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Laurent Gbagbo – Leben fürs Präsidentenamt

3. Januar 2011

Trotz allen Drucks aus In- und Ausland: Dass Laurent Gbagbo nicht freiwillig als Präsident der Elfenbeinküste zurücktritt, überrascht nicht. Sein ganzes Berufsleben lang hat er auf diesen Posten hingearbeitet.

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Laurent Gbagbo (Foto: AP)
Laurent Gbagbo - vom Lehrer zum PräsidentenBild: AP

Der Druck auf Laurent Gbagbo wächst und wächst. Doch der Verlierer der Präsidentschaftswahl vom 28. November 2010 klammert sich weiterhin an die Macht in Abidjan, Sitz seiner Regierung im Süden der Elfenbeinküste seit zehn Jahren. Und der Ort, in dem seine berufliche und politische Karriere einst begann.

Zur Welt kommt Laurent Gbagbo am 31. Mai 1945 in Mama als Kind einer katholischen Familie. Das kleine Dorf bei Gagnoa liegt gut 300 Kilometer westlich von der Millionenmetropole. Abidjan ist damals noch offiziell Hauptstadt des 19-Millionen-Volkes. Als junger Mann legt er hier 1962 sein Baccalauréat ab, das französische Abitur. Noch vor zwei Jahren war Frankreich Kolonialmacht in der Elfenbeinküste.

Engagierter Gewerkschaftler

Laurent Gbagbo jubelnd in einem Auto (Foto: Panapress)
2010 ist Gdagbo zehn Jahre an der MachtBild: picture alliance/PANAPRESS/MAXPPP

Nach seinem Studium wird Gbagbo Lehrer und engagiert sich als Gewerkschaftler. 1971 wird er deshalb zum ersten Mal verhaftet und in Militärlagern interniert. Die Auswahl seiner Themen hatte der Regierung des damaligen Präsidenten Félix Houphouet-Boigny nicht gefallen. Nach zwei Jahren kommt er frei, arbeitet an der Universität Abidjan – und bleibt politisch aktiv.

1982 gründet er im Untergrund die Front Populaire Ivoirien (FPI). Zu diesem Zeitpunkt sind in der Elfenbeinküste neben der Regierungspartei Parti Démocratique de la Côte d'Ivoire (PDCI) faktisch keine anderen Parteien zugelassen. Im selben Jahr geht Gbagbo freiwillig ins französische Exil. Von dort will er gegen den PDCI und für die Demokratie zu kämpfen.

Ende der Achtziger Jahre kehrt der Oppositionelle in sein Heimatland zurück. 1990 kandidiert er zum ersten Mal bei den Präsidentschaftswahlen – und unterliegt deutlich gegen den amtierenden Präsidenten Félix Houphouet-Boigny. Bei den ersten Parlamentswahlen mit mehreren Parteien seit der Unabhängigkeit kurze Zeit später unterliegt er erneut, seine FPI erhält allerdings neun Sitze, auch Gbagbo wird Abgeordneter. Als es zu massiven Studentenunruhen im Land kommt setzt sich der ehemalige Hochschullehrer für die Sache der Studenten ein. Erneut muss er ins Gefängnis. Diesmal für sechs Monate.

Endlich Präsident

Alassane D. Ouattara (Foto: AP)
Alassane D. OuattaraBild: AP

Nach all den Jahren in Opposition schlägt 2000 endlich seine große Stunde: Laurent Gbagbo wird Präsident. Inzwischen vertritt er vor allem nationalistische Haltungen. So will er etwa Ivorer ausländischer Abstammung von Wahlen ausschließen. Der Wahl vorausgegangen waren ein unblutig verlaufener Militärputsch und Unruhen seitdem. Auch nach Gbagbos Vereidigung beruhigt sich die Lage im Land nicht.

2002 spaltet ein Bürgerkrieg die Elfenbeinküste in Gruppen, die den Norden und Süden dominierten. Der Präsident kontrolliert den Süden. Auf Drängen der früheren Kolonialmacht Frankreich kommt ein Waffenstillstand zu Stande, im Pariser Vorort Marcoussis wird ein Friedensplan ausgehandelt, den Gbagbo zwar ablehnt, aber anerkennt. Bei Demonstrationen der Opposition gegen die Regierung kommt es 2004 zu Protesten und Ausschreitungen. Ein UN-Bericht spricht später von Massakern, bei denen Armee und Polizei 120 Menschen, meist unschuldige Zivilisten, getötet haben sollen. Noch im selben Jahr treffen 6.000 UN-Soldaten an der Elfenbeinküste ein, um 4.000 französische und 1.400 afrikanische Militärs bei der Sicherung der Pufferzone zwischen Norden und Süden zu unterstützen.

Gbagbos Amtszeit soll eigentlich 2005 enden. Doch nach dem offiziellen Kriegsende wird sie immer wieder vom Friedens- und Sicherheitsrat der Afrikanischen Union verlängert – bis zum Tag der Stichwahl, dem 28. November 2010. Alassane D. Ouattara, bereits von 1990 bis 1993 Premierminister, gewinnt und wartet seitdem, dass Laurent Gbagbo seinen Platz räumt.

Autor: Michael Borgers

Redaktion: Arne Lichtenberg