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Leben ohne Leberwurst?

Peter Hille27. Oktober 2015

Das #wurstcasescenario ist eingetreten, #wurstgate beschäftigt die Welt. Ihr Entsetzen, ihre Empörung über die WHO-Studie zur Krebsgefahr durch Fleisch teilen Wurstliebhaber im Netz. Eine Strategie: Ohren zu und Wurst.

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Rezepte Streichwurst Schmierwurst Wurst
Brot, Gurken und Tischtuch gelten als unbedenklich.Bild: Imago

In den Ernährungspyramiden staatlicher Gesundheitsinstitute hocken sie seit Jahrzehnten verschämt im kleinen Eckchen unterhalb der Süßigkeiten. Dass Fleisch, Wurst und Schinken in Unmengen nicht gesundheitsfördernd sind, dürfte also bekannt sein. Und trotzdem sorgt die aktuelle Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO zur Krebsgefahr durch verarbeitetes Fleisch für einen Aufschrei bei Fleischfreunden weltweit.

Unser täglich Speck und Schnitzel - mehr als 160 Gramm Fleischwaren verzehrt etwa der Durchschnittsdeutsche jeden Tag - in Gefahr, weil gefährlich? Also: in Zukunft nur noch dünne Scheiben, oder gar Verzicht?

"NEIN!" schreibt Alex van Vught auf den englischen Facebook-Seiten der DW und hat dabei die Feststelltaste gedrückt. "Wir sind Deutsche und unsere Ernährung besteht aus verarbeitetem Fleisch." Marco Turzi aus Italien springt ihm bei: "Lasst uns den Speck behalten und stattdessen die WHO abschaffen." Auch an den Essgewohnheiten von Amira Scipione wird die Weltgesundheitsorganisation wohl nichts ändern können. "Frankenbrot mit Leberwurst, Parma-, Schwarzwälder Schinken…" zählt sie auf, was ihr schmeckt.

Der Hälfte ist es Wurst

Die Wurst-Skeptiker scheinen zumindest in den Sozialen Medien bislang in der Minderheit zu sein. Unter den DW-Followern zeigen sich nur wenige beeindruckt von der Warnung der WHO. Nach Meinung von Kaks Emmanuelz aus Uganda jedoch ist es "höchste Zeit", dass die Menschheit weniger Fleisch isst und mehr pflanzliche Nahrung.

In einer nicht-repräsentativen DW-Umfrage gibt zumindest rund die Hälfte der Teilnehmer an, in Zukunft weniger Fleisch essen zu wollen. Ob ihnen die Angst vor Darmkrebs zu schaffen macht? Oder die Sorge um den hohen Ressourcen-Einsatz für die Fleischproduktion? Oder ist es Tierliebe angesichts der Qualen, die moderne Massentierhaltung mit sich bringt? Die Userin "Sarah Cologne" meint auf den Facebook-Seiten von DW Deutsch: "Ein hoher Fleischkonsum ist ja generell nicht gesund (Fett...) und auch ökologisch sehr problematisch."

Wann kommt das Wurstpflaster?

Vielleicht fürchten manche auch schon soziale Ächtung. Wird man mit dem Wurstbrötchen in der Hand bald ähnlich schief angeschaut wie ein Raucher auf dem Kinderspielplatz?

Angesichts der vielen Späße will eine ernsthafte Diskussion im Netz über den hohen Fleischkonsum in manchen Teilen der Welt nicht so richtig aufkommen. Leonard Sikanyika aus Zambia erinnert auf den DW-Facebook-Seiten daran, dass dies bislang ein Luxusproblem für wenige ist. "Für uns hier ist das ein Lebensstil, den sich nur die Elite leisten kann." Millionen Menschen könnten sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal Schinken gesehen haben. "Das ist etwas für die industrialisierten Länder und nicht für die Menschen in der dritten Welt."

Irgendwo zwischen Resignation und Widerstand bewegt sich Andrew Sturman. "Was ist denn nicht mehr krebserregend?" fragt er rhetorisch. Eine Antwort darauf hat Rosemarie Hughey: "Weiteressen. Das Leben ist nun mal gefährlich."

Und dann gibt es noch eine Möglichkeit, mit wissenschaftlichen Erkenntnissen umzugehen. Einfach fröhlich ignorieren.