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"Lateinamerika muss offen sein"

Manuela Kasper-Claridge, z.Zt. in Puerto Vallarta17. April 2012

Ein Streit hat die Eröffnung des Weltwirtschaftsforums Lateinamerika in Mexiko überschattet: Argentinien hat angekündigt, die Tochterfirma des spanischen Ölkonzerns Repsol zu verstaatlichen.

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World Economic Forum Lateinamerika in Porto Vallarta, Mexiko (Foto: DW) Fotos von Manuela Kasper-Claridge, DW
Bild: DW/M. Kasper-Claridge

Seinen Besuch in Mexiko hatte sich der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy sicher anders vorgestellt. Als er am Morgen in Puerto Vallarta zur Eröffnung des "World Economic Forum on Latin America" eintraf, gab es nur ein Thema: die geplante Verstaatlichung der argentinischen Tochter des spanischen Ölkonzerns Repsol. Dutzende Kamerateams warteten auf eine Stellungnahme, aber der Spanier wollte keine Pressekonferenz geben.

Die Ankündigung von Argentiniens Präsidentin Cristina Kirchner, die Repsol Tochter YPF kurzerhand zu verstaatlichen, hat die Spanier so überrascht, dass sie wahrscheinlich noch auf dem langen Flug nach Mexiko über Gegenmaßnahmen diskutierten. Schließlich nutzte Regierungschef Rajoy das Forum in Puerto Vallarta doch, um sich mit deutlichen Worten an Argentinien zu wenden.

Auswirkungen auf spanische Investitionen

"Diese Entscheidung Argentiniens stört die ökonomischen Beziehungen zwischen beiden Ländern nachhaltig", sagte Rajoy auf der Eröffnungsveranstaltung, bei der es eigentlich um die Lage der Weltwirtschaft gehen sollte. "Wenn Gesetze einfach verändert werden, wenn Regeln nicht mehr gelten, dann wird das Auswirkungen auf die Investitionen spanischer Unternehmen in dem Land haben."

Klare Worte, nicht nur an die Adresse Argentiniens. Rajoy betonte, das die bisher guten wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Spanien und Lateinamerika nur funktionieren können, wenn es freien, ungestörten Handel gebe und Unternehmen nicht die Verstaatlichung fürchten müssten.

Mexikos Präsident Felipe Calderon und Spaniens Premierminister Mariano Rajoy (rechts) (Foto: Reuters)
Mexikos Präsident Felipe Calderon und Spaniens Premierminister Mariano Rajoy (rechts)Bild: Reuters

Lateinamerika ist nicht Argentinien

Der mexikanische Präsident Felipe Calderon stimmte dem sofort zu. Er erklärte, die Region sei weiterhin auf Kapitalfluss aus dem Ausland angewiesen, und ausländische Unternehmen könnten selbstverständlich frei agieren. Es sollte deutlich werden: Die geplante Verstaatlichung in Argentinien ist ein Einzelfall.

Mexikos Präsident Calderon sieht sich ohnehin als Verfechter eines freien Handels. In seinem Einführungsvortrag beim World Economic Forum hob er mit Statistiken und Grafiken die mexikanischen Wirtschaftserfolge hervor. Mexiko habe seine Wirtschaft massiv liberalisiert, so seien über 16.000 Regeln und Vorschriften abgeschafft worden. Das Resultat sei eine Wirtschaft, die wachse, Arbeitsplätze schaffe und mit drei Prozent die niedrigste Inflationsrate Lateinamerikas habe.

Einkommensunterschiede wachsen

Calderon empfiehlt das Rezept der freien Märkte für ganz Lateinamerika. Doch ist dies wirklich ein Erfolgsrezept? Nicht jeder Teilnehmer des Forums würde dem zustimmen. In den kleinen Diskussionsrunden am Rande wurden immer wieder die wachsenden Einkommensunterschiede in der Region diskutiert. Der Zugang zu Bildung etwa sei oft von der wirtschaftlichen Situation der Eltern abhängig.

Selbst Calderon mahnte, dass an den wirtschaftlichen Erfolgen alle Bevölkerungsschichten teilhaben müssten. Wie das geschehen kann, auch das werden die 900 Teilnehmer des Weltwirtschaftsforums in Puerto Vallarta noch diskutieren.