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"Philae" macht Forscher noch einmal glücklich

Jens Jensen5. September 2016

Er nahm ein tragisches Ende: Einsam im All verstummte Roboter "Philae" in eisiger Kälte. Jetzt entdeckten Wissenschaftler die Stelle, wo die kleine Maschine ihre letzten Signale aussandte - in überaus misslicher Lage.

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In diesem Zielgebiet wurde der Roboter lange Zeit vergeblich gesucht (Foto: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team MPS/UPD/LAM/IAA/SSO/INTA/UPM/DASP/IDA)
Obskures Objekt der Begierde: In diesem Zielgebiet wurde der Roboter lange Zeit vergeblich gesuchtBild: ESA/Rosetta/MPS for OSIRIS Team

Neue Bilder rühren noch einmal an den Schmerz einer gescheiterten Beziehung. Die Wissenschaftler im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hatten im kühlschrankgroßen Roboter "Philae" von Anfang an ein widerborstiges Gegenüber. Ihre Nachrichten wurden nur gelegentlich erwidert; die Liaison blieb frostig.

Die kleine Maschine hatte nach zehnjähriger Reise im November 2015 auf dem Kometen Tschuri aufgesetzt, rund 510 Millionen Kilometer von uns entfernt. Und auch in kommunikativer Hinsicht blieb immer ein unüberwindlicher Abstand: Mal meldete sich der Landeroboter und funkte sensationelle Daten zur Erde, dann wieder blieb er für lange Zeit stumm.

Keine Schuld an seinem Schweigen

Die jüngsten Aufnahmen, die beim DLR helle Aufregung auslösten, beweisen endgültig, dass "Philae" an der misslungenen Beziehung zu den Weltraumwissenschaftlern keine Schuld trägt. Das Bild einer seelenlosen On-off-Affäre hatte sich schon zuvor gewandelt. Denn in Wahrheit lag das Scheitern im missglückten Anfang. Der ursprüngliche Plan: "Philae" setzt - als erstes Landemodul auf einem Kometen überhaupt - mit seinen drei Beinen auf, bohrt eine Harpune in den Boden und beginnt mit der Arbeit. Doch dann kam alles ganz anders.

Simulierte Landung auf dem Zielkometen Tschuri (Archivbild: dpa)
Alles kam anders: Simulierte Landung auf dem Zielkometen TschuriBild: picture-alliance/dpa/Foto: ESA/ATG medialab

"Philae" prallte beim ersten Aufsetzen wieder ab und kam erst nach mehreren Hüpfern auf dem Kometen zum Stehen - unglücklicherweise im Schatten. Damit war das Verhältnis zu den Wissenschaftlern von Beginn an frostig: "Philae" war schlapp und fiel mangels Sonnenenergie in einen Kälteschlaf. Zwar meldete sich der Lander nach siebenmonatigem Schweigen unvermittelt im Juni vergangenen Jahres bei den Forschern in Köln. Doch die Freude währte nicht lange: Im Juli kam ein letztes Lebenszeichen, ehe der Roboter für immer verstummte.

Das Tragische dieser Distanzbeziehung war die Ungewissheit auf Seiten der Wissenschaftler, wie es ihrem Gegenüber in der Ferne erging. Sie konnten "Philaes" Standort sogar auf 50 Meter genau eingrenzen - doch niemand wusste, wo er tatsächlich steckt.

Nun ist die Suche zu Ende. Und das Ergebnis passt zu einem Melodram. Kurz vor Ende ihrer Mission sandte die Raumsonde "Rosetta" Aufnahmen einer Hochleistungskamera, die das Rätsel lösen. Sie zeigen den kleinen Roboter in gänzlich hofflungsloser Lage - eingeklemmt in einer dunklen Erdspalte des Kometen Tschuri, der amtlich den leidenschaftslosen Namen 67P/Tschurjumov-Gerassimenko trägt. Auf dem Schweifstern, in dessen Nächten die Temperaturen unter 180 Grad Celsius sinken, ist "Philae" in den ewigen Winterschlaf gefallen. Aber auch Sonde "Rosetta" steht dieses Schicksal bevor: Nahe bei "Philae" soll sie am 30. September auf Tschuri landen. In ihrem eisigen Ende sind die beiden dann für immer vereint.

jj/wl (dpa, afp)