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Laszlo Csatary in Budapest verhaftet

18. Juli 2012

Fast 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs hat Ungarn einen mutmaßlichen Nazi-Kriegsverbrecher festgenommen. Laszlo Csatary lebte 17 Jahre unentdeckt in Budapest. Das Simon-Wiesenthal-Zentrum hatte ihn aufgespürt.

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Festnahme von Laszlo Csatary in Budapest (Foto:MTI, Bea Kallos/AP/dapd)
Festnahme von Laszlo Csatary in BudapestBild: dapd

Ungarn hat den vor kurzem in Budapest enttarnten mutmaßlichen NS-Verbrecher Laszlo Csatary festgenommen. Der mittlerweile 97-jährige soll an der Deportation von 15.700 Juden in das Konzentrationslager Auschwitz beteiligt gewesen sein. Die Staatsanwälte beantragten die Verhängung eines Hausarrests. Damit könnten die ungarischen Behörden ihm auch den Reisepass abnehmen. Csatary sei angesichts seines Alters in gutem körperlichem und geistigem Zustand, hieß es.

Das Simon-Wiesenthal-Zentrum hatte Csatary unter Mitwirkung der britischen Boulevardzeitung "The Sun" kürzlich in Budapest aufgespürt und der Staatsanwaltschaft Hinweise auf seinen Aufenthaltsort gegeben. Die jüdische Menschenrechtsorganisation hatte die "Operation Letzte Chance" ins Leben gerufen, mit der Nazis aus dem Zweiten Weltkrieg zu Rechenschaft gezogen werden sollen. Auf diese Weise hatte sie selbst Informationen über den möglichen Aufenthaltsort Csatarys erhalten.

Deportation von fast 16.000 Juden

Csatary steht ganz oben auf der Liste des Wiesenthal-Zentrums mit den meistgesuchten Kriegsverbrechern. Als ehemaliger Polizeichef von Kosice im ungarisch besetzten Teil der Slowakei soll er 1941 maßgeblich an der Deportation von 300 Juden in die Ukraine beteiligt gewesen sein. 1944 soll Csatary bei der Deportation von 15.700 Juden in das Konzentrationslager Auschwitz eine wichtige Rolle gespielt haben. Dafür war er 1948 in der Tschechoslowakei in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden.

Nach dem Krieg hatte er sich laut Simon-Wiesenthal-Zentrum nach Kanada abgesetzt, wo er lange als Kunsthändler lebte. Nach seiner Enttarnung durch die kanadischen Behörden 1995 übersiedelte Csatary nach Ungarn, wo er offenbar bis heute unbehelligt lebte.

rv/det (dap, dpa)