Lauschangriffe
26. April 2008Porsche-Chef Wendelin Wiedeking sollte Mitte November mit Hilfe eines Babyphones in einer Wolfsburger Hotelsuite bespitzelt werden, berichteten "Spiegel" und "Focus" am Samstag (26.04.2008). Der Versuch sei jedoch vermutlich vereitelt worden, weil Wiedekings Leibwächter das Gerät entdeckten, bevor Wiedeking das Zimmer bezog. Nun ermittle die Staatsanwaltschaft Braunschweig in dem Fall.
Noch zwei weitere Abhörfälle wurden den beiden Magazinen zufolge publik: Der frühere VW-Vorstand Wolfgang Bernhard soll bereits vor einiger Zeit in seiner Wolfsburger Privatwohnung belauscht worden sein. Und Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück sei bei Gesprächen vom Festnetz-Telefon in seinem Büro in Stuttgart-Zuffenhausen abgehört worden.
VW: Haben damit nichts zu tun
Den Berichten zufolge ist bislang unklar, wer hinter den mutmaßlichen Abhöraktionen stecken könnte. Im Fall Wiedeking hatte demnach ein Sicherheitsdienst dessen Wolfsburger Hotelsuite überprüft und hinter einem Sofa das eingeschaltete Babyphon entdeckt. Porsche gehe von einem "gezielt gegen Wiedeking gerichteten Abhörversuch aus", berichtete der "Spiegel". "Focus" zufolge war das Babyphon offenbar während des gesamten Aufenthalts von Wiedeking aktiviert. Porsche unterrichtete demnach erst vor wenigen Tagen VW über den Vorfall im Luxushotel. Am Mittwoch habe VW das niedersächsische Landeskriminalamt eingeschaltet.
Ein VW-Sprecher sagte dem Magazin, VW habe mit der Sache nichts zu tun. Porsche wollte sich laut "Focus" nicht äußern.
Konsequenzen: Abhörschutz für Betriebsrat
In der Privatwohnung des Ex-VW-Vorstands Bernhard in Wolfsburg entdeckten Privatdetektive eine Wanze, berichteten beide Magazine übereinstimmend. Das Abhörgerät hatte offenbar schon eine Weile seinen Dienst verrichtet, da die Batterie halb leer gewesen sei. Dem "Focus" zufolge hatte sich der damalige Chef der Kernmarke VW vor rund zwei Jahren darüber gewundert, dass Manager-Kollegen über vertrauliche Gesprächsinhalte informiert waren.
Bernhard, der wenige Monate später den Autobauer verließ, war laut "Focus" für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Volkswagen wollte sich demnach nicht zum Fall Bernhard äußern.
Im Fall der mutmaßlichen Bespitzelung von Porsche-Betriebsratschef Hück in der Stuttgarter Porsche-Zentrale schaltete das Unternehmen laut "Focus" die Staatsanwaltschaft Stuttgart ein. Außerdem werde Hücks Büro Mitte Mai zum abhörsicheren Komplex umgebaut, berichtete das Magazin - unter anderem mit neuen Fensterscheiben und dickeren Wänden. (mas)