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Kämpfe in Kundus halten an

2. Oktober 2015

Seit zwei Tagen versucht die afghanische Armee die von den Taliban besetzte Stadt Kundus zurückzuerobern. Das ist nur zum Teil gelungen. Noch immer haben sich Islamisten in Privathäusern verschanzt.

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Afghanische Soldaten und Freiwillige auf ihrem Weg nach Kundus (Foto: dpa)
Afghanische Soldaten und Freiwillige auf ihrem Weg nach KundusBild: picture-alliance/AP Photo/N. Rahimi

Der amtierende Provinzgouverneur Hamdulla Danischi erklärte, die Taliban würden Zivilisten als menschliche Schutzschilde missbrauchen. Größere Kämpfe gebe es aber nicht mehr. Diese Einschätzung teilt auch Abdul Samad, der in Kundus lebt. Der Deutschen Welle (DW) erklärte er, dass nur noch um einzelne Häuser gekämpft werde. Allerdings seien dabei schon zahlreiche Menschen ums Leben gekommen. Ohnehin leide die Zivilbevölkerung seit Tagen unter den anhaltenden Gefechten. Alle Läden seien geschlossen, die Lebensmittel gingen zur Neige. Jeder, der könne, verlasse die Stadt.

Die Taliban hatten Kundus am Montag überrannt. Am Donnerstag gelang es der afghanischen Armee mit ausländischer Unterstützung, zumindest das Stadtzentrum wieder unter Kontrolle zu bringen. Auch die Bundeswehr hatte nach Angaben des Berliner Verteidigungsministeriums Soldaten nach Kundus gebracht, um die afghanische Armee im Kampf gegen die Taliban zu beraten. Eine unmittelbare Beteiligung an den Kämpfen habe es aber nicht gegeben. Die Bundeswehr kennt sich in der Region um Kundus bestens aus. 2003 errichtete sie dort ein großes Feldlager. Vor zwei Jahren wurden dann die letzten deutschen Soldaten aus der nordafghanischen Stadt abgezogen.

"Schwerste Verbrechen"

Amnesty International warf den Taliban vor, bei ihrem Eroberungszug in Kundus schwerste Verbrechen begangen zu haben. Mit Morden an Zivilisten, Gruppenvergewaltigungen und Entführungen hätten die islamistischen Kämpfer in kürzester Zeit eine Schreckensherrschaft in der knapp 130.000 Einwohner zählenden Stadt errichtet, heißt es in einer Erklärung der Menschenrechtsorganisation. Amnesty bezieht sich dabei auf zahlreiche Berichte von Augenzeugen, die sich auch mit den Informationen, die der DW vorliegen, decken.

Frau erschossen

So berichtete eine Frauenaktivistin der Deutschen Welle, die Taliban hätten eine Liste, mit der sie von Haus zu Haus zögen und Aktivisten ins Visier nähmen. So hätten sie eine Provinzratsabgeordnete vergeblich gesucht und daraufhin ihren Mann verschleppt. Die Gewalt richte sich auch gegen einfache Frauen. Eine alte Frau sei auf der Straße einfach so erschossen worden.

Unterdessen sind im Osten Afghanistans beim Absturz eines Militärflugzeugs mindestens elf Menschen getötet worden. Unter den Opfern sind nicht nur US-Soldaten sondern auch Zivilisten, die sich zum Zeitpunkt des Unglücks am Boden befanden. Die Taliban behaupten, sie hätten die Maschine abgeschossen.

djo/wl (afp, ap, DW, rtr)