Neue UN-Klimadaten
20. November 2007Die Unterzeichner-Staaten des Kyoto-Protokolls werden ihr gemeinsames Emissionsziel bis 2012 voraussichtlich erreichen. Die 36 Staaten, die ihren Treibhausgasausstoß im Vergleich zu 1990 um 5 Prozent senken wollten, könnten sogar 10,8 Prozent schaffen, wie das UN-Klimasekretariat am Dienstag (20.11.2007) in Bonn mitteilte. Deutschland schaffte bis zum Jahr 2005 laut der Statistik eine Reduzierung um 18,4 Prozent - und ist damit auf dem Weg, sein 21-Prozent-Ziel zu erreichen oder sogar zu übertreffen.
Für die Zeit nach Kyoto hat die Bundesregierung das Ziel einer Senkung um 40 Prozent ausgegeben. Der Chef des UN-Klimasekretariats, Yvo de Boer, lobte ausdrücklich die Bemühungen Deutschlands um den Klimaschutz - sowohl bei der Einhaltung der eigenen Kyoto-Verpflichtungen wie auch als EU- und G8-Vorsitzender in diesem Jahr.
EU-Staaten bleiben hinter ihren Versprechen zurück
Die europäische Statistik fällt deutlich schlechter aus als der weltweite Vergleich: 15 EU-Staaten haben zugesagt, die Treibhausgas-Emissionen um acht Prozent zu drücken. Hiervon wurden den UN-Daten zufolge jedoch erst 1,5 Prozent erreicht. Außer Deutschland seien nur Großbritannien, Frankreich und Schweden in der Lage, ihr Emissionsziel bis 2012 ohne zusätzliche Maßnahmen zu erreichen.
Zahlreiche Länder haben ihren Treibhausgas-Ausstoß zwischen 1990 und 2005 deutlich erhöht: So stiegen etwa die Emissionen in Spanien in den ersten 15 Jahren des Kyoto-Abkommens um 53,3 Prozent. Eigentlich hatte sich Spanien verpflichtet, seinen Ausstoß um nicht mehr als 15 Prozent zu erhöhen. Hohe Zuwachsraten gibt es auch in den Kyoto-Staaten Portugal (42,8 Prozent) und Griechenland (26,6). Auch außerhalb Europas stiegen die Emissionen an: Die USA, die sich gegen das Protokoll sperrten, erhöhten ihren Ausstoß um 16,3 Prozent. Australien verbucht gar einen Anstieg um 25,6 Prozent.
Treibhausgas-Ausstoß vor neuem Höchststand
Die Klimagas-Emissionen stiegen in den Industrienationen 2005 im Vergleich zu 1990 "beinahe" auf einen neuen Rekordstand, erklärte de Boer. Er rief deshalb eindringlich dazu auf, auf der Weltklimakonferenz auf Bali im Dezember eine Wende einzuleiten. "Wir haben zehn bis 15 Jahre, diesen Trend umzukehren", sagte De Boer. Der jüngste Anstieg sei auf anhaltendes Wirtschaftswachstum und die wirtschaftliche Belebung in Osteuropa zurückzuführen, erklärte er. Am stärksten stiegen die Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor an.
De Boer gibt sich vor Bali dennoch optimistisch: Die Signale seien ermutigend, dass auf der Konferenz vom 3. bis 14. Dezember ein Durchbruch möglich sei, erklärte der UN-Experte. Auf der Konferenz müsse die Staatengemeinschaft sich auf den Beginn von Verhandlungen über ein Kyoto-Folge-Abkommen, die einzelnen Verhandlungspunkte und eine Frist für den Abschluss der Gespräche einigen, forderte er. Andernfalls sei der Gipfel als "Fehlschlag" zu werten. Im Mittelpunkt der Verhandlungen müssten die Reduktion der Emissionen, die Anpassung an den Klimawandel, der Technologietransfer und Finanzhilfen für arme Länder stehen.
De Boer fordert Einigung mit Washington
De Boer forderte auch dazu auf, eine Einigung mit Washington zu suchen. "Eine langfristige Klimapolitik, die die USA nicht einbezieht, macht in meinen Augen keinen Sinn", sagte er. Die USA sind der weltgrößte Emittent von Treibhausgasen. Wenn die Nummer eins bei einem Klimavertrag nicht mitmache, warum sollte sich dann China als Nummer zwei beteiligen, fragte De Boer. Zugleich würdigte er die Anstrengungen Chinas, auch ohne feste Kyoto-Reduktionsziele eine ehrgeizige Klimapolitik anzustreben. (tos)