschläge: "Pass bloß auf, wenn du Straßen überquerst!", "Halt deine Tasche gut fest!" und "Trink ja nicht aus dem Wasserhahn!".

Moskau hat knapp elf Millionen Einwohner und diese Menschenmassen sind ständig in Bewegung. Die Metro ist bei weitem das schnellste Vehikel in der Millionenstadt. Doch wer die Enge und das Gedrängel in den unterirdischen Zügen scheut, nimmt lieber das Auto - und das tun viele: In der Hauptverkehrszeit herrschen Stau und Stillstand auf den Straßen. Das macht sie aber nicht sicherer für Fußgänger. Denn in den kurzen Phasen der freien Bahn wird dafür umso kräftiger aufs Gaspedal gedrückt. Was das Passieren von Zebrastreifen angeht, ist also ein gesundes Maß an Vorsicht geboten. Verkehrsregeln sind für den gestressten Moskauer Autofahrer eher Empfehlungen, als verbindliche Vorschriften. Grund genug für meine russische Kollegin zu sagen: "Ich bin Moskauerin, natürlich habe ich Angst vor Autos!"

Tarnung und Warnung

Der gefährlichste Ort für Handtasche und Portemonnaie ist laut einschlägiger Reiseliteratur die Moskauer Metro. Hier, so werden Touristen gerne gewarnt, würde man besonders schnell um Papiere und Geldbörse gebracht. Wer dennoch Schutzmaßnahmen ergreifen will, dem empfehle ich zwei aus dem Tierreich bekannte Strategien: Tarnung und Warnung. Entweder in der Masse untergehen - grimmig gucken, drängeln und bloß nicht auffallen - oder gleich so viel Aufmerksamkeit erregen, dass sich ein potenzieller Taschendieb gar nicht erst rantraut.

Und fehlt tatsächlich einmal etwas, so gilt auch in Moskau: Die Hoffnung stirbt zuletzt. So wurde einem deutschen Kollegen der vergessene Geldbeutel sogar hinterher getragen und eine weitere Kollegin berichtet, dass ihr Handy einmal ganze 40 Minuten unbeaufsichtigt in einem Café lag, bevor sie sich daran erinnerte, zurückkam und es am gleichen Ort fand.

Filtern und kochen

Zur Wasserqualität lässt sich dieses sagen: Die Moskauer selbst trinken das Wasser aus der Leitung nur, nachdem es einem strengen Reinigungsprozess unterzogen wurde. Zunächst wird das Wasser in einem Plastikbehälter gefiltert. Wie und was da genau gefiltert wird und wo die Rückstände bleiben, ist mit immer noch nicht ganz klar. Aber nach fünf Minuten ist das Wasser zumindest gefühlt sauberer. Um auf Nummer sicher zu gehen, wird es dann noch in einem verkalkten Wasserkocher erhitzt. Das Endprodukt, und das ist bei mir wie auch bei vielen Russen, schwarzer Tee, schmeckt jedenfalls gut. Da auch mein Magen keinen Protest verlauten lässt, erkläre ich das Moskauer Leitungswasser für trinkbar - wenn es denn gefiltert und gekocht wurde.

Tatsächlich sollte in Reiseführern also folgendes stehen: Auf den Straßen lieber zwei Mal nach links und rechts gucken, in der Metro entweder unauffällig oder übertrieben auffällig auftreten und in der Küche einfach das machen, was auch die Moskauer machen: Auf das Winterende warten und Tee trinken.

Autor: Lale Eckardt

Redaktion: Kay-Alexander Scholz