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Maschinenbau im Zwiespalt

4. November 2009

Der deutsche Maschinenbau ist besonders stark von der Krise betroffen. Auftragseingänge brachen teilweise um die Hälfte ein. Doch es gibt auch Ausnahmen.

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Arbeiter in einer Montagehalle (Foto: DW)
Maschinenbauer haben es im Moment schwerBild: DW-TV

Die technologische Vorzeigebranche "Deutscher Maschinenbau" ist immer noch unter Druck, manche kleine technische Kommunikation-Unternehmen können sich dem Abstiegstrend jedoch widersetzen.

Die Firma Backens Telecom in Hilden bei Düsseldorf kann auch dieses Jahr nicht klagen. Der Auftragseingang im Januar 2009 reichte bis Mai. Und in den Folgemonaten konnten auch weitere Aufträge erworben werden, so dass das Unternehmen bis ins Jahr 2010 volle Auftragsbücher hat und von der Krise bisher verschont geblieben ist.

Das Unternehmen installiert Telefonanlagen und ist auch in der Gebäudeverkabelung tätig. Der Geschäftsführer Thomas Klasen erwartet für dieses Jahre eine Steigerung des Ergebnisses von bis zu 15 Prozent. Sogar neue Kunden sind gewonnen worden. Das ist nur möglich gewesen durch einen Service, der dann beginnt, wenn die eigentliche Arbeit getan wurde, meint Thomas Klasen. Die Betreuung des Kunden nach der Installation von Anlagen wird bei Backens Telecom ganz groß geschrieben.

Gute und engagierte Mitarbeiter das A und O

Eine Hand entnimmt dem Geldschlitz eines Bankautomaten die gewünschten Banknoten (Foto: dpa)
Banken zögern, Mittelständlern Kredite zu gewährenBild: dpa

Um diese Dienstleistung zu sichern, sind gute Mitarbeiter unverzichtbar. Das hatte dieses Jahr zur Folge, dass sich das Unternehmen von einigen Mitarbeitern trennen musste, die den hohen Anspruch an Qualität und Service nicht erfüllten. Denn damit steht und fällt das eigentliche Geschäft.

So hat das Unternehmen die vergangenen Jahre auch eine Kundenkartei aufgebaut für das Telefonmarketing, um insbesondere auch die Stammkunden zu betreuen. Denn zufriedene Kunden sind die besten Werbeträger. Ihre Empfehlungen tragen zum geschäftlichen Erfolg ein, unterstreicht Thomas Klasen.

Noch immer gibt es den Wermutstropfen "Banken". Wer jetzt eine Wachstumsstrategie verfolgen möchte und Kredite benötigt, von dem werden so viele Sicherheiten verlangt, dass er sich den Kredit eigentlich selbst auszahlen kann, meint Thomas Klasen. Das ist nach wie vor das große Problem. Banken scheinen auf den Finanzmärkten durchaus Risiken einzugehen, nicht aber im Kreditgeschäft für Mittelständler.

Vorsicht zahlt sich aus

Produktionsstätte der Firma Centa (Foto: Centa)
Die Firma Centa stellt Kupplungen für Windräder und Schiffe herBild: Centa

Ähnlich sieht das auch der Geschäftsführer Bernd Kirschey von der Firma Centa, ein Maschinenbauer in Haan bei Düsseldorf. Für Centa steht allerdings das Problem Kredit nicht auf der Tagesordnung, da der Boom der vergangenen Jahre und eine solide Finanzierung derzeit keine zusätzlichen Kreditverhandlungen erforderlich macht. Diese Vorsicht zahlt sich heute aus, denn wie viele Maschinenbauer hat Centa eine gravierende Flaute im Auftragseingang zu verkraften, die im Januar diesen Jahres noch nicht abzusehen war und sich erst im Februar und März festigte.

Im Dezember 2008 sah dies noch völlig anders aus; die Bestellungen bei den Vorlieferanten konnten nicht schnell genug geordert werden. Dass der Umsatz um bis zu 25 Prozent einbricht, damit hatte niemand gerechnet; es sind fast alle Regionen weltweit betroffen. Eine Ausnahme ist China, wo Centa eine Steigerung des Absatzes von etwa 20 Prozent erwartet, so der Geschäftsführer Bernd Kirschey.

Langsame Erholung

Qualitätskontrolle bei der Firma Centa (Foto: Centa)
Fingerspitzengefühl nicht nur bei der Produktion gefragtBild: Centa

Um die schwierige Entwicklung zu meistern, mussten leider auch gute Zeitarbeiter entlassen werden, die man gerne übernommen hätte. Auch die Arbeitszeitmodelle mussten geändert werden, damit auf die schwierige Lage entsprechend reagiert werden konnte.

Fingerspitzengefühl war auch bei manchen Kunden gefragt, die ebenfalls Absatzprobleme hatten. Auf juristische Erfüllung von Verträgen konnte man in dieser Situation nicht ohne weiteres pochen, um Kunden auch über die Krise hinaus zu behalten.

Bis zu fünf Jahre wird die Erholung im Maschinenbau möglicherweise dauern, so die Prognose des Geschäftsführers Bernd Kirschey, bevor das Niveau von 2008 wieder erreicht wird.

Autor: Klaus P. Weinert
Redaktion: Zhang Danhong