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Löw bleibt Bundestrainer

20. Juli 2010

Joachim Löw verlängert seinen Vertrag mit dem DFB. Auch Teammanager Oliver Bierhoff und der Trainerstab bleiben weitere zwei Jahre dabei. Löw hatte sich Zeit für seine Entscheidung genommen.

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Bundestrainer Löw bei der DFB- Pressekonferenz Foto: AP
Löw bleibt bis 2012Bild: AP
Löw und Zwanziger schütteln sich die Hand. Foto: AP
Handschlag zwischen Bundestrainer und DFB-ChefBild: AP

"Nach der WM war mein Akku leer", sagte Joachim Löw. Deshalb musste Fußball-Deutschland neun Tage lang auf seine Entscheidung warten. Jetzt hat sich der Bundestrainer durchgerungen. Der 50-Jährige verlängert seinen Vertrag mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) um zwei weitere Jahre bis Mitte 2012. Teammanager Oliver Bierhoff, Assistenztrainer Hans-Dieter Flick und Torwarttrainer Andreas Köpke bleiben an Löws Seite, wenn es um das nächste große Ziel der Nationalmannschaft geht: den Gewinn der Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine.

"Mannschaft hat Potential"

"Wir haben bei der WM sehr viel Spaß mit unseren Spielern gehabt", sagte Bundestrainer Löw bei der Pressekonferenz des DFB. Die Spieler seien noch entwicklungsfähig. "Wir sehen viel Potential, wir haben viele Ideen." Das Trainerteam setzt also auf Kontinuität. "Für uns war es wichtig, die Mannschaft weiterzuführen und voranzubringen. Das ist kein Selbstläufer", meinte auch Teammanager Bierhoff. Die Entscheidung weiterzumachen fiel nach den Worten Löws am vergangenen Wochenende. Er habe die Nationalspieler per SMS darüber informiert. "Sie sind ja derzeit im Urlaub, überall auf der Welt. Vielleicht habe ich einige von ihnen geweckt." Manche wie Bastian Schweinsteiger oder Miroslav Klose hätten ihn zu seiner Entscheidung beglückwünscht und sich bedankt, dass er seine Arbeit fortsetze.

Mannschaft steht um Löw beim letzten Training vor dem WM-Spiel gegen England. Foto: AP
Die Spieler hören auf Löw - nicht nur beim Abschlusstraining für das WM-Spiel gegen EnglandBild: AP

DFB-Chef Zwanziger lässt eigene Zukunft offen

Auch DFB-Präsident Theo Zwanziger machte aus seiner Freude darüber, dass Löw und Co. bleiben, keinen Hehl. Diese Frage habe er klären wollen, bevor er sich mit seiner eigenen Zukunft befasse, sagte Zwanziger: "Ich werde mir jetzt in Ruhe Gedanken machen, was für den Verband und für mich richtig ist." In den vergangenen Tagen war berichtet worden, der 65 Jahre alte DFB-Chef sei amtsmüde und wolle zurücktreten.

Vorzeitige Verlängerung geplatzt

Mit jedem Tag, den Löw schwieg, hatten sich die Spekulationen vermehrt, ob der Bundestrainer seinen Hut nehmen würde oder nicht. Während der WM in Südafrika weigerte sich Löw beharrlich, zu seiner Zukunft beim DFB Stellung zu nehmen. Die Frage sei "völlig offen". DFB-Chef Theo Zwanziger warb bereits während der WM intensiv um Löws Verbleib als Bundestrainer.

Bierhoff, Löw und Zwanziger im Janaur. Foto: dpa/pa
Bierhoff, Löw und Zwanziger (v.l.) im FebruarBild: picture alliance/dpa

Dabei war es Zwanziger gewesen, der Anfang des Jahres mitverantwortlich dafür war, dass eine vorzeitige Vertragsverlängerung mit lautem Getöse geplatzt war. Vor Weihnachten 2009 hatte der DFB-Chef zunächst ohne Absprache mit Löw verkündet, er habe sich mit dem Bundestrainer per Handschlag geeinigt. Dann ließ der DFB hohe finanzielle Forderungen von Verhandlungsführer Bierhoff an die Öffentlichkeit durchsickern. Löw und Bierhoff waren verärgert über diese Indiskretionen. Mit Mühe und Not wurde Anfang Februar der offene Bruch zwischen beiden Seiten verhindert. Die Entscheidung über eine Vertragsverlängerung wurde auf die Zeit nach der WM vertagt.

Glänzende Bilanz

Löw mit Co-Trainer Flick im blauen Pullover bei der WM in Südafrika. Foto: dpa/pa
Erfolgreiches Gespann: Löw mit Co-Trainer FlickBild: picture-alliance/dpa

Joachim Löw arbeitet - wie Bierhoff - seit 2004 für den DFB. Zunächst war er zwei Jahre lang Assistent des damaligen Teamchefs Jürgen Klinsmann. Nach der WM 2006 in Deutschland trat Klinsmann ab, Löw wurde Bundestrainer. Seine Bilanz kann sich sehen lassen. 39 Siege in 56 Länderspielen stehen zu Buche. Einzig ein Titel fehlt Löw noch. Er führte die Nationalmannschaft 2008 bei der Europameisterschaft in Österreich und der Schweiz bis ins Finale, wo sie 0:1 gegen Spanien verlor. Bei der WM in Südafrika begeisterte das von Löw aufgebaute junge deutsche Team um WM-Torschützenkönig Thomas Müller, Spielmacher Mesut Özil und Bastian Schweinsteiger die Fußballwelt. Platz drei war ein mehr als verdienter Lohn.

Positives Echo

Kombibild Ballack und Lahm im Nationaltrikot mit Kapitänsbinde. Foto: AP/Kombi: DW
Ballack (l.) oder Lahm als Kapitän?Bild: AP/Montage DW

Ob Fans, Experten oder Politiker – alle sprachen sich anschließend dafür aus, dass Joachim Löw Bundestrainer bleiben solle. Entsprechend groß ist jetzt die Erleichterung darüber, dass Löw seinen Vertrag verlängert hat. Vertreter der Bundesliga, der Clubs sowie Spieler begrüßten die Entscheidung. "Die Nationalmannschaft hat in Südafrika eine hervorragende Vorstellung abgeliefert und eine vielversprechende Zukunft vor sich", sagte Reinhard Rauball, der Präsident der Deutschen Fußball-Liga (DFL). "Von daher war es nur folgerichtig, in dieser Frage auf Kontinuität zu setzen." Und auch Nationalspieler Michael Ballack meldete sich zu Wort: "Die Mannschaft vertraut Joachim Löw. Deshalb wird der von ihm eingeschlagene Weg richtigerweise fortgesetzt." Ob Ballack oder Philipp Lahm künftig Kapitän des Nationalteams sein wird, ließ Löw bei der Pressekonferenz übrigens offen. Er werde sich vor dem ersten Länderspiel nach der WM entscheiden, also vor dem 11. August. Dann spielt Deutschland in Kopenhagen gegen Dänemark.

Autor: Stefan Nestler
Redaktion: Wolfgang van Kann